Haus am Moor in Krumbach

Unbehandeltes Weißtannenholz, Lehmziegel und Zellulosedämmung

Eine hügelige Naturlandschaft, zahlreiche Moore und die Kulisse der Alpen prägen die Region rund um den kleinen Vorarlberger Ort Krumbach. Während die Gemeinde heute versucht, die Moore als Lebensräume seltener Tier- und Pflanzenarten zu erhalten, wurde ein Großteil von ihnen in den 1970er Jahren trockengelegt. Überbleibsel einer solchen Trockenlegung ist eine feuchte Streuwiese am Krumbacher Ortsrand, angrenzend an einen kleinen Wald. Heute befindet sich dort das Wohnhaus einer vierköpfigen Familie, das nach Plänen des Dornbirner Architekten Bernardo Bader realisiert wurde. Eine reduzierte Gestaltung mit schadstoffarmen Materialien sowie ein enger Bezug zur umliegenden Natur zeichnen den Neubau aus.

Große Fenster sorgen für reichlich Tageslicht im Inneren und schaffen einen Bezug zur Umgebung
Bei der Gestaltung orientierte sich der Architekt an Bregenzerwälder Bauernhäusern
Der lichtdurchflutete Wohnraum ist großzügig und offen gestaltet

Der Architekt ließ sich bei seinem Entwurf von einem auf der Wiese liegenden Baumstamm inspirieren. So erstreckt sich das eineinhalbgeschossige Wohnhaus mit Satteldach als langer Gebäuderiegel von Norden nach Süden. Durch seine Lage am Waldrand bildet es den Abschluss des angrenzenden Siedlungsgebiets. Bei der Organisation des Grundrisses orientierte sich Bader an Bregenzerwälder Bauernhäusern, bei denen der Wohntrakt durch die sogenannte Tenne vom Stall abgetrennt ist. Im Verhältnis des Goldenen Schnittes teilte er das Haus in zwei Bereiche: den Wohnraum auf der Südseite sowie Garage und Büro im Norden. Dazwischen liegt ein zum Außenraum offener, wettergeschützter Eingangsbereich. Während sich auf dessen Ostseite der öffentliche Zugang befindet, der auch Geschäftskunden dient, ist der gegenüberliegende Zutritt auf der zum Wald hin orientierten Westseite der Familie vorbehalten. Zu beiden Seiten sind dem Übergangsbereich Terrassen vorgelagert. Mittels einfacher, großer Holz-Schiebetore kann das Haus geschlossen oder zur Landschaft erweitert werden.

Der lichtdurchflutete Wohnraum ist großzügig und offen gestaltet. Von der Diele, in der sich die Treppe ins Obergeschoss befindet, gelangt man in die zum Essbereich offene Küche. Ein großes Fensterband sorgt hier für reichlich Tageslicht. Im hinteren Teil des Hauses befindet sich der teilweise zweigeschossige Wohnbereich. Ein bodentiefes, großes Fenster erlaubt Ausblicke auf Streuwiese und Wald. Im Gegensatz zum räumlichen Luxus der Erdgeschosszone, in der das gemeinsame Leben der Familie stattfindet, sind die Zimmer im ersten Stock kompakt geschnitten. Hier befinden sich das Elternschlafzimmer, zwei Kinderzimmer sowie ein Familienbad. Die Räume werden sowohl von Osten als auch von Westen belichtet, sodass der Tagesverlauf deutlich spürbar ist. Eine zweite Treppe führt in das Büro im Erdgeschoss.

Für die Konstruktion des Hauses sowie für Fassaden, Wandbekleidungen, Türen, Bodenaufbau und Bodendielen kamen insgesamt 70 heimische, entsprechend dem Mondkalender geschlagene, Fichten und Tannen aus dem familieneigenen Wald zum Einsatz. Es wurden keinerlei Werkstoff- oder Gipskartonplatten verbaut. Sämtliche Türen, die Küche und zahlreiche Möbel sind stattdessen aus Massivholz gefertigt. Die Fassade ist mit einer vertikalen Lattung aus unbehandeltem Holz verkleidet, und auch die Fenster sitzen in Vollholzrahmen. Als Bodenbelag kam ein Riemenparkett aus Weißtannenholz mit einer fein bandgesägten Oberflächenqualität zum Einsatz. Die Riemen sind unterschiedlich breit, weil der gesamte Baumstamm und nicht nur die besten Stücke verwendet wurden. Wände und Decken im Obergeschoss sowie im zweigeschossigen Wohnbereich sind mit unbehandeltem Weißtannenholz bedeckt. Im Kontrast dazu stehen handwerklich gefertigte, dunkle Betonoberflächen der Kernräume und der Untersicht der Zwischendecke. Der pigmentierte Beton blieb hier unbehandelt. Für die Küchenfronten und -schränke kam Ulmenholz zum Einsatz. Der Einsatz des unbehandelten Holzes im Innenraum sorgt für ein emissionsarmes Raumklima.

Beim Aushub der Baugrube kam brauchbarer Lehm in einen Meter Tiefe zum Vorschein. Dieser wurde zu luftgetrockneten Ziegeln verarbeitet, die in der Bodenkonstruktion zum Einsatz kamen. In die Rillen der Ziegelsteine wurden die Fußbodenheizungsrohre eingelegt, sodass die Steine als thermische Speichermasse dienen. Die Lehmziegel können außerdem Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben und so das Raumklima regulieren. Auf die Ziegel wurden die Dielen aus Tannenholz verlegt. Als Dämmmaterial für Boden, Dach und Wände kam eine Zellulosedämmung im Einblasverfahren zum Einsatz. Die aus Altpapier gewonnenen Fasern werden in einem umweltfreundlichen Verfahren hergestellt und sind arm an Schadstoffen. Um die brandschutztechnischen Vorgaben zu erfüllen und zum Schutz vor Schimmel und Ungeziefer werden dem Dämmstoff Borsalze zugegeben. Die Zellulosedämmung kann den Feuchtegehalt der Luft regulieren, ohne dass ihr Dämmwert zu stark beeinträchtigt wird. Wie der Lehm fördert sie dadurch ein gesundes Raumklima.

Bautafel

Architekten: Bernardo Bader Architekten, Bregenz
Projektbeteiligte: Zumtobel, Dornbirn / Glashütte Limburg (Beleuchtung)
Bauherr: Privat
Fertigstellung: 2012
Standort: Krumbach
Bildnachweis: Bernardo Bader, Dornbirn

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