Konzerthaus in Blaibach

Dämmbeton mit Glasschaumschotter

Im Jahr 2010 rief die bayerische Landesregierung das Modellvorhaben „Ort schafft Mitte“ ins Leben. Ziel dieses Städtebauförderprogramms ist es, die Dorfzentren ausgewählter Gemeinden vor dem Veröden zu bewahren und sie als Wohn-, Wirtschafts- und Lebensstandorte zu erhalten. Einer der auserkorenen Orte ist das etwa 2.000 Einwohner zählende Blaibach, rund 80 Kilometer östlich von Regensburg unweit der tschechischen Grenze gelegen. Das Konzept sah vor, die bis dahin nahezu vollständig brachliegende Dorfmitte als kulturelles Zentrum der Region zu entwickeln. Die dazu notwendigen Impulse sollten aus einer Zusammenarbeit lokal ansässiger Vereine, Künstler und der Gesellschaft „Kulturwald“ in Verbindung mit einer architektonischen Neugestaltung resultieren. Das Bauvorhaben umfasste die Erweiterung des örtlichen Bürgerhauses und die Sanierung des sogenannten „Waidlerhauses“ mit zugehörigem Stadl; außerdem den Bau eines neuen Konzerthauses. Alle Maßnahmen erfolgten nach Plänen des Münchner Architekturbüros Peter Haimerl.

Neben dem Neubau des Konzerthauses umfassten die Baumaßnahmen die Erweiterung des Bürgerhauses und die Sanierung des denkmalgeschützten Waidlerhauses (rechts im Bild)
Das Konzerthaus wird vom Dorfplatz aus über eine Freitreppe erschlossen, die unter das quaderförmige Volumen führt
Die Fassadenplatten bestehen aus einer 20 cm starken Stahlbetonschicht mit eingelegten Granitbruchsteinen

Die Architekten entwarfen den Neubau als monolithischen, quaderähnlichen Baukörper, der aus dem Terrain schräg emporzuragen scheint und so zwischen den zwei Geländeniveaus des Grundsücks vermittelt. Seine Fassaden sind mit großformatigen Betontafeln verkleidet, in deren Oberfläche – als zeitgenössische Adaption der lokalen Tradition des Steinhauerhandwerks – grob behauene Granitbruchsteine eingelegt sind. Der hermetische Quader ist so geneigt, dass sich vom neu gestalteten Dorfplatz aus gesehen ein horizontaler Spalt darunter auftut. Hier betreten die Besucher das Gebäude, und zwar über eine baukörperbreite, außen liegende Freitreppe. Diese führt hinab ins Foyer mit den Garderoben, Sanitärräumen und einer Bar. Im Gegensatz zur rauen Fassade sind die inneren Oberflächen in glattem Sichtbeton oder holzverschalt ausgeführt.

Der steil ansteigende Konzertsaal für 200 Gäste ist vom Foyer aus jeweils über einen Besucher- und einen Bühneneingang zu erreichen. Er überrascht mit stark modulierten Sichtbetonoberflächen und einer im Kontrast hierzu äußerst filigran wirkenden Bestuhlung mit Charles Eames' Wire-Chair-Sitzschalen. Die ausgeprägte Oberflächenprofilierung ist nicht nur räumlich wirksam, sie verbirgt auch die Raumakustik verbessernden Elemente: In Schlitzen an Wänden, Decken und der Tribüne befinden sich, neben LED-Leuchten, Bassabsorber aus vlieskaschierter Dämmung. Außerdem regulieren die porösen Betonoberflächen mit ihren beim Betonieren zufällig entstandenen Kiesnestern die mittleren Tonfrequenzen.

Wärmedämmung/Konstruktion
Das Gebäude ist in Massivbauweise in Ortbeton ausgeführt. Zur Anwendung kam ein Dämmbeton mit Glasschaumschotter (auch Schaumglasschotter genannt) als Gesteinskörnung, der mit einer Körnung 0/16 die Druckfestigkeitsklasse LC 8/9 erreicht. Die besondere Mischung erzielt eine Wärmeleitfähigkeit von 0,26 W/mK, also nur etwa ein Zehntel des Wertes von herkömmlichem Stahlbeton. Für das temporär genutzte Gebäude konnte so ohne zusätzliche Dämmstoffe ein ausreichender Wärmeschutz erzielt werden. Dämmbeton ermöglicht zudem eine einschalige Bauweise, bei der kaum konstruktive Wärmebrücken entstehen.

Dach- und Fassadenbekleidung dienen demnach vor allem Gestaltungszwecken. Die an den Seiten des Quaders angebrachten, großen Platten sind unmittelbar an der tragenden Konstruktion aus Leichtbeton befestigt. Sie bestehen aus einer 20 cm starken Stahlbetonschicht, aus der die Granitbruchsteine mit einer Korngröße von etwa 15 cm etwa 5 cm hervorstehen. Die Dachfläche wurde zunächst mit einer Bitumenabdichtung versehen, die direkt auf den Dämmbeton aufgebracht ist. Darauf befindet sich eine 9 bis 14 cm dicke Estrichschicht. In eine Flüssigabdichtung darüber sind – in Entsprechung zur Gestaltung der Fassaden – ebenfalls Granitsteine eingestreut.

Bautafel

Architekten: Peter Haimerl Architektur, München
Projektbeteiligte:
A.K.A. Ingenieure, München (Tragwerksplanung); Cirtec Michael Hopf, Landshut (TGA); Planungsbüro Stefan Schmidt, Blaibach (Elektro); Müller BBM, München (Akustik)
Bauherr:
Gemeinde Blaibach
Fertigstellung:
2014
Standort:
Kirchplatz, Blaibach
Bildnachweis: Edward Baierle, München / www.edwardbeierle.de; Peter Haimerl Architektur, München

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