Haus auf Reisen

Japanischer Beitrag auf der 17. Architekturbiennale in Venedig

Die Grundidee der Ausstellung mit dem etwas kryptischen Titel „Co-ownership of Action: Trajectories of Elements“ ist recht schnell erzählt. Ein Wohnhaus im Tokioter Stadtgebiet wird vorsichtig auseinandergenommen und nach Venedig verschifft. Dort wird es dann im Rahmen der 17. Architekturbiennale im Japanischen Pavillon präsentiert – gefügt zu neuen baulichen Zusammenhängen und in Einzelteilen. 

Das zentrale Motto des japanischen Beitrags trägt ein Banner, das die Besuchenden vor dem Pavillon empfängt und an einem Gerüst befestigt ist.
„It is absurd to claim that our actions belong solely to ourselves.“
Auf dem Weg zum Haupteingang des Pavillons passiert man eine Installation von Daisuke Motogi/ DDAA.

Bei dem sogenannten Takamizawa House handelt es sich um ein Konglomerat aus verschiedenen Jahrzehnten, die Bewohnenden haben ihr Zuhause im Laufe der Zeit immer wieder erweitert oder umgebaut. Die Architektur jedoch war weder spektakulär oder in irgendeiner Weise besonders. Vielmehr handelte es sich um ein in Holz konstruiertes, vernakuläres Wohnhaus, wie es in japanischen Städten zahlreich zu finden ist.

In dem Prozess, der sich vom Rückbau bis zur Präsentation in Venedig erstreckt, verbirgt sich jedoch ein wahrer Reigen an Themen, der sich den Besuchenden der Ausstellung nach und nach erschließt. Mit dem Akt des Verschiffens etwa fokussiert Kurator Kozo Kadowaki den Konsum in digitalen Zeiten und die Warenströme, die mit einem Klick in Bewegung gesetzt werden.

Die einzelnen Bauteile ließ das japanische Biennale-Team nach dem Jahr ihres Einbaus sortieren. Im Hauptraum des Pavillons werden die meisten von ihnen chronologisch geordnet präsentiert. Dieser vorsichtige, geradezu archäologische Umgang mit dem Haus steht im Kontrast mit der in Japan verbreiteten Abrissmentalität – ein Wohnhaus hat hier eine durchschnittliche Lebensdauer von etwa 26 Jahren. Die ausgestellten Bauteile sind aber auch ein Spiegel der Entwicklung des Bauens, von der handwerklichen Holzkonstruktion hin zur Massenproduktion.

Rund um den Pavillon finden sich im zugehörigen Freibereich zudem – gestützt von Gerüsten – Mischkonstruktionen aus den alten, weitgereisten Elementen und neuen Bauteilen, die zusammen jeweils einen Abschnitt des rückgebauten Hauses frei nachbilden. In dem offenen Bereich unter dem Pavillon ist die dazugehörige Werkstatt eingerichtet, mit Werk- und Drechselbänken und persönlichen Schutzausrüstungen made in Japan. Die Botschaft: Aus dem alten Material lässt sich Neues erschaffen, und die Erinnerung kann auch in neuer Form bewahrt werden. Sinnbildlich dafür sind die Gerüste, die sich in diesem Bereich finden, teilweise durch Elemente ergänzt, die aus dem alten Holz gedrechselt wurden.

Das zentrale Motto des japanischen Beitrags trägt ein Banner, das die Besuchenden vor dem Pavillon empfängt und – wie könnte es anders sein – an einem Gerüst befestigt ist: „It is absurd to claim that our actions belong solely to ourselves“. Ein Spruch wie die Faust aufs Auge in Zeiten von Corona und Klimakrise.

Auftraggeber/in: The Japan Foundation; Kurator: Kozo Kadowaki; Ausstellende: Jo Nagasaka, Ryoko Iwase, Toshikatsu Kiuchi, Taichi Sunayama, Daisuke Motogi, Rikako Nagashima

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