Lagergebäude für Whiskeyfässer in Isokyrö

Tiefschwarz verwittert

Landwirtschaftlich genutzte Felder und traditionelle Bauernhäuser prägen das als Nationallandschaft geschützte Tal des Flusses Kyrönjoki in Westfinnland. In der kleinen Gemeinde Isokyrö, die am Ufer des Gewässers liegt, hat sich in einer ehemaligen Molkerei eine junge Gin- und Whiskeydestillerie angesiedelt, deren Produkte sich gerade großer Beliebtheit erfreuen. Das Unternehmen ließ sich von Avanto Architects aus Helsinki einen Masterplan erstellen, der einen schrittweisen Ausbau der neuen Produktions- und Lagerräume vorsieht. 

Entworfen und geplant wurde es von Avanto Architects aus Helsinki, die für das Unternehmen auch einen Masterplan erstellten, der einen schrittweisen Ausbau der Produktions- und Lagerräume vorsieht.
Das Grundstück für das Gebäude mit einer Fläche von 1065 m² wurde einem Wald abgerungen.
In seiner Erscheinung sollte sich der Bau nach Wunsch des Architekturbüros zurücknehmen und in die Landschaft einfügen.

Um ein Destillat als Whiskey bezeichnen zu dürfen, muss es für mindestens drei Jahre in Holzfässern mit einem Fassungsvermögen von 700 Litern oder weniger reifen. Dadurch kann die Brennerei nicht kurzfristig auf eine hohe Nachfrage reagieren, sondern muss lange im Voraus planen. Der Plan von Avanto Architects sieht den Bau von fünf Lagerhäusern mit einer Grundfläche von jeweils etwa 1.065 m² vor. Das erste dieser Gebäude, das als Vorbild für die weiteren Lagerstätten dient, wurde vor Kurzem fertiggestellt.

Ungestörte Reifung

Das Grundstück hat man einem Wald abgerungen und grenzt an ein Gebiet, das unter anderem von Gleithörnchen bewohnt wird. In seiner Erscheinung sollte sich der Bau nach Wunsch der Architekten zurücknehmen und in die Landschaft einfügen. Die erste Idee – das Lagerhaus in Holz zu erstellen, damit es den Scheunen in der Umgebung gleicht – musste das Planungsteam jedoch unter anderem aus Brandschutzgründen verwerfen. Der Rohbau wurde nun aus standardisierten Betonfertigteilen errichtet.

Der fensterlose Lagerraum ist in fünf Brandabschnitte unterteilt. Temperatur und Feuchtigkeit lässt das Unternehmen streng kontrollieren, und auch der Alkohol, der sich durch Verdunstung in der Luft anreichert, wird gemessen, um eine entzündliche Reaktion zu vermeiden. In den Bereichen, die der Öffentlichkeit zugänglich sind, wurden die Oberflächen schwarz gestrichen. Dank entsprechender Beleuchtung erstrahlen die Holzfässer in den Hochregalen vor dem dunklen Hintergrund.

Schalung: Bretter einer alten Scheune in Harz gegossen

Zumindest die Hülle sollte sich an der ursprünglichen Idee orientieren und eine Holzstruktur zeigen – allerdings in Beton gegossen. Als Positivmodell für die dafür nötige Gussform testete das Planungsteam zunächst neue Bretter, die sandgestrahlt und verkohlt wurden, um in ihrer Erscheinung der Patina jener der verstreut im Flusstal sitzenden Holzscheunen nahe zu kommen. Da das Ergebnis nicht überzeugte, entschied man sich schließlich dazu, tatsächlich die Bretter einer alten Scheune zu verwenden.

Die Außenwand wurde als Sandwichelement verwirklicht. Auf eine Innenschale mit einer Stärke von 80 mm folgen 150 mm Dämmung, die Außenschale misst 105 Millimeter. Davon entfallen etwa 25 mm auf die Struktur der Bretterschalung. Um die Oberfläche hinreichend heterogen gestalten zu können, wurden zwei unterschiedliche Strukturmatrizen geschaffen. Die mit diesen Schalungseinlagen hergestellten Fertigteilelemente wurden auf verschiedene Art miteinander kombiniert, unter anderem auch um 180 Grad gedreht, sodass die Fassade auf den ersten Blick keine sich wiederholenden Elemente aufweist.

Detailgetreues Abbild

Als Material für die Strukturmatrize kam ein elastisches und gummiartiges Gießharz zum Einsatz, mit dem auch schmale, schlitzartige Bereiche verwirklicht werden konnten. Dadurch erscheint die Fassade stellenweise so, als würde es sich tatsächlich um ein Flickwerk aus Holz handeln. Eine Herausforderung war dabei, das richtige Trennmittel zu finden, das die empfindliche Matrize nicht angreift oder verformt.

Für das Sandwichelement wurde ein finnischer Beton K40 verwendet, der in etwa der Druckfestigkeitsklasse C32/40 entspricht. Bei der Außenschale war die Basis ein Weißzement, die dunkle Farbe wurde durch Zugabe eines Eisenoxid-Schwarzpigments in Pulverform erreicht. Da die Durchfärbung der Betonoberfläche den Erwartungen entsprach, blieb die Fassade nach dem Ausschalen unbehandelt. -chi

Bautafel

Architektur: Avanto Architects, Helsinki (Team: Ville Hara and Anu Puustinen mit Emmanuel Laux und Miyuki Wakasugi)
Projektbeteiligte: Ramboll Finland, Espoo (Tragwerksplanung, Gebäudetechnikplanung); Rakennustoimisto Jussi Korpi, Isokyrö (Bauunternehmen); Kuljetus Tuomet, Ylistaro (Gründungsarbeiten); Tara-Element Ab, Nedervetil (Betonfertigteilelemente); Finn-Form, Hollola (Strukturmatrize)
Bauherrschaft: Kyrö Distillery Company, Isokyrö
Standort: Kalpatie 4, Isokyrö, Finnland
Fertigstellung: 2019
Bildnachweis: kuvio.com / Anders Portman

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Die Wahl der Schalung hat entscheidenden Einfluss auf die Erscheinung der Sichtbetonflächen (Abbildung: St. Canisius-Kirche in Berlin; Architektur: Büttner, Neumann, Braun).

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