Leietheater in Deinze

Extensiv begrünter Stadtbaustein am Park

Das Leietheater, ein neues Kulturzentrum für die belgische Stadt Deinze, entstand aus einem Wettbewerb des Vlaams Bouwmeester, den das Team von Trans architectuur aus Gent mit dem Brüsseler Büro V+ für sich entscheiden konnte. Als einzige schlugen sie einen alternativen Bauplatz vor. Der Kulturbau befindet sich nun auf der gegenüberliegenden Straßenseite des ursprünglich vorgesehenen Grundstücks und strukturiert den öffentlichen Raum wohltuend neu.

Die gemusterte Fassade aus glasierten Ziegelsteinen reflektiert das Licht vielfältig (Ansicht Ost).
Das Theater wendet sich einem öffentlichen Park zu.
Im Erdgeschoss wechseln bodentiefe Verglasungen und mattierte Aluminiumplatten.

Durch seine geschickte Platzierung entstand ein großer Park bis zu den Ufern der Leie, von öffentlichen Gebäuden flankiert. Der Standort ermöglicht Sichtbezüge zur Innenstadt und der benachbarten Kirche.

Monumentale Quader und ein zentrales Foyer

Die charakteristische Silhouette zieht sich am Park entlang, in einer Reihe mit dem Verwaltungszentrum und der Stedelijke Academie – einem Ort, an dem junge Talente ausgebildet werden, die später vielleicht im Leietheater auftreten. Das monumentale Gebäude ist aus Quadern zusammengesetzt, das zentrale Foyer durch ein gigantisches Oberlicht erhellt. Außer dem Bühnenturm ist das Volumen des Aufführungssaales außen ablesbar.

Zum Stadtzentrum orientiert sich ein Café, welches unabhängig von der Spielzeit offen ist. Das Foyer lässt sich mittels verschiebbarer Wandelemente zum Multifunktionssaal erweitern. Außer der konisch geformten, verglasten Dachöffnung fällt eine freistehende, schräg in den Raum geführte Betontreppe auf. Die Wände bestehen ebenfalls aus Sichtbeton. Hölzerne Türen und Brüstungen setzen Akzente sowie eine rot lackierte Metalltreppe. Auch die Decke über den Sitzgelegenheiten vor dem Saal ist rot gestrichen. Der Zuschauerraum hat eine helle Holzverkleidung, die Wände erscheinen wie aufgefaltet.

Weiß glasierte und matte Ziegel als dekoratives Relief

Der Baukörper erscheint minimalistisch und klar. Weiß glasierte und matte Ziegelsteine strukturieren die Fassade in sechs verschiedenen Mustern. Abhängig von der Witterung erzeugen sie unterschiedliche Schattierungen und Farbtöne. Bei Mondschein wird das Licht sanft reflektiert, sodass der Eindruck entsteht, das Theater leuchte. Im Erdgeschoss sind raumhohe Verglasungen und mattiertes Aluminium im Wechsel angeordnet, welches sanft die Umgebung widerspiegelt.

Extensiv begrüntes Flachdach

Das extensiv begrünte Flachdach hat folgenden Aufbau: Oberhalb der Betonplatte ist ein Gefälleestrich von 1,5 cm aufgebracht. Darüber ist die Dampfsperre angeordnet. Die Wärmedämmung aus Mineralwolle ist zweimal 15 cm stark. Eine wurzelsichere Dachabdichtung bildet die Trennlage zur Schutzabsorbtionsschicht. Die Dachabdichtung verläuft unter dem Kiesstreifen, der das Gründach durchgängig von der Attika trennt, und wird zu dieser hochgeführt. Eine umlaufende Tropfkante aus Zinkblech bedeckt die Attika.

Auf der Schutzabsorptionsschicht lagert eine 2,5 cm starke Drainagepufferschicht; es folgt eine 8,0 cm starke Substratschicht für die Bepflanzung. Den Abschluss bildet die Sedumschicht. Der Sedumteppich ist eine bodendeckende Extensivbegrünung von geringem Eigengewicht. Realisiert wird eine solche pflegeleichte Dachbegrünung mit Kleinballenpflanzen oder durch Sprossenansaat. Die Pflanzen kommen mit der ortsüblichen Niederschlagsmenge aus und überstehen den Winter problemlos.

Bautafel

Architektur: TRANS architectuur stedenbouw, Gent; V+ architecture, Brüssel
Projektbeteiligte: Marie-Josée van Hee architecten, Gent (Freianlagen); Ney & Partners, Watermael-Boitsfort (Tragwerksplanung, Metallstruktur); Boydens engineering, Zedelgem (Technische Gebäudeausrüstung); Daidalos Peutz, Hooglede (Gebäudeakustik); Theateradvies, Westzaan (Theaterausstattung)
Bauherr/in: Stadt Deinze
Fertigstellung:
2020
Standort: Brielstraat 8, 9800 Deinze, Belgien
Bildnachweis: Stijn Bollaert

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