Hauptzollamt Hamburg-Stadt

Glasstreifen in der Ziegelfassade

Das Elbtorquartier ist das sechste von insgesamt zehn Quartieren der Hamburger Hafencity, die bis in die 2020er Jahre fertiggestellt sein sollen. Mit dem Hauptzollamt Hamburg-Stadt, schräg gegenüber des denkmalgeschützten Kaispeichers B und seinem Internationalen Maritimen Museum, wurde 2012 das erste Gebäude des neuen Quartiers auf der östlichen Seite des Magdeburger Hafens fertiggestellt. Der Neubau vereint mehrere Liegenschaften des Zolls und bietet auf 12.150 m² Bruttogeschossfläche Platz für rund 550 Mitarbeiter. Den Entwurf für den kompakten, siebengeschossigen Baukörper lieferten Winking Froh Architekten der Berliner Dependance, die 2007 aus dem entsprechenden Wettbewerb als Sieger hervor gegangen waren.

Nordostansicht: Die klare, orthogonale Großform mit vorgesetzten Ziegeln wird durch lange Fensterbänder unterbrochen, die mal aus der Fassade hervortreten und auf der anderen Seite in sie einschneiden
Atrium über dem Empfang im ersten Obergeschoss
Innenhof (Südwestansicht): Die Fensterbänder prägen das Gebäude entscheidend

Als Kopfbau für die vorhandene Blockstruktur in der Hongkong- und Shanghaistraße schließt das Hauptzollamt den Block nicht vollständig (siehe Abb. 18), sondern wahrt Abstand zum Nachbarhaus in der Hongkongstraße und öffnet sich dort zum Innenhof. Seine klare, orthogonale Großform mit vorgesetzten Ziegeln wird durch lange Fensterbänder unterbrochen, die in Anspielung auf das trapezförmige Grundstück mal in einem sehr flachen Winkel aus der Fassade hervortreten und dann auf der nächsten Seite in sie einschneiden. Der Baukörper erhält damit eine gewisse Dynamik und Eigenständigkeit im historischen Kontext der umgebenden Speichergebäude.

Der Eingang liegt nach Norden an der Koreastraße, im Erdgeschoss des Hauses befindet sich das Zollamt der Post. Die Erschließung für das gesamte Gebäude sowie der Empfang mit Kassenhalle liegen im ersten Obergeschoss des östlichen Gebäudeteils. Hier eröffnet ein Atrium den Blick zum Himmel und bringt Licht und Luft in den tiefen Raum. Das oberste Geschoss beherbergt einen Besprechungsraum mit Blick über den Hafen.

Glas
Die horizontalen Fensterbänder prägen das Gebäude entscheidend, ihre gläsernen Streifen durchziehen und unterbrechen die Klinkerfassade. Die je 0,625 x 2,00 m großen Fensterelemente bestehen aus einer Zweifach-Isolierverglasung mit vorgelagertem Verbundsicherheitsglas (VSG). Bei der Isolierverglasung ist eine der Scheiben mit einer transparenten Schicht auf Silberbasis überzogen, die wärmedämmend wirkt, das sichtbare Licht jedoch fast vollständig hindurchlässt (niedrige Emissivität von ε = 0,03). Der Scheibenzwischenraum ist mit Argon gefüllt, der Ug-Wert der Verglasung beträgt 1,1 W/m²K, der g-Wert liegt bei 63%. Durch das verwendete Wärmeschutzglas wird das Sonnenlicht reflektiert und die Kühllast des Bürogebäudes reduziert.

Die vorgelagerten Verbundsicherheitsgläser sind mit einer zweifachen 0,76 mmm starken PVB-Folie zwischen den Einzelscheiben ausgerüstet. Sie dienen als Prallscheiben für den Schallschutz und zur Absturzsicherung.

An der Nordseite kommt ein Sonnenschutzglas zum Einsatz, um die Wärmebelastung durch diffuse Strahlung zu reduzieren und damit ebenfalls ein angenehmes Büroklima zu ermöglichen. Das selektive Sonnenschutzglas lässt viel Licht und wenig Wärme herein, der Lichttransmissionsgrad TL = 68%, bei einem g-Wert von 41%.

Das neue Hauptzollamt erhielt vom Bundesbauministerium im Rahmen einer Nachzertifizierung das Gütesiegel in Silber für Nachhaltiges Bauen. Einfluss auf die Bewertung hatten dabei auch die gläsernen Fensterbänder.

Bautafel

Architekten: Winking Froh Architekten, Berlin/Hamburg/Hangzhou
Projektbeteiligte: Geerds Metallbau, Groß Welzin (Metallbauer); Saint-Gobain Glass, Aachen (Glashersteller); Jochen Lempert, Hamburg (Kunst im Foyer); Saint-Gobain Glassolutions, Deutsche Glas Berlin-Brandenburg, Potsdam (Glasveredelung)
Bauherr: Bundesbauabteilung Hamburg
Standort:
Koreastraße 4, 20457 Hamburg
Fertigstellung: 2012
Bildnachweis: Rick Jack, Berlin; Christoph Gebler und Jochen Lempert, Hamburg

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Der Gesamtenergiedurchlassgrad, kurz g-Wert genannt, erfasst die Energiedurchlässigkeit von transparenten Bauteilen und setzt sich zusammen aus der direkten Transmissionswärme und der sekundären Wärmeabgabe durch Abstrahlung und Konvektion.

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Gesamtenergiedurchlassgrad (g-Wert)

Die Lichtdurchlässigkeit einer Verglasung bemisst sich an dem für Menschen sichbaren Spektralbereich von 380 nm bis 780 nm.

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Herstellung/​Eigenschaften

Lichtdurchlässigkeit

Sonnenschutzverglasung der Aachen Münchener Versicherung in Aachen (Kadawittfeldarchitektur, Aachen)

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Der U-Wert für das gesamte Fenster setzt sich zusammen aus den U-Werten des Rahmens, der Verglasung und des Beiwerts für den Randverbund.

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Thermografie-Aufnahme einer Altbaufassade, deutlich erkennbar sind die roten Stellen in den Fensterbereichen

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