Haus Wasserkunst in Bremen

Verblendmauerwerk aus Wasserstrichziegeln

Auf der von zwei Armen der Weser umschlossenen Halbinsel Stadtwerder in Bremen entsteht seit 2009 ein zentrumnahes, neues Wohngebiet. Herzstück des neuen Quartiers und weithin sichtbar ist ein historischer Wasserturm, der als dunkelroter Backsteinbau den städtebaulichen Mittelpunkt des Areals bildet. Rund hundert Meter von ihm entfernt erwarb der Architekt Rainer Schürmann ein Grundstück und plante mit seinem Büro as2 architektur das Wohn- und Bürohaus Wasserkunst.

Der Bauherr und Architekt Rainer Schürmann plante das Haus selbst
An drei Seiten springt die Fassade mittig zurück
An der straßenseitigen Südostfassade ist der Rücksprung durch ein Lochmuster im Verblendmauerwerk geschlossen

Der dreigeschossige Baukörper ist annährend kubusförmig. Das Außenmaß des quadratischen Grundrisses beträgt 13 x 13 m, das Innenmaß 12 x 12 m. Diese sind wiederum in 3 x 4 m unterteilt und bilden das grundlegende Raster für die tragenden Wände. Auf allen Ebenen liegen die Zwischenwände übereinander, die Lage der Bäder und WCs wiederholt sich ebenfalls in jedem Geschoss. Diese Regelmäßigkeit zeichnet sich auch in der Fassade ab. An drei Seiten springt sie jeweils mittig über alle drei Geschosse zurück. Großflächige Verglasungen lösen hier das Sichtmauerwerk ab. Ingesamt entsteht der Eindruck von vier massive Ecktürmen – eine Reminiszenz an den nahen Wasserturm. An der nach Südosten ausgerichteten Eingangseite tritt ein Lochmuster im Verblendmauerwerk anstelle des Rücksprungs.

Der Bau ist als sogenanntes Hybridhaus konzipiert. Darunter versteht der Architekt, dass jede der drei Etagen sowohl autark, als auch in Kombination mit den anderen nutzbar ist. Die Nutzung der Einheiten ist ebenfalls flexibel: Sie können als Wohnung, Büro oder Atelier dienen. Derzeit bewohnen die Bauherren die oberen beiden Geschosse und vermieten das Parterre als Büro. Im ersten Obergeschoss befinden sich Wohnzimmer, Küche, Schlafzimmer, ein Bad mit Waschküche und ein zusätzliches Schlafzimmer, das auch als Gäste-, Kinder- oder Arbeitszimmer genutzt werden kann. In den zurückversetzten Bereichen sind Balkone angeordnet. Im Geschoss darüber sind die Arbeitszimmer bzw. Ateliers untergebracht, dazwischen liegt eine große Dachterrasse. Alle Etagen sind barrierefrei angelegt, im Treppenhaus ist der Platz für einen rollstuhlgerechten Aufzug frei gehalten. Bei Bedarf ließe sich das Haus problemlos in drei voneinander unabhängige Wohnungen aufteilen.

Das Gebäude ist als Niedrigenergiehaus nach KfW-Standard errichtet und wird durch eine erdgasbefeuerte Niedrigtemperatur-Fußbodenheizung beheizt. Die großen Fensterflächen dienen dem passiven solaren Wärmegewinn.

Mauerwerk

Die Außenwände des Wohnhauses sind zweischalig mit Wärmedämmung und Luftschicht ausgeführt. Durch die Anordnung der Fenster und der verglasten Rücksprünge konnte auf horizontale Dehnungsfugen verzichtet werden.

Für die hinterlüftete Verblenderschicht wählten die Bauherren in Anlehnung an den markanten Wasserturm einen orangeroten Wasserstrichziegel im Waalformat (WF) mit den Maßen 210 x 100 x 50 mm. Durch die Art der Herstellung variieren die Vormauerziegel nicht nur im Farbton, sondern auch in der Textur. Bei Wasserstrichziegeln wird der Ton durch Drehtisch-Pressen gedrückt und Wasser als Trennmittel verwendet. Auf diese Weise entsteht die unverwechselbare Oberflächenstruktur, die aus jedem Ziegel ein Unikat macht.

Das Verblendmauerwerk wurde als 10 cm starke Vormauerschale im halbsteinigen Läuferverband erstellt und weist nur eine horizontale Fuge im Bereich des Obergeschosses auf. Das Lochmuster in der Eingangsfassade wurde im ganzsteinigen Blockverband mit einer Stärke von 20 cm gemauert und auf Höhe der Geschossdecken mit der Tragkonstruktion verbunden. Zwei vertikale Fugen trennen es vom Verblendmauerwerk. Innen schließt eine transparente Doppelstegplatte aus Plexiglas, die bei Bedarf entfernt werden kann, den Raum ab.

Für die Fugen kam ein grauer Fugenmörtel zum Einsatz. Das Mauerwerk wurde frisch in frisch erstellt, sodass Mauer- und Fugenmörtel in einem Arbeitsgang verarbeitet wurden.

Bautafel

Architekten: Rainer Schürmann, as2architektur schomers.schürmann, Bremen
Projektbeteiligte: Hyung Kang (Mitarbeit); Michaelis und Arndt, Bremen (Tragwerkplanung); Paul Schmidt, Wildeshausen (TGA); Partner-Bau Schnackenberg-von Oesen, Brillit (Mauererarbeiten/ Fassadentechnik); Wienerberger, Hannover (Klinker), Gunda Schürmann (Entwurf - Perforiertes Mauerwerk der Treppenhauswand)
Bauherr: Gunda und Rainer Schürmann
Fertigstellung: 2012
Standort:
Tanzwerder 92, 28199 Bremen
Bildnachweis: Stefan Müller, Berlin; Daniel Pilar, Hannover; as2 architektur, Bremen
 

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