Kinderhaus am Entenbach in Lauterach

Erweiterbarer Holzelementbau mit lichten Innenräumen

Gelb, Hellblau und Rosa sind die Eingänge für die drei Kindergruppen, die im Kinderhaus am Entenbach beim Spielen, Essen und Schlafen betreut werden. Der lang gestreckte Neubau nach Plänen von Bernardo Bader ergänzt den bestehenden Kindergarten Bachgasse in Lauterbach, einer Gemeinde nahe Bregenz. Eingebettet in die Vorarlberger Feld- und Wiesenlandschaft an der Siedlungsgrenze zu einem Landschaftsschutzgebiet, schuf Bader eine Reihe quaderförmiger Volumen mit einem breiten Haupthaus als Auftakt. Ähnlich wie Reihenhäuser sind diese verbunden durch niedrigere Erschließungszonen mit zurückversetzten, pastellfarbenen Eingängen. Der Gebäuderiegel ist mit wenig Abstand neben den Bestand gesetzt und übernimmt dessen Höhe und Flucht. Da der Altbau jedoch in einigen Jahren ersetzt werden soll, ist das Kinderhaus so konzipiert, dass es leicht erweiterbar ist.

Kinderhaus_Entenbach_Bader
Kinderhaus_Entenbach_Bader
Kinderhaus_Entenbach_Bader

Der 20 Meter breite und 65 Meter lange Holzelementbau mit rund 960 Quadratmetern Nutzfläche bietet Platz für 65 Kinder. Eingeschossig, oberhalb der Gruppenräume jedoch erhöht durch eine Galerieebene, erstreckt er sich von Südwesten nach Nordosten. Der verglaste Haupteingang liegt an der Westseite gleichfalls witterungsgeschützt in einer Nische; seitlich angegliedert ist ein Abstellraum für Tretroller und andere Gefährte. Ein breiter, heller Flur erschließt das Kinderhaus über die gesamte Länge, Schaufenster an den Enden stellen den Bezug zur Umgebung her. Er wird durchkreuzt von den separaten Eingangsfluren der Gruppenhäuser, die auf einer Loggia an der Gartenseite münden. So entsteht eine schmale Raumfolge entlang der Eingangsseite und eine tiefere zum Garten. Diese öffnen sich nach innen wie außen mit Fenstern bzw. Verglasungen, sodass vielfältige Sichtbezüge entstehen und das gesamte Haus von Tageslicht durchströmt ist.

Speiseraum, Gemeinschaftsraum sowie die drei Gruppenräume richten sich zum Garten, während die Büro- und Besprechungsräume und drei Bewegungsräume gegenüberliegend angeordnet sind. Die Garderoben befinden sich in den kreuzenden, nur 2,50 Meter hohen Eingangsfluren der „Gruppenhäuschen“. Oberhalb der Gruppenräume dient eine Galerieebene als Ruhezone, ausgestattet mit einer Liegefläche und Büchern. Ein weißes, aufgespanntes Netz fungiert als Absturzsicherung und ermöglicht Blickbezüge nach unten; ein Oberlichtband führt Tageslicht auf die Empore. Die etwa sieben mal acht Meter großen Gruppenräume öffnen sich mit verglasten Schiebetüren zur Loggia, die die gesamte Gebäudelängsseite einnimmt. Holzboxen an den Stirnseiten der Flure bieten Stauraum für Spielsachen – hier ist auch bei schlechtem Wetter Platz zum Spielen im Freien.

Nachhaltig Bauen
Durch die Verwendung von Holz für Konstruktion, Fassade und Innenausbau kommt eine nachhaltige Bauweise zum Tragen. Die lichtdurchflutete, offene Raumstruktur mit wechselnden Blickbezügen und eine reduzierte Gestaltung zeichnen den Neubau aus. Der Holzelementbau ist auf einer Bodenplatte aus Beton errichtet. Durch die Vorfertigung der Holzbauelemente war die Bauzeit kurz. Die Fassaden sind mit einer vertikalen Verschalung aus unbehandelter Fichte bekleidet. Wände und Decken im Innenraum sind mit unbehandeltem Weißtannenholz ausgestattet, gleichfalls aus Wäldern der Region. So waren die Transportwege kurz und der Energieaufwand samt dem damit verbundenen CO2-Ausstoß gering. Für die Böden in den Gruppenräumen kamen massive, unbehandelte Eschenholzdielen zum Einsatz. Weil Holz temperaturausgleichend und feuchtigkeitsregulierend wirkt, ist es günstig für das Raumklima. Der geschliffene Betonboden (Terrazzo) in den Fluren und im Speiseraum ist besonders widerstandsfähig und bildet zu den Holzoberflächen einen interessanten Kontrast. Das Flachdach ist begrünt.

Als Dämmmaterial in den Wänden und im Dach dient Zellulosefaser. Die Zellulosedämmung (schadstoffarme Fasern aus Altpapier) wurde im Einblasverfahren eingebracht. Zur Erfüllung der brandschutztechnischen Vorgaben, zum Schutz vor Schimmel und Ungeziefer wurden dem Dämmstoff Borsalze zugegeben. Die Zellulose reguliert den Feuchtegehalt der Luft, ohne dass ihr Dämmwert stark beeinträchtigt wird. Die Fenster sind mit Dreifach-Isolierverglasung ausgestattet. Die Beheizung der Innenräume und die Warmwasseraufbereitung übernimmt eine Wärmepumpe (Sole/Wasser). Das Kinderhaus verfügt über eine Fußbodenheizung und eine kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung.

Der Neubau entspricht den Vorgaben des kommunalen Gebäudeausweises der Vorarlberger Landesregierung für einen nachhaltigen Einsatz von Baumaterialien. Sie sind geprüft und zertifiziert. Die Förderung einer Baumaßnahme richtet sich nach der erreichten Punktzahl – der Kindergarten Entenbach erhielt 921 von 1.000 Punkten. Der Heizwärmebedarf liegt bei 19,8 kWh pro Quadratmeter beheizter Wohnfläche und Jahr.

Bautafel

Architekt: Bernardo Bader Architekten, Bregenz
Projektbeteiligte: Merz Kley Partner, Dornbirn (Statik); Monika Heiss, Dornbirn (Farbkonzept); Herbert Roth, Lauterach (Heizung, Lüftung, Sanitär); Spektrum, Dornbirn (Bauphysik); Elektroplan Schneider, Egg (Elektroplanung); Landrise, Hörbranz (Landschaftsplanung); Thomas Marte, Dornbirn (Bauleitung und Ausschreibung)
Bauherr:
Marktgemeinde Lauterach
Fertigstellung:
2017
Standort:
  Bachgasse 14, Lauterach
Bildnachweis: Adolf Bereuter, Dornbirn

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In einer Lebenszyklusanalyse wird die ganze Lebensdauer des Gebäudes, die Bauphase, die Nutzungsphase mit möglichen Umnutzungen sowie Abriss und Entsorgung berücksichtigt, und es kann der Beitrag der Bauprodukte zur Energieeffizienz oder zu weiteren Aspekten nachhaltiger Bewirtschaftung eines Gebäudes dargestellt werden.

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