Heiztechnik-Schulungszentrum in Lollar

Solarthermie, Photovoltaik, Wärmepumpen und WRG

Die zunehmend komplexer werdende Gebäudetechnik verlangt von Architekten, Fachplanern und Handwerkern ein immer umfassenderes und detaillierteres Wissen. Dies können sie sich beispielsweise in der Buderus Akademie des gleichnamigen Heizungsherstellers in Lollar bei Gießen aneignen. In den Seminaren lernen die Teilnehmer nicht nur trockene Theorie, sondern können das Erlernte an betriebsbereiten Anlagen auch praktisch in die Tat umsetzen. Die dabei produzierte Energie dient der Strom- und Wärmeversorgung des Schulungsgebäudes.

Der Zugang zur Akademie erfolgt seitlich von Südwesten über die untere Terrasse
Zwei Solarthermieanlagen auf dem Dach dienen gleichzeitig zur Schulung und zur Warmwasserbereitung
Die zentrale Treppenanlage liegt in einem offenen Atrium und verbindet die beiden Eingänge sowie alle drei Ebenen im Gebäude

Der weiß verputzte Bau liegt in direkter Nachbarschaft zu einer 1880 errichteten Villa am Rande des Werksgeländes, das nach Nordwesten von der Lahn begrenzt ist. Nur einen Steinwurf von dessen Ufer entfernt, zeigt sich das Gebäude dreigeschossig, während es auf der gegenüberliegenden Seite aufgrund des zum Fluss hin abschüssigen Geländes nur zwei sind. Das untere Geschoss ist jeweils verglast und zurückgesetzt, davor liegen Terrassen, die durch das auskragende darüberliegende Geschoss vor der Witterung geschützt sind. Der Zugang zur Akademie erfolgt entweder seitlich von Südwesten über die untere Terrasse oder über einen zweiten Eingang auf der Nordostfassade.

Auf annähernd quadratischem Grundriss besitzt das Gebäude eine Fläche von insgesamt rund 3.000 Quadratmetern. Darauf verteilen sich acht Schulungs- und drei Seminarräume, eine Produktausstellung, ein Bistro und eine Cafeteria. Alle Räume werden über eine Treppenanlage im zentralen Atrium des Gebäudes erschlossen. Über ein großes Oberlicht fällt viel Tageslicht herein. Seitlich ist das Atrium von einem massiven Gebäudekern aus Sichtbeton begrenzt, in dem die Nebenräume untergebracht sind. Rund um Betonkern und Treppe verläuft in jedem Geschoss ein Flur, der zu den Schulungsräumen führt. Sie sind mit breiten Fensterbändern ausgestattet, die den Blick in die Landschaft freigeben.

Energiekonzept
Ziel der Planung war unter anderem die Integration der in den praktischen Schulungen erzeugten Wärme in das Gesamtenergiekonzept des Gebäudes. Zudem ist es hinsichtlich seiner Geometrie und Gebäudetechnik so beschaffen, dass der Wärmebedarf gering ausfällt. Ein Großteil des übrigen Bedarfs wird durch erneuerbare Energien gedeckt.

In den Seminarräumen sind verschiedene Heizkessel installiert, die unter anderem mit Öl und Gas betrieben werden, um den Teilnehmern eine möglichst große Bandbreite an verfügbaren Technologien demonstrieren zu können. Zusammen mit einer ebenfalls für Schulungszwecke genutzten solarthermischen Anlage auf dem Dach des Gebäudes speisen die Kessel Wärmeenergie entweder direkt in den Heizkreislauf des Gebäudes oder in zwei Pufferspeicher mit einem Fassungsvermögen von je 15 m³. Die zusätzlich benötigte Wärme stammt aus einem Blockheizkraftwerk (BHKW) sowie einer Luft-/Wasser- und einer geothermischen Wärmepumpe. Diese sind ebenfalls mit den Pufferspeichern verbunden, können ihre Wärme aber auch direkt an die Gebäudeheizung abgeben. Auf dem Dach befindet sich eine zweite, 70 m² große Solarthermieanlage, die der Warmwasserbereitung dient. Das BHKW erzeugt neben einer thermischen Leistung von 34 kW auch 19 kW Strom für Beleuchtung, Umwälz- und Wärmepumpen. Eine Klimaanlage mit Wärmerückgewinnungsanlage (WRG), die einen Wirkungsgrad von über 70% erreicht, reduziert die Lüftungswärmeverluste.

Schnittstelle der gebäudetechnischen Anlage ist die 300 m² große Technikzentrale. Ein Leittechnikrechner regelt die Speicherbe- und -entladung und entscheidet, ob Wärme gepuffert oder direkt ins Gebäude geleitet wird. Er sorgt dabei für eine möglichst gute Energieausnutzung. Ein Monitoring in den ersten drei Betriebsjahren der Akademie ergab, dass die benötigte Wärmeenergie zu 81% durch erneuerbare Energien gedeckt wird. Der Bedarf an elektrischer Energie wird zu 54% durch das BHKW gedeckt, der restliche Strom kommt aus dem Netz. Insgesamt erreicht das Schulungszentrum Niedrigenergiestandard. -sm

Bautafel

Architekten: Bosch - Zentralstelle für Anlagen und Bauten, Gerlingen in Zusammenarbeit mit Schwarz Architekten, Stuttgart (Ausführungsplanug)
Bauherr: Bosch Thermotechnik, Wetzlar
Fertigstellung: 2009
Standort: Justus-Kilian-Str. 1, 35457 Lollar
Bildnachweis: Buderus, Wetzlar

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