Logytel Headquarter in Alcalá de Henares

Verschattung durch Auskragung, Kühlung durch Geothermie

Im Landesinneren der iberischen Halbinsel hat die Gebäudetechnik vorrangig eine Aufgabe: effizient zu Kühlen. Bei durchschnittlichen Temperaturen von über 30 Grad in den Sommermonaten (sieben Grad weniger sind es beispielsweise in Berlin) ging es deshalb beim Neubau der Firmenzentrale des spanischen Herstellers von Sicherheitssystemen Logytel in Alcalá de Henares darum, das Gebäude so zu gestalten und auszustatten, dass im Inneren eine wohltemperierte Arbeitswelt entsteht. Alcalá de Henares ist Teil der Comunidad de Madrid und liegt nordöstlich der spanischen Hauptstadt, der Neubau entstand am Ortsrand in einem Gewerbegebiet nach Plänen des madrilenischen Architekturbüros Alarcón + Asociados.

Zwischen weit spannenden und auskragenden Hohlraumdecken aus Sichtbeton liegen drei frei bespielbare Bürogeschosse
Durch die Auskragung der Deckenplatten gelangt das mitunter gleißende Tageslicht blendfrei und ohne störende Reflexionen ins Innere
Bei den Decken handelt es sich um sogenannte Holedeck-Konstruktionen, die einer Belgischen Waffel nicht unähnlich sind

Über einem sich unruhig aus einer Anhöhe entwickelnden Sockel liegen zwischen auskragenden Deckenplatten aus rotem Beton die großflächig verglasten Bürogeschosse des Firmensitzes. Über Rampen und Treppen erreichen die Mitarbeiter sowohl die im überaus geräumigen Sockel untergebrachte Garage, als auch den Haupteingang. Dieser ist samt offener Treppenanlage in den oberirdisch rational angelegten Baukörper diagonal und gebäudehoch eingeschnitten.

In den drei Hauptgeschossen steht jeweils eine große, frei bespielbare Fläche aus zwei mal vier Rasterfeldern zur Verfügung mit einen ungefähr in der Mitte platzierten Kern und lediglich zwei Betonstützen im Raum. Die Kassettendecken aus Sichtbeton spannen rund zwölf Meter weit, liegen in der Fassadenebene wiederum auf Strebepfeiler-ähnlichen Betonstützen auf und kragen dann aus, um die umlaufenden Fensterflächen zu verschatten. So gelangt das mitunter gleißende Tageslicht blendfrei und ohne störende Reflexionen ins Innere. Bei den Decken handelt es sich um sogenannte Holedeck-Konstruktionen, die einer Belgischen Waffel nicht unähnlich sind. Die im Quadratraster angeordneten Stege mit einem Achsmaß von 80 cm bilden offene Kassetten aus, in die Leuchten, Lüftungsauslässe, Sprinkler und ähnliches platziert werden können. Die Stege haben ihrerseits jeweils ein Loch, sodass eine einfache und halb offene Leitungsführung sämtlicher Kabel und Rohre in der Deckenebene möglich ist, die sich auch leicht warten und revidieren lässt. In die Hohldeckenkonstruktion ist auch ein LED-Beleuchtungssystem integriert, dessen Beleuchtungsstärke sich stufenlos zwischen 200 und 500 Lux steuern lässt.

Die Fassade aus gedämmten Sandwich-Modulen mit einem Öffnungsanteil von 50% ist vom Tragwerk thermisch getrennt. Die Fenster sind dreifach verglast, die Brüstungsbereiche geschlossen. Außenseitig sind sie mit Goldfarben eloxiertem Aluminium verkleidet, innenseitig mit Eichenholz.

Gebäudetechnik
Zur Klimatisierung der Innenräume im Sommer werden die kühleren Temperaturen des Erdreiches genutzt. Unterhalb des Gebäudes wurden neun oberflächennahe Geothermiefelder aus 180 Meter langen, mäanderförmig verlegten Rohrregistern angelegt. Über das Dach wird warme Frischluft angesaugt und durch ins vertikale Tragsystem integrierte Luftkanäle ins Erdreich geleitet, wo sie auf ihrem Weg durch die Register deutlich herabkühlt. Anschließend wird sie wieder hinauf ins Gebäude geführt und in den Etagen abgegeben. Die verbrauchte, erwärmte Luft aus den Innenräumen wird über die Geschossdecken abgeführt und über das Dach aus dem Gebäude heraus geleitet. Wenn darüber hinaus in der Nacht quer gelüftet wird, kann auf eine mechanische Klimatisierung gänzlich verzichtet werden.

In den Wintermonaten wird umgekehrt die nun kältere Außenluft innerhalb des Erdreichs aufgewärmt und ebenfalls weiter ins Gebäude geleitet. Sollte dies nicht ausreichen, werden die Bürogeschosse über thermisch aktivierte Rohre in den Decken beheizt. Die Wärmeenergie hierfür stellt eine solarthermische Anlage bereit. Die auf dem Dach installierten Vakuum-Röhrenkollektoren zeichnen sich durch einen hohen Wirkungsgrad in der kühleren Jahreszeit aus. Ein Gas-Brennwertkessel deckt Spitzenlasten ab.

Bautafel

Architekten: Alarcón + Asociados, Madrid
Projektbeteiligte: Jorge Conde (Idee), Madrid (Statik); Holedeck, Madrid (Betondecken); Jose María Rife Beltrán (Baukosten); Buderus, Wetzlar (Solarkollektoren)
Bauherr: Logytel, Madrid
Fertigstellung: 2012
Standort: Avenida Punto Es 4, 28805 Alcalá de Henares, Spanien
Bildnachweis: Pablo Cruz, Luis García Craus für Alarcón + Asociados, Madrid

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