Johanniskirche in Göttingen

Höchste Ansprüche an die Standfestigkeit des Gerüstes

Über vier Jahre erstrecken sich die Sanierungsarbeiten an der Göttinger Johanniskirche. Überregional bekannt wurde der gotische Bau vor allem durch die Abbildung auf der Vorderseite der 10-DM-Scheine. Weil das Kirchenschiff bei der Renovierung der über 650 Jahre alten Gemäuer nicht belastet werden durfte, musste es über eine Spannweite von 25 m frei überbaut werden. Zusätzlich musste jede Stelle der Türme inkl. der Dachschrägen zugänglich gemacht werden.

Aufnahme von 2006 nach den Sanierungsarbeiten
Vier Jahre dauerten die Sanierungsarbeiten. Dabei musste die Kirche frei überspannt werden, um das Schiff nicht zu belasten

Als "Horrorstory" bezeichnete der Bauamtsleiter des Amtes für Bau- und Kunstpflege Hildesheim die Situation an dem Göttinger Wahrzeichen, der Johanniskirche, als vor mehr als zwei Jahren kiloschweres Gestein aus der Fassade des Nordturmes herabfiel. Was mit einem "Notgerüst" begann, um den Turm kurzfristig zu sichern und weitere Schäden zu vermeiden, entwickelte sich zu einem vier Jahre andauernden Projekt. Auf mehr als sechs Millionen Euro werden die Kosten geschätzt, die für die umfangreiche Renovierung der beiden Kirchentürme notwendig sind. Dennoch, ab- bzw. zurückgebaute Türme wollten die Verantwortlichen in Stadt, Land, Landeskirche und nicht zuletzt die Göttinger Bürger als einzige Alternative nicht zulassen. So wurden die bis 2004 stattfindenden Arbeiten durch eine gemeinsame "finanzielle Kraftanstrengung" ermöglicht.

Gerüste und Schalungen
Zur Einrüstung der Johanniskirche und der beiden Kirchtürme waren 6.500 Quadratmeter Modulgerüst notwendig. Das eingestetzte Gerüst konnte aufgrund der einfachen Handhabung mit nur vier Gerüstbauern, inklusive einem Bauleiter, erfolgen. Die Restaurierungsarbeiten an den beiden Kirchturmspitzen und der Sandsteinfassade wurden in drei Bauabschnitten vorgenommen.

Das eingesetzte Modulgerüst entsprach den Anforderungen in optimaler Weise. Es musste einer Belastung von 500 kg/m² Stand halten, die Arbeitshöhen sollten für die Durchführung der Sanierungsarbeiten im Raster von 50 cm in der Höhe zu verändern sein und es musste zugesichert werden, dass nachträgliche Verbreiterungen an jedem Punkt des Gerüstes möglich sind. Durch die Anwendung der Finite-Elemente-Methode (FEM) am dreidimensionalen Volumenmodell wurde bei den Modulgerüsten eine Steigerung der Biegemoment- und Querkrafttragfähigkeit erreicht, was zu einer hohen Eigensteifigkeit führt. Für den Gerüstbauer bedeutet dies minimaler Materialeinsatz, ein hohes Maß an Sicherheit und ein entsprechend reduzierter Montageaufwand.

Die freie Überbauung des Kirchenschiffes wurde an seitlich aufgebauten Lasttürme aus Systemteilen abgehängt. Zur Reduzierung der Umbaukosten- und Zeiten kann das Material zur Renovierung auf eine speziell angefertigte Plattform zwischen den Türmen in 40 m Höhe gelagert werden. Die Plattform ist ca. 63 Quadratmeter groß und hält einer Belastung von 1 t/m² stand. Zusätzlich sind auf der Plattform je zwei Materialaufzüge mit einer Tragkraft von 300 Kilogramm an den beiden Türmen aufgebaut.

Für den reibungslosen und schnellen Höhentransport von Mensch und Material sorgen ein kombinierter Personen- und Lastaufzug mit einer Tragkraft von 650 Kilogramm sowie ein zusätzlicher Materialaufzug mit 1.000 Kilogramm Tragkraft.

Bautafel

Projektbeteiligte: Amt für Bau- und Kunstpflege, Hildesheim; Menke, Göttingen (Gerüstbau)
Fertigstellung: 2004
Standort: Johanniskirchhof 2, 37073 Göttingen
Bildnachweis: Plettac Assco, Plettenberg; Wikipedia

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