Hochspannungslabor in Mungia

Faradayscher Käfig für Impuls-, Resonanz- und Schwefelhexafluorid-Tests

Von Detektoren und Kabelabschottungen über Trägerfrequenzsperren bis hin zu Messwandler für Nieder-, Mittel- oder Hochspannung – seit 1946 stellt die spanische Firma Electrotecnica Arteche Produkte für den Elektrizitätssektor her. Um die elektrischen Transformatoren mit Spannungen von bis zu 850 Kilovolt testen zu können, ließ sich der Hersteller im baskischen Mungia, ein Hochspannungslabor errichten. Geplant wurde der quaderförmige, fensterlose Baukörper mit polierter Metallfassade und kleinem Anbau vom Büro ACXT Architects mit Sitz in Bilbao.

Besprechungs-/Kontrollraum der über große Fenster mit dem Prüflabor verbunden ist
In der knapp 1.700 m² großen Halle werden die Transformatoren auf Tauglichkeit geprüft
Die Testinstrumente erinnern mit ihrem Aussehen ein wenig an Radarkuppeln

Das Prüflabor befindet sich in unmittelbarer Nähe zur firmeneigenen Werkhalle, in der die Transformatoren hergestellt werden. Hinsichtlich der Formgebung und der Materialwahl wurde das gesamte Gebäude als Faradaykäfig konzipiert – als allseitig geschlossene, elektrisch leitfähige Hülle, die als elektromagnetische Abschirmung funktioniert. So besteht das Tragwerk des Labors aus gebäudehohen Metallrahmen; ins Fundament wurde ein Stahl-Gitterrost als Erdung integriert, welches großflächig mit dem Boden verbunden ist. Außenseitig erhielten alle Fassaden- und Dachflächen eine Verkleidung aus 1,2 mm dünnen, polierten Edelstahl-Platten, die mit vertikaler Riffelung um den gesamten Baukörper gefaltet wurden. Die Gebäudehülle reflektiert je nach Tageszeit das auftreffende Licht, mal erscheint sie fast schwarz, mal wird die Umgebung gespiegelt. Die Innenwände sind mit ein Millimeter dünnen, galvanisierten Blechen und Stahl-Profilen verkleidet, die direkt an der metallenen Unterkonstruktion befestigt wurden. Alle metallischen Elemente sind nahtlos miteinander verschweißt, sodass die Strahlung über die äußere Hülle ins Erdreich abgeleitet werden kann. Zwischen äußerer und innerer Verkleidung verläuft eine zehn Zentimeter dicke Dämmschicht aus Steinwolle

Im Inneren des 27 Meter hohen Quaders erstreckt sich eine 57 Meter lange und 30 Meter breite Halle, in der die Prüfung der Transformatoren stattfindet. Mit mehreren unterschiedlich aussehenden, hochspannungsführenden Leitern werden hier Impuls-, Resonanz- und Schwefelhexafluorid-Tests durchgeführt. Die Leiter sind miteinander verbunden, manche von ihnen haben am oberen Enden große Metallkugeln, die sie ein wenig wie Radarkuppeln aussehen lassen. Außerdem befindet sich in der Halle ein großer Kran mit einer Traglast von sechs Tonnen, mit dem sich die Gerätschaften bewegen lassen. Über einen metallischen Vorhang lässt sich die Halle zweiteilen, sodass Tests auch parallel zueinander stattfinden können.

Alle Experimente werden ferngesteuert, da während des Ablaufs niemand den Raum betreten darf. Überwacht werden die Tests von zwei Kontrollräumen aus, die sich im Erdgeschoss des schmalen, lang gezogenen, dreigeschossigen Anbaus befinden. Über große Fenster wird die visuelle Verbindung zur Halle hergestellt. Grobmaschige Drahtgitter vor den Fenstern und spezielle Türen sorgen dafür, dass die Oberfläche des Faradaykäfigs zu allen Seiten geschlossen ist, sodass die elektrischen Ladungen abgeleitet werden können. Im Anbau sind außerdem sanitäre Anlagen, mehrere Technikbereiche sowie ein großer Konferenzraum untergebracht. Seine gestreifte Fassade hat ebenfalls nur wenige Öffnungen und ist mit Stahl-Profilen verkleidet, die in mattem Schwarz, Weiß und Grau gestrichen sind.

Damit Stromunfälle bei den Arbeiten in und an der elektrischen Anlage vermieden werden, sind die Fünf Sicherheitsregeln zu beachten: Zuerst ist die Spannung abzuschalten, dann ein mögliches Wiedereinschalten verhindert werden. Mit dem Feststellen der Spannungsfreiheit, dem dritten Punkt, kann das Arbeiten in der Halle wieder aufgenommen werden. Danach erfolgt das Erden und Kurzschließen: Die Leiter und die Erdungsanlage werden mittels kurzschlussfesten Erdungs- und Kurzschließvorrichtungen verbunden. Ist dies erfolgt, müssen als Letztes benachbarte, unter Spannung stehende Teile abgedeckt oder abgeschraubt werden. Mitarbeiter müssen dabei u.a. einen Schutzhelm sowie hoch isolierte Handschuhe tragen.

Bautafel

Architekten: ACXT Architects, Bilbao
Projektbeteiligte: Lanleku, Mungia (Ausführung Fassade); Elecnor, Madrid (HLKS und Elektro); Barrena, Mungia (Spezialtüren); Norton, Erandio (Fassadenelemente); Fontaneria Amutio, Alesanco (Sanitär)
Bauherr: Electrotecnica Arteche Hnos SA, Mungia
Fertigstellung: März 2013
Standort: Direo Bidea, Mungia
Bildnachweis: Aitor Ortiz, Bilbao

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