Konferenzzentrum in Hamburg

Individuell abgestimmte Akustik durch geschlitzte Wandpaneele

Während der wirtschaftlichen Blüte der Bundesrepublik in den 1960er Jahren bestand in den Großstädten ein großer Bedarf an Büroflächen. Die Innenstadtbereiche waren allerdings vielfach zu klein für große Konzern- oder Verwaltungsbauten, zudem waren die Verkehrsanbindungen oft schlecht. Die Stadt Hamburg löste das Problem mit einer innerstädtischen Bürostadt namens City Nord, in der etwa 40 Verwaltungsgebäude Platz fanden. Eines dieser Gebäude ist die Hauptverwaltung der Edeka AG.

Helles Feinsteinzeug als Boden- und Treppenbelag
Besondere Zonen werden durch einen Materialwechsel hervorgehoben
Sichtseitig ist kein Unterschied zwischen einzelnen Paneelen erkennbar

Aufgrund notwendiger Modernisierungsmaßnahmen wurde die Zentrale in den vergangenen Jahren in Teilbereichen saniert und neu gestaltet. Dazu zählte auch die Entkernung des ehemaligen Rechenzentrums bis auf den Rohbau. Neu entstanden ist auf der 1.160 Quadratmeter großen Fläche der Konferenz- und Eventbereich "Plenum", dessen Farb- und Materialwahl sich an der Entstehungszeit des Gebäudes orientiert. Im Zentrum befinden sich heute sechs Konferenzräume, die durch verschiebbare Trennwände aus lackiertem Glas zu einem Großraum zusammengeschaltet werden können. Auch die acht an der verglasten Außenfassade angeordneten Besprechungsräume können durch Verschieben der Trennwände in ihrer Größe variieren und als zusätzliche Erweiterung des Großraumes genutzt werden. Eine Lounge, eine Garderobe, eine Bar mit Küche sowie die sanitären Anlagen vervollständigen das Raumprogramm.

Gangzonen und öffentliche Bereiche sind mit hellem Feinsteinzeug belegt, besondere Aufenthaltsbereiche wie die Lounge oder Bar dagegen mit Feinsteinzeug in Parkettoptik, das in einem hell- bis dunkelbraunen Farbspektrum changiert. Sämtliche Konferenzräume sind mit einem hellbeigen Teppich ausgelegt. Da die Klimatisierung über den Hohlraumboden erfolgt, musste ein daran angepasster Spezial-Teppich gewählt werden. Einbauten und Mobiliar folgen dem harmonischen Dreiklang weiß, beige und braun und runden mit Materialien wie Leder den edlen Gesamteindruck ab.

Akustik
Das farbliche Gesamtkonzept findet sich auch in der Wandverkleidung aus Nussbaum-furnierten Akustikpaneelen wieder. Ihre perforierte Oberfläche wird durch die Beleuchtung von oben betont und animiert zum Berühren der auch haptisch außergewöhnlichen Fläche. Was nicht sichtbar ist: Die Platten sind je nach Bereich, z.B. in der Lounge oder im Besprechungsraum, akustisch unterschiedlich wirksam und steuern die Nachhallzeit ebenso wie die Sprachverständlichkeit. Sichtseitig sind alle MDF-Trägerplatten in ihrer gesamten Stärke mit drei Millimeter breiten Schlitzen versehen. Die Paneele, die ein höheres Absorptionsvermögen aufweisen sollen, sind auf der Rückseite zusätzlich in einer Breite von acht Millimetern geschlitzt, jedoch nicht in der gesamten Plattenstärke. Auf diese Weise entsteht eine Art schalldämpfender "Trichter".

Neben der Perforierung der Paneele wird der Schallabsorptionsgrad durch die Gesamtaufbauhöhe der Konstruktion sowie dem Abstand zur Wand beeinflusst. Damit werden in den verschiedenen Bereichen die gewünschten Absorberklassen von A bis E (höchst absorbierend bis gering absorbierend) erreicht. Ein Einsatz der Platten ist generell auch für Flure und Fluchtwege denkbar, da sie in den Baustoffklassen A2, B2 und B1 hergestellt werden. -ap

Bautafel

Architekten: Hennings Börn Interiors, Hamburg
Projektbeteiligte: Taubert und Ruhe, Halstenbek (Akustikplanung); BER Deckensysteme, Hövelhof (akustische Wandverkleidung); Tischlerei Steineker und Krall, Hamburg (Ausführung Akustikelemente)
Fertigstellung: 2005 bis 2007
Standort: New-York-Ring 6, 22297 Hamburg
Bildnachweis: Kröger Gross Fotografie, Hamburg

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