Landesamt für Finanzen in Landshut

Dachterrasse und Innenhof als Überdachung der Tiefgarage

In direkter Nachbarschaft zur dicht bebauten Landshuter Altstadt errichteten Wulf Architekten aus Stuttgart das Landesamt für Finanzen. Der fünfgeschossige Neubau in Form eines quadratischen Blocks rückt vom Bestand über einen geräumigen Vorplatz ab. Trotz seiner kompakten Form wirkt der Baukörper filigran, bedingt durch ein zurückversetztes oberstes Geschoss, das gekrönt ist von einem flachen Stahlbetonrahmen sowie den schräg stehenden, hintereinander gereihten Fenstern. Neben Büroräumen für 400 Mitarbeiter beinhaltet das Gebäude Schulungsräume und eine Cafeteria.

Der Innenhof bildet einen Kontrast zum kühlen und klar strukturierten Umfeld: Hier stehen amorphe Formen im Vordergrund
Die Fassade ist durch den Wechsel von Glas- und Aluminiumflächen geprägt
Besonderes Merkmal des Gebäudes: die schräg stehenden, hintereinander gereihten Fenster

Der Eingangsbereich ist zurückversetzt und zentral angeordnet. So wird er zum Blickfang, denn er wirkt dunkler als die übrige Fassade, die durch den Wechsel von Glas- und Aluminiumflächen geprägt ist. Das Atrium ist von außen einsehbar, allerdings den Gebäudenutzern vorbehalten.

Der an der Podewilsstraße gelegene, verkehrsfreie Vorplatz dient als Treffpunkt: Neben dem Neubau werden von hier aus auch die bestehende Verwaltung und das historische Offizierscasino erschlossen. So entsteht, gestalterisch unterstützt durch die Verwendung eines einheitlichen Pflasterbelags aus Granit und symmetrisch angeordnete Bäume, eine Verbindung zwischen den staatlichen Verwaltungsgebäuden. Akzentuiert wird der Platz durch ein farbig leuchtendes Stelenfeld des Künstlers Tom Kristen.

Das transparente Foyer bildet eine optische Verbindung vom Vorplatz zum Innenhof. Dieser ist in sich geschlossen und überdeckt eine Tiefgarage. Er bildet einen Kontrast zum kühlen und klar strukturierten Umfeld: Hier stehen amorphe Formen im Vordergrund. Alle gemeinsamen Bereiche für die Mitarbeiter wie Cafeteria, Treppen und Flure richten sich mit großen Glasflächen zum Innenhof und ermöglichen viele Durch- und Ausblicke. Von den ringförmig verlaufenden Fluren aus werden die Büros erschlossen, die im Gegensatz dazu als Ruhepole dienen sollen. Sie bieten auf 24 m² jeweils zwei Arbeitsplätze und folgen der immer gleichen Raumgeometrie.

Flachdach

Alle Flachdächer wurden als bituminös geklebte Warmdächer mit extensiver Begrünung ausgeführt. Der Dachaufbau der nicht begehbaren Dächer ist von innen nach außen wie folgt: Auf der Stahlbetondecke mit Bauteilaktivierung befindet sich eine im Gefälle verlegte PS-Hartschaumdämmung. Die zweilagige Abdichtung besteht aus einer Dampfsperrbahn mit Aluminiumeinlage sowie einer bituminösen Abdichtungsbahn mit integrierter Wurzelschicht durch Kupfereinlage. Den Abschluss bildet eine extensive Begrünung auf einer Dränage- und Speicherschicht.

Die Dachflächen an den aufgehenden Bauteilen sind mit einem Kiesstreifen ausgeführt. Die begehbaren Dachflächen an der Südwestseite wurden mit einem Holzbohlenbelag aus Douglasie ausgeführt. Die Unterkonstruktion wurde hier auf die Dachabdichtung aufgelegt, um Durchdringungen zu vermeiden.
 
Im Innenhof gibt es keinen Notablauf, stattdessen wurde die Tragfähigkeit der Tiefgaragendecke auf eine Anstauhöhe von 15 cm ausgelegt, was der Wassermenge eines maximalen Regenereignisses an einem verlängerten Wochenende entspricht. Die Tiefgaragendecke ragt an zwei Seiten über die Gebäudeaußenkante hinaus und ist hier aus Spezial-Polyurethan-Dachdämmplatten überfahrbar ausgeführt (Feuerwehrumfahrt). Die Oberfläche besteht aus Natursteinpflaster.

Bautafel

Architekten: Wulf Architekten, Stuttgart
Projektbeteiligte:
Jetter Landschaftsarchitekten Stuttgart (Freiraumplanung); Sailer Stepan Partner, München (Tragwerksplanung); Wolfgang Sorge Ingenieurbüro für Bauphysik, Nürnberg; Schindler Haus- und Dachpflege, Sondershausen (Dach)
Bauherr:
Bayrisches Staatsministerium der Finanzen, vertr. d. Staatliches Bauamt Landshut
Fertigstellung: 2011
Standort:
Podewilsstraße 5, 84028 Landshut
Bildnachweis: Archigraphie, Steffen Vogt, Stuttgart

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Entwässerung

Flachdachentwässerung nach DIN EN 12056-3

Die Wasserspeier sind bei dieser von Sep Ruf geplanten Dreifaltigkeitskapelle des Fuldaer Priesterseminars von 1968 klar erkennbar.

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