Koya No Sumika - Wohnhaus in Yaizu

Kleines Haus, großes Dach

Nischenförmig sind die nur zwei Meter hohen flankierenden Wände des zusammen hängenden Wohn- und Essraumes ausgebildet
Acht V-förmige Holzträger bilden einen offenen Dachraum, sie liegen in regelmäßigen Abständen auf den Wandvorlagen der Außenwände auf
Die Hauseingänge des eingeschossigen Haupthauses und des Neubaus liegen einander gegenüber und sind mit einer Passage miteinander verbunden

Eine Hütte zum Rückzug wünschte sich ein junges japanisches Paar, ein eigenes Reich in Rufweite zum Haus der Familie, räumlich getrennt und dennoch miteinander verbunden, eine eigene Welt, aber funktional nicht unbedingt autonom. Ohnehin musste es auf dem Grundstück des Hauses der Eltern Platz finden. Und dieses liegt in Yaizu, einer jungen Stadt mit dem Gründungsjahr 1951, direkt an der Suruga-Bucht des Pazifischen Ozeans. Das bestehende Wohnhaus der Familie ist also ein relativ neues Haus mit traditionellen Ausdrucksmitteln: dessen Irimoya-Zukuri-Bauweise bezeichnet eine typische Dachform, die einem Fußwalmdach ähnlich ist, aber weiter und nach oben schwingend auskragt.

Das neue Haus haben die Architekten Atsushi und Mayumi Kawamoto entworfen und es steht parallel verschoben zum bestehenden eingeschossigen Wohnhaus mit einem Abstand von gut drei Metern. Die Hauseingänge liegen einander gegenüber und sind mit einer Passage direkt miteinander verbunden. Analog zum alten Haus hat auch das neue eine dominierende Dachkonstruktion, wenn auch eine ganz andere und wendet zudem seine Giebelseiten von denen des Haupthauses ab.

Das neue, ebenfalls eingeschossige Wohnhaus hat eine Länge von rund 12,00 Metern und eine Breite von etwa 4,50 Metern. Es wird aus acht U-förmigen Wandtaschen gebildet, die sich paarweise gegenüber liegen und einen zusammen hängenden Raum aufspannen. Quer zum lang gestreckten Wohn- und Essraum bilden acht V-förmige Holzträger einen offenen Dachraum. Sie liegen in regelmäßigen Abständen auf den kurzen Wandvorlagen der Außenwände auf und bilden auch die Giebelflächen des Hauses.

Das Raumprogramm der Hütte (Koya) ist knapp und nicht auf absolute Autonomie vom Haupthaus angelegt: In dem großen, zusammenhängenden Raum wird gewohnt, gegessen und gekocht und auf einer Galerie geschlafen. In den nur knapp zwei Meter hohen Wandnischen sind ein Arbeitsplatz, Schränke, ein WC, Küchengeräte, Waschbecken und ähnliches untergebracht. Große Holzflächen bestimmen den Innenraum: helles philippinisches Lauan für die Dachträger und -untersichten und japanische Zeder für die Dielen auf dem Boden, die Wandflächen und Galerieuntersichten sind weiß gestrichen. Außen sind die Wände mit einem weißen Kunstharzbeton verputzt.

Dach
Das eigentlich traditionelle und ortstypische Satteldach wurde von den Architekten übergroß verfremdet und eigenwillig konstruiert. Von der Traufe bis zum First misst es 3,00 Meter, während die Wände lediglich 2,00 Meter hoch sind. Die acht V-förmigen Träger aus Nagelplattenbindern liegen auf den ebenfalls rund 90 cm tiefen Wandvorlagen auf und erhalten durch Funiersperrholzplatten die notwendige Aussteifung. Die großen glatten Flächen haben raumseitig Oberflächen aus geöltem Lauan-Sperrholz, außen sind die Dachflächen mit verzinkten Stahlblechen verkleidet und bilden einen deutlichen Dachüberstand von etwa 90 cm aus. Der erste und der letzte Träger liegen nach außen sichtbar in der Ebene der Giebelflächen des Hauses; ihre offenen Dreiecksflächen sind hier verglast.

Dachaufbau von außen nach innen:

  • verzinkte Stahlplatten
  • Bitumendeckung
  • Wärmedämmplatte
  • tragende Sperrholzplatte
  • Pfette
  • Polystyrolschaum
  • V-Balken aus Lauan-Schichtholz/Sperrholz

Bautafel

Architekten: Atsushi Kawamoto und Mayumi Kawamoto (mA-style architects), Makinohara–City, Shizuoka, Japan
Projektbeteiligte:
Daisuke Hasegawa (Statik); Takaaki Kato (Bauleitung);  Kaneko Komuten (Bauuuntenehmer); Ota Zoen (Landschaftsarchitekt)
Bauherr:
privat
Fertigstellung
: 2013
Standort:
Yaizu, Shizuoka, Japan
Bildnachweis: Kai Nakamura

Fachwissen zum Thema

Ziegel- und Blechdächer in der Altstadt von Riga/LV

Ziegel- und Blechdächer in der Altstadt von Riga/LV

Feuchte-/​Witterungsschutz

Korrosionsschutz an Metalldachdeckungen

Satteldach

Dachformen

Satteldach

Reithalle in Rinkerode von Heupel Architekten aus Münster

Reithalle in Rinkerode von Heupel Architekten aus Münster

Holzschutz

Vorbeugender konstruktiver Holzschutz