Landtagsgebäude Vaduz

Strenge Formen mit hellem Klinker

Das Landtagsgebäude nach dem Entwurf von Hansjörg Göritz aus Hannover ist ein maßgebender Bestandteil des Regierungsviertels von Vaduz. Es umfasst zwei unterschiedliche Baukörper: Das Hohe Haus beinhaltet den Plenarsaal, das Lange Haus übernimmt auf drei Geschossen alle dienenden Funktionen. Dort liegen die Büros und die Fraktionsräume der Parteien. Eine Tiefgarage unter dem neuen Staatsplatz bietet 50 Stellplätze für die Regierung, ihre Mitarbeiter und die des Landtages.

Präzise Ausführung
Die schräge Dachuntersicht ist verkleidet mit Rollschichtelementen
Landtagsgebäude Vaduz

Das Hohe Haus zeigt sich als spitzgiebelige Urform und auch das Lange Haus verfügt über eine klare und einfache Kubatur. Beide sind verbunden durch einen großen, lichten Platz. Alle Baukörper und Details wurden auf ihren Ursprung bzw. ihre Gemeinsamkeiten reduziert: Strenge geometrische Formen, Materialien ohne Kaschierung und auch die einheitliche Farbe für Gebäude und Platz entsprechen diesem Konzept, selbst der Garten ordnet sich dieser strengen Komposition unter.

Mauerwerk
Der hohe ästhetische Reiz der Anlage mit Fassaden aus hellem Klinker entsteht unter anderem durch die präzise Ausführung. Für das Lange Haus wurden 153 Pfeiler mit einer Länge von 2,85 bis 3,25 m vorfabriziert. Da drei Elemente aufeinander gestellt werden sollten, die eine Gesamthöhe von rund 9,50 m aufweisen, mussten diese jeweils auf Geschosshöhe mit rostfreien Stahlplatten an den Stirnseiten der Betondecken rückverankert werden. Außerdem war eine Vorspannung mit bis zu 50 kN nötig. Über diesen Stützen wurden die im Radius vorfabrizierten verkleideten Sturzelemente direkt in die letzte Geschossdecke einbetoniert und so das Fassadenmauerwerk des Attikageschosses abgefangen.

Im Hohen Haus, dem eigentlichen Tagungsort, wurden zur akustischen Optimierung in der Erdgeschossdecke und den Treppenhäusern Sandwichelemente mit Akustikklinkern und dazwischen liegender Dämmung einbetoniert. Als Bodenbelag und für die Stufen dient Pflasterklinker in der gleichen Farbe (Jura hell). Für die Seitenwände wurden 58 Pfeilerelemente zweigeschossig aufeinander gestellt, rückverankert und vorgespannt mit 30 kN. Über diesen Pfeilerelementen mussten die Rinnenelemente ebenfalls mit einer enormen Genauigkeit vorfabriziert und während des Rohbaus versetzt werden. Oberhalb dieser Rinnenelemente findet die Entwässerung des Daches statt.

Das Schrägdach mit einer Dachneigung von 64° wurde mit 48 acht Tonnen schweren, vorfabrizierten und mit Kelesto-Klinker verkleideten Dachrippenplatten in einer Länge von 14,50 m sowie vier speziellen Randelementen verkleidet. Die Giebelwände mit einer Höhe von 20 m wurden nachträglich aufgemauert. Die schräge Dachuntersicht im Innenraum ist mit rund 1150 Rollschichtelementen verkleidet. Hier musste der Akustik größte Beachtung geschenkt werden. Die Stossfugen an den Elementen durften nicht mit Mörtel ausgefugt werden, sondern wurden mit Hilfe von Dämmstreifen und integriertem Filz ausgebildet. So können sie auch den erhöhten akustischen Anforderungen genügen.

Auch die freistehenden Wände mussten teilweise vorgespannt werden, um dem Winddruck standhalten zu können.

Bautafel

Architekten: Hansjörg Göritz, Hannover und Frick Architekten, Schaan
Projektbeteiligte: Ingenieurgemeinschaft Vogt, Vaduz, Hoch + Gassner, Triesen und Conzett Bronzini Gartmann Chur (Statik); ITW, Balzers (Elektrotechnik), Ernst Baumann, Bazenheid (Bauphysik), Gebrüder Hilti, Schaan (Bauausführung), Keller, Pfungen (Kelesto-Klinker / Ziegelei)
Bauherr: Fürstentum Liechtenstein
Fertigstellung: 2007
Standort: Peter-Kaiser-Platz 3, Vaduz
Bildnachweis: Jürg Zürcher, St.Gallen

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