Kinderhaus in Unterföhring

Solarthermie, Abwärmenutzung und Photovoltaik

Dass Bauten für Kinder nicht nur farbenfroh aussehen können, sondern auch einen Großteil ihres Energiebedarfes selber decken können, beweisen die Münchner Architekten Hirner und Riehl mit dem neuen Kinderhaus in Unterföhring in gekonnter Weise. Unter Berücksichtigung der örtlichen Bedingungen schufen sie einen kompakten Baukörper mit Flachdach, der sich in seiner Maßstäblichkeit der umliegenden Bebauung anpasst, sich in seiner Gestaltung jedoch deutlich von seinen Nachbarn abhebt.

Die überdachten Terrassen und Balkone laden auch bei Regen zum Spielen ein
Alle Gruppenräume haben einen direkten Zugang zum Außenraum
Der Tiefhof an der Westfassade ermöglicht die natürliche Belichtung der Kindermensa im Untergeschoss

Mit einer Länge von 70 Metern und einer Breite von 20 Metern erstreckt sich das zweigeschossige Gebäude von Osten nach Westen. Gegliedert wird es durch zwei eingeschnittene Höfe: einer auf der Süd-, der andere auf der Nordseite. Über Letzteren erfolgt die Erschließung. Mit Sitzmöglichkeiten bestückt, dient er zudem als Kommunikationszone. Im Gegensatz dazu schafft der Hof auf der Südseite einen räumlichen Übergang zum Garten. Eine Zugangsrampe verbindet das Gebäude mit dem öffentlichen Straßenraum im Osten, nach Westen schafft eine zweite Rampe die Verbindung zwischen Landschaft und einem Tiefhof, der auch die Belichtung der Kindermensa im Untergeschoss gewährleistet.

Die Grundrisse zeichnen sich durch eine klare und kompakte Zonierung aus. Ein mittig angeordneter Flur dient gleichzeitig als Garderobe und als Ort zum Spielen. Zum Eingang hin weitet er sich zu einer großzügigen zweigeschossigen Halle mit einläufiger Treppe, die das Erdgeschoss mit dem Obergeschoss verbindet. Belichtet wird der Flur über die beiden Höfe. Beidseitig liegen die insgesamt zehn Gruppenräume; sechs im Erdgeschoss, vier im Obergeschoss. Alle sind nahezu gleich aufgebaut und ermöglichen eine multifunktionale Nutzung. Zu jedem gehören ein eigenes WC und ein weiterer, kleinerer Raum, der jeweils zwei Gruppenräume miteinander verbindet und so ein Durchspielen ermöglicht. Im Obergeschoss gibt es außerdem noch vier Therapieräume zur Einzelförderung, die auch für Elterngespräche genutzt werden können.

Mit Ausnahme der WCs werden alle Räume natürlich belichtet. Jeder besitzt einen eigenen Zugang zur umlaufenden Terrasse im Erdgeschoss bzw. zu dem ebenfalls um das gesamte Gebäude verlaufenden Spielbalkon im Obergeschoss. Terrasse und Balkon sind überdacht, damit die Kinder auch an Regentagen draußen spielen können. Vor Sonne schützen geschosshohe, leuchtend rote Textilsegel, die verschiebbar an der Außenkante des Gebäudes angebracht sind. Daneben ist die Erscheinung des Kinderhauses vor allem durch das Material Holz geprägt.

Das Gebäude wurde in Brettsperrholzbauweise auf einem Stahlbetonkellergeschoss errichtet. Die Decke über dem Erdgeschoss und das Dach bestehen aus Holzkastendeckenelementen. Die Wände sind mit 28 cm Zellulose gedämmt, das Dach mit dem gleichen Material in 30 cm Dicke. Außer den Böden sind sämtliche Oberflächen in den Innenräumen mit Fichtenholz bedeckt, Fassade und Terrassen bestehen aus witterungsbeständigem Eichenholz.

Gebäudetechnik

Großen Wert legte der Bauherr auf das Energiekonzept des Kinderhauses. Dies entsprach auch dem Wunsch der Architekten, ein Gebäude zu entwickeln, das einen Großteil seines Energiebedarfes selbst erzeugt. Dass solch ein Konzept nicht einfach aus einem Fachbuch entnommen und übertragen werden konnte, lag auf der Hand. Vielmehr führte erst eine gründliche Sondierung der Möglichkeiten vor Ort zur Lösung, die verschiedene Energiequellen kombiniert. Im Ergebnis erreicht das Gebäude annähernd den Passivhausstandard.

Die unverschattete Südausrichtung des lang gestreckten Gebäudes und die große Dachfläche boten sich förmlich für die Sonnenenergienutzung an. Auf 140 m² wurden Photovoltaikpaneele installiert, die etwa 19.000 KW Strom pro Jahr erzeugen, auf weiteren 200 m² produzieren Solarkollektoren den größten Anteil an Wärme und Warmwasser. Als Speichermedium dienen sowohl die als Bodenabsorber ausgebildete Kellerplatte als auch drei Pufferspeicher mit einem Fassungsvermögen von insgesamt 200.000 Litern. Zusätzlich wird die Abwärme der Kühlräume für die Kindermensa im Untergeschoss genutzt. Reichen die Erträge nicht aus, liefert ein nahegelegenes Müllkraftwerk Fernwärme.

Bautafel

Architekten: Hirner und Riehl Architekten, München
Projektbeteiligte: Seeberger Friedl & Partner, Pfarrkirchen (Tragwerksplanung); Büro Prof. Kagerer, Ismaning (Freianlagen); Ingenieurbüro Heiland, Altenau (Energieberatung); Ingenieurbüro Kasprowski, Grünwald (Elektroplaner)
Bauherr: Gemeinde Unterföhring
Fertigstellung: 2011
Standort: Straßäckerallee 11, 85774 Unterföhring
Bildnachweis: Stefan Oláh, Wien und Thomas Zwillinger, München

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