K 47 - Wohnen in der Kirche in Berlin-Kreuzberg

Umbau und Aufstockung

Wer die Kreuzbergstraße entlangfährt, bemerkt kaum, dass es sich bei dem Projekt K 47 um einen zum Wohnen umgewandelten Kirchenbau handelt. Eine Kirche als fester Bestandteil des Blockrandes ist in Berlin keine Seltenheit. Der schlichte und kantige, weiße Turm als einziger Hinweis auf die einst sakrale Nutzung zeigt sich verschlossen. Er ist dem fünfstöckigen Gebäude mit Staffelgeschoss vorangestellt, das gegenüber dem Bürgersteig zurückgesetzt ist.

Der kantige weiße Turm weist auf die ursprünglich sakrale Nutzung hin und ist dem heutigen Wohngebäude vorangestellt.
Die Wohnlage K 47 in Berlin-Kreuzberg, zwischen Viktoriapark und Park am Gleisdreieck, ist begehrt.
Insgesamt sind sieben Wohnungen in Größen von 80 bis 200 Quadratmetern geschaffen worden (im Bild: Südseite zum Hof).

Die Umwandlung des Sakralbaus, 1961 nach Plänen des Architekten Harald Franke errichtet, erfolgte durch Sieglundalbert Architekten. Deren Büro befindet sich ganz in der Nähe, ebenfalls in Berlin-Kreuzberg. Bei der zuvor viele Jahre leerstehenden, mittlerweile säkularisierten Kirche handelt es sich um eine Stahlbetonkonstruktion, die aufgestockt wurde. Ursprünglich gab es eine Küsterei, den Kirchenraum mit Galerie und zwei Wohnetagen.

Sieben Wohnungen mit Freisitzen zum südlichen Hof

Im Auftrag einer Planungs- und Baugemeinschaft schufen die Planerinnen und Planer eine große Wohnung im Erdgeschoss, zwei Maisonettes, die das erste und zweite Obergeschoss einnehmen, zwei Einheiten auf der dritten Etage, eine auf der vierten und eine im neuen Dachgeschoss. Insgesamt also sieben Wohnungen in Größen von 80 bis 200 Quadratmetern und eine Nutzfläche von 1.100 Quadratmetern. Die Lage zwischen Viktoriapark und Park am Gleisdreieck ist äußerst begehrt.

Über eine Durchfahrt wird der südliche, teils begrünte und recht weite Hof erschlossen. Ein rückwärtiger Anbau auf der Mittelachse des Gebäudes erstreckt sich über zwei Geschosse und erweitert die Parterrewohnung um einen Erker. Im ersten Obergeschoss ist er in zwei Arbeitsräume mit Ausblick in östliche und westliche Richtung aufgeteilt. Darüber sind zwei kleine Dachterrassen durch Stauraum als Sichtschutz getrennt, die sich auch verbinden lassen.

Unbelüftetes Flachdach als Holzkonstruktion

Aus statischen Gründen wurde die Aufstockung als Holzkonstruktion ausgeführt. Vorab wurde das Feuchteverhalten des geplanten Dachaufbaus ermittelt und die langfristige Schadensfreiheit der Konstruktion hinsichtlich eines möglichen Feuchteeintrags rechnerisch nachgewiesen. Die Berechnungen zum instationären Wärme- und Feuchtetransport erfolgten mithilfe einer Software, die den gekoppelten Wärme- und Feuchtetransport in eindimensionalen mehrschichtigen Bauteilen mittels Simulationsrechnungen untersucht, wobei die Materialkenndaten, Klimadaten und Oberflächenübergangskoeffizienten berücksichtig werden.

Nach Überprüfung von zwei Varianten wurde eine feuchte-adaptive Dampfbremse eingesetzt. Die eingesetzten Holzprodukte wiesen beim Einbau eine maximale Feuchte von 15% auf. Darunter ist die feuchteadaptive Dampfbremse angebracht, oberhalb von 4 cm Installationsebene und einer raumseitigen, 1,5 cm starken Feuerschutzplatte. Die Dämmung zwischen den Holzbalken ist hohlraumfrei eingearbeitet und besteht aus 20 cm Mineralfaser.

Der Dachaufbau ist mit 6,2% Gefälle ausgeführt, die Ableitung des Niederschlags erfolgt über eine Attikaentwässerung. Die Attika lagert auf einem Stahlträger (IPE 160). Auf den tragenden Holzbalken folgen die Vordeckung (2,5 cm) sowie eine weitere Dämmlage (mind. 6 cm) aus EPS. Die zweilagige Abdichtung besteht aus einer unteren kaltselbstklebenden Elastomerbitumenbahn und einer oberseitig schwarz beschieferten Schweißbahn aus Polymerbitumen mit extrem belastbarer Polyesterverbund-Trägereinlage. -us

Die Dachterrasse zur Hofseite ist mit einer Attika in Brüstungshöhe ausgeführt; hier ist der Aufbau wie folgt (Abb. 20):

  • Betondecke (20 cm)
  • Dampfsperre
  • Gefälledämmung (10-18 cm)
  • Abdichtung (1,5 cm)
  • Gummischrotmatte (1,5 cm)
  • Splitt (4 cm)
  • Betonplatten (4 cm)

Bautafel

Architektur: sieglundalbert architekten, Berlin
Projektbeteiligte: Neubauer + Ernst Ingenieure, Berlin (Statik); Planungsbüro Dernbach Ingenieurbüro für Haustechnik, Berlin (Brandschutz); Ingenieurgesellschaft BBP Bauconsulting, Berlin (Bauphysik); WUFI Pro (Software zur Ermittlung des Wärme- und Feuchtetransportes); Kacar Dachdeckerei, Berlin (Ausführung Dachabdichtung); Bauder, Stuttgart (Hersteller Dachabdichtung); Lorowerk, Bad Gandersheim (Hersteller Entwässerungssystem)
Bauherr/in: Planungs- u. Baugemeinschaft K47, Berlin
Fertigstellung: 2019
Standort:
Kreuzbergstraße 47, 10965 Berlin
Bildnachweis: Schnepp Renou

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