Hausboot bei Utrecht

Näher am Wasser geht nicht

Wer von einem Hausboot träumt, ist in der Regel bereit, sich hinsichtlich Platz und Komfort deutlich einzuschränken. Dass das nicht unbedingt notwendig ist, zeigt das Hausboot des Niederländers Lex van Doorn, das an der Utrechtschen Vecht ankert, einem rund vierzig Kilometer langen Fluss nahe des Ijsselmeeres. Das schwimmende Haus, das nach Plänen des Büros Bob Ronday Architectuur umgebaut wurde, ist eines von nur fünf an dem ruhigen Gewässer, die permanent bewohnt werden dürfen.

Das schwimmende Haus ankert an der Utrechtschen Vecht, einem rund vierzig Kilometer langen Fluss nahe des Ijsselmeeres.
Hellgrauer Putz, Glas und vertikale Holzleisten sind die gestaltgebenden Materialien der Fassaden.
Glas-Faltwände an mehrerebn Seiten schaffen maximale Offenheit.

Hausboot als Loft

Die Wohnfläche von großzügigen 160 Quadratmetern verteilt sich auf zwei Ebenen – auf und unter Deck. Oben befindet sich die Küche sowie ein offener Wohn- und Essbereich, unten sind die Schlafräume des Bauherrn und seines Sohnes sowie ein Bad untergebracht. Das Markanteste des riegelförmigen Hauses ist aber wohl weniger seine Größe als die architektonische Gestaltung. An der nach Norden zum Wasser orientierten Längsseite und an der östlichen Schmalseite erhielt das Boot, das zuvor eine sehr geschlossene Außenhaut aufwies, eine Fassade aus über Eck geführten Glas-Faltwänden, die im geöffneten Zustand die Trennung zwischen Außen und Innen vollkommen aufheben.

Dort, wo keine Glasflächen zeingesetzt sind, wurden die Fassaden entweder hellgrau verputzt oder mit honigfarbenen, unterschiedlich breiten, vertikalen Holzlatten bekleidet. Diese finden sich auch in dem umlaufenden Außenbereich wieder, der an der Längsseite nicht breiter als ein schmaler Umgang ist und sich an der Stirnseite zu einer Terrasse aufweitet.

Ebenso wie das Äußere erhielt auch das Innere eine schlichte und hochwertig anmutende Ausstattung. Parkettboden im Chevronmuster, dunkel verputze Wände und eine weiß verputzte Decke prägen den Wohnraum. Dunkelgraue, glatte Küchenfronten sowie anthrazitfarbene, quadratische Fliesen im Kochbereich und unterhalb des Esstisches kontrastieren mit der Helligkeit und Luftigkeit, die durch die großen Glasflächen entsteht und setzen erdende Akzente. An kühlen Tagen sorgt zusätzlich ein Holzofen für eine wohlige Atmosphäre.

Transparenter Gestaltungsmittelpunkt

Abgestimmt auf das Interior-Design werden die Glaselemente der Faltwände von dunklen Rahmen aus Aluminium gefasst. Mit minimalen Ansichtsbreiten von 104 mm im Flügelstoß sind die Faltwände sehr schlank und harmonieren dadurch gut mit dem hochwertigen Ambiente. Die raumhohen Elemente werden ziehharmonikaartig zur Seite geschoben. Damit dies möglichst leicht vonstattengeht, handelt es sich um eine unten stehende Konstruktion.

Ein wichtiger Aspekt, insbesondere für ein Hausboot, das nicht an das örtliche Fernwärmenetz angeschlossen ist, waren für Bauherrn und Planer außerdem die guten Wärmedämmeigenschaften der Gläser mit einem Ug-Wert von 1,1 W/(m²K). An sonnigen Tagen wird Heizen durch den solaren Wärmeeintrag damit nahezu überflüssig.

Um das Öffnen der großen Glaselemente statisch zu ermöglichen, musste der Außenbereich um zwei Meter verlängert werden, wodurch das Boot seine Terrasse erhielt. Außerdem benötigte es ein Gegenwicht, das es in Form einer vierhundert Kilogramm schweren Buddha-Statue bekam. Der gesamte Umbau unterlag strengen baurechtlichen Auflagen, sodass hier die Kreativität von Bauherr und Architekt gefragt war. -sas

Bautafel

Architektur: Bob Ronday Architectuur, Amsterdam
Projektbeteiligte: P.J. Galesloot (Bauunternehmer ); Solarlux, Melle (Glas-Faltwände SL 81)
Bauherrschaft: privat
Standort: Utrechtsche Vecht , Niederlande
Fertigstellung: 2018
Bildnachweis: Solarlux, Melle

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Das Haarlem Shuffle, entworfen vom Amsterdamer Architekturbüro van Ommeren Architecten, liegt im Fluss Spaarne nahe der Altstadt von Haarlem.

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