Hochschule für Gestaltung und Kunst in Basel

Neungeschossiges Hochhaus nach höchstem Schweizer Energiestandard

Das Dreispitz-Areal in Basel und Münchenstein ist mit einer Größe von rund 50 Hektar und mehreren hundert niedergelassenen Betrieben das größte Gewerbe- und Dienstleistungsgebiet der beiden Kantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft. Nach einer Studie und Entwicklungsplanung der Architekten Herzog & de Meuron soll das industriell geprägte Gelände in den kommenden Jahren zu einem urbanen Stadtteil transformiert werden.

Unterschiedliche Nutzungen verlangen nach unterschiedlichen Raumgrößen und Geschosshöhen: was vorher an sieben Standorten verteilt war, ist jetzt in einem neungeschossigen Hochhaus konzentriert
Ein durchgehender und alle Nebennutzungen versammelnder  Kern ist im nahezu quadratischen Grundriss asymmetrisch platziert und ermöglicht zahlreiche unterschiedliche Gliederungen der umliegenden Flächen
Die Tragstruktur aus den massiven Wänden des Kerns, zwölf Pendelstützen an der Fassade und einer 70 cm hohe Rippendecke erlaubt jedwede Gliederung durch leichte Trennwände

Als eines der ersten Projekte wurde 2014 das Gebäude der Hochschule für Gestaltung und Kunst (HGK) fertiggestellt. Den 2006 ausgelobten Wettbewerb gewannen die Baseler Architekten Meinrad Morger und Fortunat Dettli, die eine Konzentration des Raumprogramms der bis dato auf sieben Standorte verteilten Hochschule in einem Hochhaus vorschlugen. Der 47 Meter hohe Neubau markiert nun weithin sichtbar den neuen Hochschulstandort.

Im Grundriss ist der neungeschossige Baukörper mit Abmessungen von 37 x 32 Metern fast quadratisch, sein Kern mit zwei Treppenhäusern, vier Aufzügen und sämtlichen Nebenräumen ist asymmetrisch platziert und erlaubt zahlreiche unterschiedliche Gliederungen der umliegenden Flächen. Mit Leichtbauwänden oder raumhohen Vorhänge lassen sich kleine und mittelgroße Räume oder offene Flächen herstellen. Die variierenden Geschosshöhen – die ersten vier Geschosse sind deutlich höher als die folgenden fünf – legen allerdings eine kleinteilige Raumstruktur vorwiegend in den oberen Geschossen nahe. Und so befinden sich auch in den unteren Geschossen die Cafeteria, die Aula, Vorlesungssäle und Foto- und Videostudios. Ab dem 4. Obergeschoss folgen Büros, Werkstätten und Ateliers und ganz oben dann die Bibliothek. Offene Deckenuntersichten mit einer hier unverkleidet geführten Gebäudetechnik betonen den industriellen Charakter des Ortes, ein Farbkonzept, das die Geschosse abwechselnd konsequent in Weiß und in Schwarz taucht neutralisiert und erzeugt zweierlei Grundstimmungen.

Die Tragstruktur des Gebäudes besteht aus die massiven Wände des Kerns, zwölf Pendelstützen an der Fassade und 70 cm hohen Rippendecken. Die zweischalig aufgebaute Fassade aus abwechselnd durchlaufenden Fenster- und Brüstungsbändern bildet die verschiedenen Geschosshöhen ab. Hinterlüftete Kastenfenster mit Holzmetallfenstern innen und Prallgläsern außen wechseln sich mit Bändern aus Chromstahlpaneelen ab, die das Tageslicht in verschiedenen Farbnuancen reflektieren.

Bauphysik
Das Hochhaus ist nach dem Minergie P-ECO-Standard, dem höchsten Energiestandard der Schweiz für Niedrigenergiehäuser zertifiziert, der dem Passivhaus-Standard in Deutschland ähnlich ist. Darüber hinaus erfüllt es weitere Kriterien bezogen auf Gesundheit, Bauökologie und Ressourcenschonung.

Das Gebäude wird mechanisch belüftet und ist in 40 Bereiche unterteilt, die über zwei Lüftungssteigzonen im Kern erschlossen werden. Der Luftvolumenstrom kann in jeder Zone individuell gesteuert werden. Zusätzlich kann in jedem Raum mindestens ein Lüftungsflügel in der Fassade manuell geöffnet werden; in großen Räumen ist dadurch auch jederzeit eine Querlüftung möglich. Die Wärme- und Kälteversorgung erledigen zwei Wärmepumpen mit 23 Erdsonden, die bis in eine Tiefe von 130 Meter reichen. Die Raumkühlung erfolgt über Kühlelemente, die unter den Decken zwischen den Betonrippen installiert sind. Die Wärme wird über Plattenwärmetauscher direkt an das Erdsondenfeld übertragen. Im Spitzenlastfall wird die Raumkühlung mit Hilfe einer elektrisch angetriebenen Kältemaschine unterstützt. Geheizt wird über eine Fußbodenheizung, die umlaufend in der äußeren Zone entlang der Fassade installiert ist. Den sommerlichen Wärmeschutz gewährleisten Raffstore, die zwischen Fenster und Prallscheibe angebracht sind. Sie minimieren, wenn sie nachts heruntergefahren bleiben, auch eine Auskühlung des Gebäudes.

Für den Schallschutz und die Anforderungen an die Nachhallzeit wurden vlieskaschierte Mineralwolle-Dämmplatten in den Zwischenräumen der Rippendecken angebracht. In den hohen Geschossen sind zusätzlich die zur Raumgliederung montierten Vorhänge akustisch wirksam. Die Anforderungen an den Brandschutz sind mit einer schnell ansprechenden Sprinkleranlage und einer Brandmeldeanlage erfüllt. Die Sicherheitstreppenhäuser werden im Brandfall druckbelüftet, für den Fluchtweg ins Freie musste der eigentlich frei stehende Kern im Erdgeschoss an die Fassade geführt werden.

Bautafel

Architekt: Morger+Dettli Architekten, Basel
Projektbeteiligte: Dany Waldner, Basel (Generalplaner); Conzett Bronzini Gartmann, Chur (Bauingenieur); PP Engineering, Ingenieurbüro für Fassadentechnik, Basel (Fassadenplaner); Herzog Kull Group, Basel (Elektroplanung); Stokar+Partner, Basel (HLK-Planung); Bogenschütz, Basel (Sanitärplanung); Martin Lienhard Akustik, Langenbruck (Akustikplanung); RSP Bauphysik, Luzern (Bauphysik); CSD Ingenieure, Zürich (Nachhaltigkeit); Anliker Generalunternehmung, Emmenbrücke (Generalunternehmer)
Bauherr: Kanton Basel-Stadt, vertreten durch das Bau- und Verkehrsdepartement Städtebau & Architektur, Hochbauamt Fachhochschule Nordwestschweiz, Hochschule für Gestaltung und Kunst (HGK)
Fertigstellung: 2014
Standort: Freilager-Platz 1, 4023 Basel, Schweiz
Bildnachweis: Valentin Jeck, Stäfa

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