Krankenhaus San Raffaele in Mailand

Gläserner Eisberg

Am nordöstlichen Rand des Mailänder Zentrums erhebt sich ein imposantes Bauwerk, das zahlreiche Assoziationen zulässt: Das weiß schimmernde Gebäude, welches zu dem Klinikkomplex Ospedale San Raffaele gehört, lässt an ein Zelt, ein Segel oder an einen Eisberg denken, der inmitten der umliegenden Bestandsgebäude aus den 1970er- und 1980er-Jahren aufragt. Errichtet wurde der Achtgeschosser, in dem sich Räume für wissenschaftliche Forschung, Lehre und Praxis befinden, nach den Plänen des bolognesischen Architekturbüros Mario Cucinella Architects. Neben einer stationären Pflegeeinrichtung sind in dem Neubau eine hochspezialisierte chirurgische und notfallmedizinische Abteilung untergebracht. Zum Schutz vor der Sonne Italiens wurde der geschwungene Baukörper in keramische Vertikallamellen gekleidet.

Während der Sockel die Notaufnahme beherbergt, sind Stationen und ambulante Einrichtungen sowie Behandlungszimmer in den oberen Geschossen untergebracht.
Zum Schutz vor der Sonne Italiens wurden der geschwungene Baukörper in keramische Vertikallamellen gekleidet.
Eine geschwungene Gebäudebrücke verbindet den Neubau mit dem Bestand aus den 1970er- und 1980er-Jahren.

Funktionale Gliederung in Sockel und Obergeschosse

Die neue Klinik hat einen kompakten, nahezu quadratischen Grundriss mit einer Gesamtfläche von 40.000 Quadratmetern. Die Außenwände des Gebäudes sind im Grundriss konvex gewölbt. Das Sockelgeschoss, das die größte Notaufnahme Italiens aufnimmt, setzt sich durch seine Verkleidung aus erdfarbenen Keramikplatten optisch klar von den Obergeschossen ab. Trotz ihrer enormen Größe wurde die Notaufnahme so geplant, dass die Verkehrswege möglichst kurz sind, sodass medizinische Notfälle schnell behandelt werden können. Die beiden Untergeschosse des Krankenhauses beherbergen die chirurgische Abteilung mit insgesamt zwanzig Operationssälen.

In den oberen Geschossen finden Stationen, Behandlungszimmer und ambulante Einrichtungen Platz. Auf allen Geschossen stehen in den Gebäudeecken Empfangsräume für die ambulante Versorgung und Bereiche für Besuchende zur Verfügung. Zu den angrenzenden Bestandsgebäuden aus den 1970er- und 1980er-Jahren führt eine geschwungene Gebäudebrücke, in der die Formensprache des Neubaus auf eindrückliche Weise fortgeführt wird.

Sonnenschutz: Feinstaubfilternde Lamellen

Aufgrund des 24-stündigen Betriebs und des damit verbundenen hohen Energieverbrauchs spielt das Thema Energieeffizienz bei der Planung von Krankenhäusern eine wichtige Rolle. Bei der Mailänder Klinik setzten die Planenden zugunsten eines reduzierten Heiz- und Kühlbedarfs daher eine komplexe, mehrschichtige Gebäudehülle um: Die Fassade des Ospedale San Raffaele ist als gläserne Vorhangfassade ausgeführt, bei der sich opake, gedämmte Glaspaneele mit siebbedruckten Glasflächen abwechseln. Diesem Aufbau vorgelagert sind weiße Keramiklamellen, die dem Sonnenschutz dienen und damit ebenfalls zu einem verringerten Energiebedarf beitragen.

Die vertikalen Lamellen variieren in ihrer Tiefe dem Sonnenverlauf entsprechend. Sie sollen das Gebäude nicht nur vor Sonnenlicht schützen, sondern zudem Schmutzpartikel aus der Luft filtern. Dies geschieht durch eine spezielle photokatalytische Beschichtung aus Titaniumdioxid. Angetrieben durch die Kraft der Sonne werden durch diese Beschichtung Partikel aus der Atmosphäre gebunden. Beim nächsten Niederschlag werden diese sodann von der Fassade gespült. -np

Bautafel

Architektur: Mario Cucinella Architects, Bologna
Projektbeteiligte:
Alessandro Bartucci und Adriano Moras (Projektleitung); Ingegneria Architettura, Mailand (Sanitär); Ballardini Studio di Ingegneria, Bologna (Tragwerksplanung); Deerns Italia, Mailand (Gebäudetechnik); Ranieri Studio Tecnico Associato (Brandschutz); Itinera, Tortona (Bauunternehmen); Aza Aghito Zambonini, Fiorenzuola d'Arda (Fassade); Laminam, Fiorano Modenese (Vertikallamellen)
Bauherr/in: Universitätsklinik Istituto di Ricovero e Cura a Carattere Scientifico (IRCCS), Mailand
Fertigstellung: 2021
Standort: Via Olgettina 60, 20132 Mailand, Italien
Bildnachweis: Duccio Malagamba, Barcelona (Fotos); Mario Cucinella Architects, Bologna (Pläne)

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