Haus am See in Schrampe

Durchgehende Haut aus Lärchenholzschindeln

Auf einem Ufergrundstück am Arendsee in Sachsen-Anhalt schufen Pfeiffer Architekten aus Berlin ein Wochenendhaus von beeindruckend schlichter, zeitgemäßer Ästhetik. Im Bestreben, sowohl dem Standort als auch der Aufgabenstellung gerecht zu werden, wählten sie für das Haus am See den Baustoff Holz. Seine verschiedenen Verarbeitungsstufen sind nun gestaltprägend für die Konstruktion. Möglich wurde damit nicht nur eine Reduktion der Kosten, sondern auch die geringe Bauzeit von nur drei Monaten.

Das Haus ist vollständig umhüllt von Lärchenholzschindeln
Ansicht am Abend vom See
Neues und altes Haus am See

Mit seinem steilen Satteldach nimmt das Wochenendhaus das Motiv des 1930 erbauten Nachbarhauses auf, das der Tradition eines norddeutschen Reetdachhauses entspricht. Auch in der Ausrichtung des neuen Gebäudes stand der „ältere Bruder“ Pate, denn laut Bauordnung war vorgegeben, dass Firstrichtung, Dachneigung und Traufhöhe sowie eine Grundfläche von 6,30 x 12,40 m dem Vorbild entsprechen mussten.
 
Scheinbar nahtlos und unaufdringlich fügt sich das Gebäude in den vorhandenen Baumbestand auf dem langgestreckten Grundstück. Mit seiner Rundum-Eindeckung aus stumpfen Lärchenschindeln wird es durch die natürlichen Verwitterungsprozesse über die Jahre mehr und mehr Teil seiner Umgebung. An der Nordwestfassade sorgen wenige, tief eingeschnittene Fensterschlitze für Licht in den dahinter liegenden Schlafräumen und dem Bad. Nach Südosten hingegen gewährt eine großflächige Verglasung den freien Blick über den See.
 
Die Konstruktion des ebenso hohen wie breiten Einraums besteht aus sieben Leimbindern als Dreigelenkrahmen, die auf Stahlbetonstützen abgesetzt wurden. Diese Stützen sind in eine elastisch eingebettete Sohlplatte mit umlaufender Frostschürze eingespannt, die wegen des torfigen Baugrundes erforderlich war. Innen wird der mit gekalktem Kistensperrholz verkleidete Raum über die Leimholzbinder gegliedert.

Alle bewitterten Holzbauteile sind luftumspült und kommen ohne chemischen Bauschutz aus. Allein der Giebelbinder und die Fenster mit ihren Laibungen erhielten eine Lackierung und sollten in dreijährigen Intervallen gewartet werden. Auf Verblechungen oder Entwässerungsrinnen wurde komplett verzichtet. Auch auf eine Heizung konnte dank der winddichten und mit Holzwolle hochgedämmten Wandkonstruktion, den qualitativ sehr hochwertigen Fenstern und der relativ geringen Speichermasse des Hauses verzichtet werden. Ein holzbefeuerter Kamin sowie passive solare Wärmegewinnung sorgen für Behaglichkeit im Wochenendhaus, während der Baumbestand um das Haus herum für die notwendige Beschattung und Sonnenschutz im Sommer sorgt.  

Dach
Das steile Satteldach nimmt Bezug zum benachbarten Reetdachhaus in traditioneller Bauweise, während die durchgehende Beschindelung für einen fließenden Übergang zwischen Dach und Außenwand sorgt. Die gesamte Konstruktion besteht aus Leimbindern als Dreigelenkrahmen, auf Stahlbetonstützen abgesetzt und eingespannt in eine elastisch eingebettete Sohlplatte. Die mit Holzwolle gedämmten Außenwände sind mit Schindeln aus Lärchenholz versehen, innen sind die Zwischenfelder der Leimbinder mit Kistensperrholz ausgefacht.

Bautafel

Architekten: Pfeiffer Architekten, Berlin
Projektbeteiligte: IAF Ingenieure, Berlin (Tragwerksplanung); Zimmerei Ludwig, Wustrow (Holzbau)
Bauherr: privat
Fertigstellung:
Juli 2008
Standort: Schrampe am Arendsee, Sachsen-Anhalt

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