Learning and Library Center der Wirtschaftsuniversität Wien

Heizen und Kühlen mit Grundwasser

Ziemlich schräg kommt das neue Gebäude der Universitätsbibliothek der Wirtschaftsuniversität Wien daher. Das verwundert nicht, stammt es doch aus der Feder von Zaha Hadid und ihrem Hamburger Architekturbüro. Das futuristisch anmutende Learning and Library Center (LLC) ist einer von insgesamt sechs Neubauten, die auf dem ebenfalls neuen Campus auf dem einstigen Weltausstellungsgelände am Rande des Naherholungsgebiets Prater entstanden sind. Alle Gebäude sind Green Buildings, die auf Basis verschiedener Zertifizierungssysteme (LEED, BREAM, DGNB) erarbeitet wurden.

Der auskragende Bibliothekstrakt dominiert das Learning and Library Center
Südfassade mit dem Eingang unter dem auskragenden Gebäudeteil
Der Großbau ist mit 12 Millimeter starken Glasfaserbetonplatten in Weiß und Schwarz verkleidet

Zwei ineinander verschränkte Baukörper in Weiß und Schwarz gliedern den Bibliotheksbau seinen Nutzungen entsprechend in zwei Hauptzonen. Die zwischen ihnen entstehende Fuge bildet eine Art Schlucht, die sich durch das gesamte, sechsgeschossige Gebäude zieht und in einem hohen Atrium mündet. Die Dynamik dieser Bewegung findet ihren Abschluss in der über 28 Meter hohen Süd-Bibliothek, die mit einer riesigen Glasfront zum zentralen Campusplatz hin ausgerichtet ist. Sie kragt aus der mit einer Neigung von 35 Grad überhängenden Eingangsfassade noch einmal um mehr als 16 Meter aus und ruht auf einem 80 Meter langen Stahlträger. Die Fassaden bestehen aus 12 Millimeter starken Glasfaserbetonplatten, die den gedämmten Betonwänden vorgehängt wurden.

Vom Haupteingang auf der Südseite kommend, gelangen die Besucher direkt in das Atrium, das als mehrgeschossige, großzügig gestaltete Aula dient. An diese schließen sich öffentliche und halböffentliche Aufenthaltsbereiche in verschiedenen Höhenlagen an, die über schiefe Treppen und Rampen entlang der inneren Gebäudefuge erschlossen werden. Dynamisch geschwungene Konstruktionselemente prägen auch die große Bibliothek, wo sich auf verschiedenen Ebenen Serviceeinrichtungen für Studierende, das Lernzentrum und eine Spezialbibliothek Wirtschaft mischen. Darüber hinaus gibt es eine Buchhandlung und eine Cafeteria im obersten Geschoss, zwei Festsäle, einen Clubraum, das Zentrum für Auslandsstudien und das sogenannte ZBP Career Center. Der Gesamtbau ist für rund 24.000 Studenten und 1.800 Mitarbeiter konzipiert.

Energiekonzept
Das Herzstück der Energieversorgung sämtlicher Neubauten auf dem Wiener Campusgelände ist die Nutzung von Grundwasser für die Kälte- und Wärmeversorgung. Zu diesem Zweck wurde eine der größten Anlagen zur thermischen Grundwassernutzung in Österreich errichtet. Ihre Heiz- bzw. Kühlleistung beträgt 3,2 Megawatt, der maximale Wasserdurchfluss bis zu 150 l/s. Zur Kälteversorgung strömt es direkt über einen Trennwärmetauscher ohne zwischengeschaltete Kältemaschinen.

Die Nutzung des Grundwassers zum Heizen erfolgt über Heiz-/Kältemaschinen, die Wärme auf einem Niedertemperaturniveau bereitstellen, um möglichst hohe Leistungen zu erreichen. Die Wärme verteilt sich im Gebäude über ein Niedertemperaturnetz mit Niedertemperaturradiatoren und Bauteilaktivierung zur Heizung und Kühlung. Im Winter decken Wärmepumpen den zusätzlichen Heizbedarf ab, in dem sie Abwärme der IT Anlagen nutzen und in das Niedertemperaturheiznetz einspeisen. Weitere Spitzenlasten und die Versorgung des Hochtemperaturwärmenetzes übernimmt die Fernwärme der Stadt Wien. Sommerliche Spitzenlasten des Kältebedarfs übernehmen Kältemaschinen und „konventionelle“ Rückkühler.

Zur nachhaltigen Gebäudetechnik gehört auch ein separates Brauchwassernetz. für die WC-Spülungen und die Gartenbewässerung. Dafür werden jährlich insgesamt rund 25.000 Kubikmeter Brauchwasser aus dem Grundwasser entnommen. Die wasserlosen Urinale sparen etwa 2.500 Kubikmeter Trinkwasser im Jahr, die berührungslosen Armaturen noch einmal 5.600 Kubikmeter.

Bautafel

Architekten: Zaha Hadid Architects, Hamburg
Projektbeteiligte: Arge Campus WU, BUS Architektur, Wien (Generalplanung); Arge PS WU Neubau Drees & Sommer/Delta (Projektsteuerung); Vasko und Partner, Wien (Tragwerksplanung/Gebäudetechnik); Arup, Berlin (Fassaden- und Lichtplanung); Hübl Haustechnik, Graz (Ausführung Heizung/Lüftung/Klima)
Bauherr: Projektgesellschaft Wirtschaftsuniversität Wien Neu und BIG Bundesimmobiliengesellschaft, Wien
Fertigstellung: 2013
Standort: Welthandelsplatz 1, 1020 Wien

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