Konzerthalle Musis Sacrum in Arnheim

Gelungene Erweiterung eines eklektizistischen Altbaus

Wie durch die Sanierung und Erweiterung eines alteingesessenen Konzerthauses eine geschickte Verknüpfung der Innenstadt mit einer öffentlichen Grünanlage gelingen kann, zeigt beispielhaft das Musis Sacrum im niederländischen Arnheim. Die augenfällige Aufwertung gelang den Architekten van Dongen – Koschuch aus Amsterdam, indem sie das historische Gebäude von 1847 um einen klaren Baukörper in schillernden Grüntönen und mit einladendem Vordach ergänzten. Dafür wich ein maroder Erweiterungsbau aus den 1970er Jahren. Clou des Entwurfs ist zum einen die Trennung von Neu- und Altbau durch ein Foyer, zum anderen die Verlegung von Nebenfunktionen wie Garderobe, Umkleiden, Studios, Technik- und Lagerräumen ins Untergeschoss.

Der getreppte Betonsockel und das auskragende helle Flachdach wirken einladend
Die changierend grüne Keramikfassade sorgt für die Einbindung in die Parklandschaft (Westseite)
Der Neubau entstand nach Plänen der Architekten van Dongen – Koschuch aus Amsterdam

Der 17 Meter hohe Neubau erhebt sich über einem zum südlichen Musispark abgetreppten Betonsockel. Das blockhaft grüne Volumen mit gerundeten Ecken ist im Erdgeschoss umlaufend gefasst durch einen gläsernen Vorbau, dessen geradlinig-helles Flachdach weit auskragt. Die Verknüpfung mit dem Altbau über das Foyer erfolgt im Norden, der Eingang (über den dort ebenfalls abgetreppten Betonsockel) und das alte Hauptportal befinden sich an der Westseite. Eine Logistikachse zur Anlieferung mit Büros und Backstagebereich liegt an der Ostseite. Der neue Konzertsaal, der auch anderen Veranstaltungen offen steht, richtet sich mit einer 10 Meter hohen und 16 Meter breiten Glaswand aus doppeltem Isolierglas zum Park. Dahinter befindet sich die Bühne. So wird der öffentliche Grünraum in den Saal hineingeholt, und die Zuhörer können den Blick durch den Park schweifen lassen. Die Glaswand lässt sich mit Rollos verdunkeln oder vollständig über eine Bodenschiene öffnen, um Aufführungen auch für die Parkbesucher zu ermöglichen.

Die Fassade besteht aus vertikalen Keramikelementen (sogenannten Baguettes) in changierenden Grüntönen; die Struktur setzt sich teilweise im Inneren fort. Die Glasur der 15.000 Keramikröhren mit trapezförmigem Querschnitt wurde von Hand mit Farbkännchen aufgegossen. Durch das lebendige Farbenspiel gelingt eine gute Einbindung des Gebäudes in die umgebende Parklandschaft.

Flachdach

Das im Erdgeschoss auskragende Flachdach ist begrünt und trägt ebenfalls zur Einbindung des Neubaus in die Umgebung bei. Der Aufbau besteht aus 90 mm Dachbegrünung, einer Abdichtung aus EPDM und 100 mm Mineralwolledämmung auf einer 330 mm starken Stahlbetondecke. Das Flachdach über dem Konzertsaal ist nicht begrünt; hier bildet eine 50 mm hohe Kiesschicht die Oberlage über einer EPDM-Abdichtungsbahn. Es folgen 140 mm Mineralwolledämmung, die Dampfsperre sowie eine 39 mm starke Verbundelementdecke aus Stahlbetonfertigteilen und Ortbeton. Im Konzertraum wurden 200 mm Akustikdämmstoff aufgebracht sowie Akustikreflektoren.

Bautafel

Architekt: van Dongen – Koschuch Architects and Planners, Amsterdam
Projektbeteiligte:
Van de Laar, Eindhoven (Tragwerksplanung); Nelissen Ingenieursbureau, Eindhoven (Technische Gebäudeausrüstung); Theateradvies, Amsterdam (Theatertechnik); Peutz, Zoetermeer (Gebäudeakustik); Koninklijke Tichelaar Makkum (Fassadenkeramik)
Bauherr: Stadt Arnheim (Gebäude); Musis & Stadstheater Arnheim (Ausbau)
Fertigstellung:
2017
Standort:
Velperbinnensingel 15, 6811 BP Arnheim, Niederlande
Bildnachweis: Bart van Hoek, Den Haag www.foto.architectuur.org

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