Inszenierung einer Handwerkskunst

Temporäre Installation auf dem London Design Festival 2022

Anlässlich der 20. Ausgabe des London Design Festival findet sich unter den zahlreich geplanten Veranstaltungen und Exponaten eine temporäre Installation, die eine besondere indische Handwerkskunst ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückt. Für den Zeitraum einer Woche im September 2022 inszeniert das aus Chennai stammende Designstudio The Architecture Story (TAS) am Islington Square im Norden der britischen Hauptstadt eine traditionelle indische Technik zur Spiegelherstellung.

Die Spiegel sind nach dem besonderen Herstellungsprozess der traditionellen indischen Handwerkskunst Aranmula Kannadi gefertigt.
Die Dauer der Oberflächenpolitur entscheidet hierbei über den Reflexionsgrad des Spiegels.
Die teils geheime Materialzusammensetzung ist als geistiges Eigentum geschützt.

Die Installation im Islington Design Destrict mit dem Namen Celestial Nest besteht aus einem filigranen Gerüst und greift das Thema der Journey, also Reise, auf vielschichtige Weise auf. Zunächst geht es um den Entstehungsprozess der speziellen, historisch übermittelten Fertigungstechnik von polierten Spiegelflächen, die traditionell in einer kleinen Stadt in Kerala in Indien angewandt wird. Dort stellt die Familie Thikkinampallil Spiegel mithilfe der sogenannten Aranmula Kannadi-Technik von Hand her.

Im Gegensatz zu Glasspiegeln wird bei dem Verfahren eine reflektierende Oberfläche durch Polieren eines bestimmten Materials erzielt. Dessen Rezeptur setzt sich aus Aluminium, Kiefernholz, schwarzer Farbe, Naturwachs, rotem Oxid und einer geheimen Legierung aus Kupfer und Zinn zusammen. Technik und Rezeptur wird dabei seit Generationen weitergegeben und ist durch das indische Gesetz über geistiges Eigentum geschützt. Die Dauer der Metallpolitur entscheidet letztendlich über den gewünschten Glanzgrad, wobei allein die Bearbeitung einer kleinen Fläche gleich mehrere Tage in Anspruch nehmen kann.

Die modular zusammengesteckte, netzartige Installation lässt sich begehen und gibt einen speziellen Weg auf dem Platz vor. Oberhalb des Durchgangs sind einzelne, eigens gefertigte Spiegelelemente aufgehängt, die in unterschiedlichen Politurgraden die Umgebung reflektieren. Die Erfahrung innerhalb der Raumsituation wird durch eine subtile Geräuschkulisse vervollständigt.

Nicht zuletzt geht es auch um die Reise und den Entstehungsprozess der Designinstallation selbst. Celestial Nest ist der dritte Teil eines laufenden Forschungsprojekts, das derzeit vom Studio TAS durchgeführt wird. Die Kreativen analysieren verschiedene Aspekte des indischen Handwerks und studieren regionale Techniken vor dem Hintergrund von Kultur, Örtlichkeit, Gender und weiteren Aspekten. So sind in den vergangenen Jahren bereits Ergebnisse der Forschungsarbeit aus den Bereichen Möbel- und Textilkunst auf internationalen Veranstaltungen präsentiert worden. Die Reise des architektonischen Exponats Celestial Nest führt weiter von London nach Indien, wo es im Dezember 2022 erneut ausgestellt wird.

Entwurf: The Architecture Story (TAS)

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