Konferenzzentrum IHD in Dresden

Tonnendach mit rautenförmig vernageltem Fichtenholz

Über die Materialeigenschaften und Verwendungsmöglichkeiten von Holz, neuartige Produkte und Technologien im Umgang mit dem nachwachsenden Rohstoff forschen die Mitarbeiter des Instituts für Holztechnologie IHD in Dresden. Die gemeinnützige Forschungseinrichtung liegt benachbart zu Gebäuden der Technischen Universität Dresden im Süden der sächsischen Landeshauptstadt. Regelmäßig sind internationale Gäste zu Fachtagungen eingeladen, um den wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Austausch zu fördern. Wegen des gestiegenen Platzbedarfs wurde ein in die Jahre gekommenes Veranstaltungsgebäude auf dem Hof des Instituts durch einen Neubau ersetzt. Auf dem rund 800 Quadratmeter großen Grundstück sollten außer einem Konferenzsaal mit Foyer auch Lagerräume entstehen. Die ortsansässigen Reiter Architekten entwarfen zwei Baukörper in Holzrahmenbauweise, die über eine Erschließungszone rechtwinklig miteinander verbunden sind. Den Konferenzsaal kennzeichnet ein imposantes Tonnendach, gehalten von gebogenen und kreuzweise vernagelten Fichtenholzbrettern.

Eine hölzerne Terrasse erweitert den Veranstaltungssaal zum Garten
Hell und geräumig erscheint der Saal unter der gebogenen Hülle
Bis zu 200 Teilnehmer finden hier Platz

Als Lagerhaus flankiert ein dunkel bekleideter, eingeschossiger Riegel die fußläufige Eingangsachse zum verglasten Foyer. Dieses ist niedriger als die seitlich andockenden Hauptnutzungen, der Eingang richtet sich nach Norden. Westlich schließt der Veranstaltungssaal mit der gewölbten Dachkonstruktion an, die über hohe Verglasungen zum Blickfang wird. Auf der anderen Seite des Foyers befinden sich eine Küche und die Sanitäranlagen. Am südlichen Ende des Lagergebäudes führt eine Treppe in den Keller mit einem großen Raum für stationäre Klimazellen.

Hell und geräumig erscheint der Konferenzsaal unter der gebogenen Hülle, obwohl sich nur die Nordseite großflächig öffnet. Bis zu 200 Teilnehmer finden hier Platz. Die Medientechnik umfasst eine Bildschirmwand und eine Beschallungsanlage; Induktionsschleifen für Hörgeräteträger wurden unter dem Parkett verlegt. Zusätzlich kann eine mobile Dolmetscherkabine aufgestellt werden. Garderoben für 80 Personen sind fest eingebaut, weitere Garderoben werden bei Bedarf mobil bereitgestellt. Zwei gläserne Doppeltüren führen auf eine Holzterrasse in den Garten.

Nachhaltig Bauen
Der gen Norden weisende Gebäuderiegel mit Kaltlager ist auf einer Bodenplatte aus Stahlbeton in Holzrahmenbauweise ausgeführt; der Aufbau der Außenwände ist diffusionsoffen. Die Holzständerwände sind innen mit OSB- und Gipskartonplatten, außenseitig mit Holzweichfaserplatten verkleidet. Der Hohlraum ist mit Zellulose gedämmt. Die hinterlüftete Vorhangfassade besteht aus großformatigen Faserzementplatten. Der Flügel des Konferenzzentrums ist unterkellert, der dazu aufgewendete Stahlbeton als Weiße Wanne ausgeführt. Der Konferenzsaal wird überdacht von einem Brettstapelgewölbe mit rautenförmig vernagelter Brettschalung (vier Brettlagen) aus unbehandeltem Fichtenholz. Zwischen die darüber angeordneten Bogenbinder aus Brettschichtholz wurde eine 38 cm starke Dämmung eingeblasen. Insgesamt werden 13 Meter Raumbreite überspannt. Eine Stehfalzdeckung aus Titanzinkblech bildet die äußere Hülle. Die Flachdächer über dem Foyer und dem Lagergebäude bestehen aus einer Dickholzdecke mit Gefälledämmung sowie einer Dachabdichtung aus Kunststoff.

Sowohl im Konferenzsaal als auch im Foyer kommt Eichenholzparkett als Bodenbelag zum Einsatz. Das Holz wirkt temperaturausgleichend und feuchtigkeitsregulierend, ist also günstig für das Raumklima. Die Holzfenster sind mit Dreifach-Isolierverglasung ausgestattet. Bis zu einer Höhe von mindestens 1,50 Metern über Fertigfußboden wurde innen wie außen Sicherheitsglas eingesetzt. Unter Einbeziehung eines Akustikplaners wurden die Oberflächen im Saal derart strukturiert, dass für eine gute Raumakustik mit einer Nachhallzeit von 1,2 Sekunden gesorgt ist. Die gesamte Konstruktion ist feuerhemmend in der Brandschutzklasse F30B ausgeführt; das Brettstapelgewölbe entspricht der Brandschutzklasse F15.

Der Neubau ist an einen bestehenden Fernwärmeanschluss angeschlossen. Der Saal ist mit Unterflurkonvektoren, die übrigen Gebäudeteile sind mit Niedertemperatur-Heizkörpern ausgestattet; Kaltlager und Keller bleiben unbeheizt. Eine mechanische Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung sorgt für frische Luft im Konferenzsaal und im Foyer. Der Wärmetauscher gewinnt aus der Abluft auch Feuchte zurück, sodass bei tiefen Außentemperaturen einer starken Austrocknung der Raumluft entgegengewirkt wird. Die Regelung der Lüftungsanlage erfolgt bedarfsabhängig.

Das Gebäude ist als ein sogenanntes Drei-Liter-Haus errichtet. Das bedeutet, der Heizenergieverbrauch liegt bei maximal 30 kWh/m²a, was einem Heizölverbrauch von 3 l/m²a oder einem Erdgasverbrauch von 3m³/m²a entspricht. Erreicht wird dies durch die Dreifach-Isolierverglasung (uw= 0,85, g=0,55), eine sehr gute Wärmedämmung von Dach, Wand und Fußboden (u-Wert 0,15) und die kontrollierte Lüftung mit Wärmerückgewinnung. Bei einem Blower-Door-Test wurde die Winddichtigkeit überprüft, um Bauschäden zu vermeiden und die Funktion des Gebäudes zu gewährleisten.

Bautafel

Architekt: Reiter Architekten, Dresden
Projektbeteiligte:
Ingenieurbüro Lorenz, Dresden (Elektroplanung, Medientechnik); Auerbach und Hahn, Grumbach (Holzbau)
Bauherr: Institut für Holztechnologie Dresden
Fertigstellung:
2016
Standort:
Zellescher Weg 24, 01217 Dresden
Bildnachweis: Reiter Architekten, Dresden; Auerbach und Hahn, Grumbach

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Wer nachhaltig Bauen möchte, sollte Baustoffe wählen, die aus nachwachsenden, gut recyclebaren und lange verfügbaren Rohstoffen bestehen (Bild: Wasserstrichziegel).

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Fachwerkbau aus Holz und Ziegelausfachung in Norddeutschland (um 1800)

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