Kapelle in Suzhou

Semitransparente Metallfassade über Ziegellabyrinth

Suzhou ist eine der ältesten Städte der ohnehin alten Hochkultur China. Die Zehn-Millionen-Metropole liegt ganz im Osten des Landes unweit von Schanghai am großen Becken des Flusses Jangtsekiang und verzeichnete in den letzten Jahren ein enormes Wachstum. Im Norden der Stadt befindet sich ein urbanistisches und architektonisches Umstrukturierungsprojekt, in dessen Rahmen nun in einem Erholungsgebiet an der Uferpromenade des Süßwassersees Yangcheng eine Kapelle fertig gestellt wurde. Den Entwurf für den Neubau lieferte das in Shanghai ansässige Büro von Lyndon Neri & Rossana Hu.

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Über einer sich aus der Uferpromenade entwickelnden, einem Labyrinth nicht unähnlichen Formation dunkelgrauer Ziegelmauern erhebt sich die Kapelle als klarer, annähernd kubischer Baukörper mit einer Fassade aus weiß schimmerndem Metall. Begrünte Freitreppen und schmale Betonrampen führen sukzessive hinauf und hinein in das Gebäudeinnere bis zum zwölf Meter hohen lichtdurchfluteten Hauptraum.

Der im Grundriss rechteckige, bestuhlte Kapellenraum ist im unteren Bereich von den dunklen Ziegelmauern umschlossen und scheint sich im oberen Teil in vertikale Holzlamellen aufzulösen. Auf etwa einem Drittel der Höhe befindet sich eine umlaufende Galerie, die an drei Seiten schmal ausgebildet ist und sich an der Südwestseite aufweitet, um ihrerseits Sitzplätze aufzunehmen. Unterschiedlich große Fenster verteilen sich unregelmäßig gehängte Bilder über die Außenwände. Die Holzlamellen bedecken den gesamten oberen Teil des Kapellenraumes und schließen ihn mit einer Satteldachform nach oben ab. Der den hohen Hauptraum flankierende Treppenraum aus Sichtbeton führt nicht nur zur Galerie, sondern weiter auf eine Dachterrasse.

Sämtliche Holzmöbel und -einbauten mit Bronzedetails entstanden nach Entwürfen der Architekten.

Fassade
Die Fassade der Haupthalle besteht aus zwei Schichten. Die äußere, semitransparente Metallhaut verdeckt die dahinterliegende massive Außenwand mit den vielen unterschiedlich großen und frei positionierten Fensteröffnungen. Tagsüber bleiben diese hinter der vertikal gegliederten weißen Metallhaut nahezu unsichtbar, bei Dunkelheit dringt das Licht aus dem Kapellenraum durch alle Ebenen der Fassade hindurch.

Die unregelmäßig in der Breite variierenden Metallelemente sind weiß lackiert, gefaltet und perforiert. Sie sitzen oberhalb der Ziegelmauern auf einer ebenfalls weiß lackierten Metallschiene auf, bilden aber nach oben einen weniger scharf gefassten Abschluss, weil sie über die Attika der Dachterrasse leicht herausragen und hier kein horizontales Abschlussprofil erhalten haben. Im Innenraum bewirkt die schleierartige Metallhaut ein Filtern des Sonnenlichteinfalls. Auch ablenkende Ausblicke werden dadurch erschwert. Verstärkt werden diese Effekte noch einmal durch den inneren Holzlamellenmantel.

Bautafel

Architekten: Neri & Hu Design and Research Office, Schanghai
Projektbeteiligte: Nellie Yang, Jerry Guo, Begona Sebastian, Shirley Hsu, Dana Wu, Maia Peck, Brian Lo, Simin Qiu (Team Neri & Hu)
Fertigstellung: 2016
Standort: 199 Yangchenghuan Road, Yangcheng Lake, Suzhou, China
Bildnachweis: Pedro Pegenaute, Spanien

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Vorgehängte, hinterlüftete Fassade aus Titanzinkblech am Jüdischen Museum, Berlin (Beispiel leichte Bekleidungselemente)

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Fassadenelemente

Bekleidungselemente

Goldfarben eloxiertes Aluminium am Berliner Axel-Springer-Hochhaus (1965), Architekten Melchiorre Bega, Gino Franzi, Franz Heinrich Sobotka und Gustav Müller

Goldfarben eloxiertes Aluminium am Berliner Axel-Springer-Hochhaus (1965), Architekten Melchiorre Bega, Gino Franzi, Franz Heinrich Sobotka und Gustav Müller

Materialien

Metalle

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