Handwerkliche Bearbeitung

Durch handwerkliche Bearbeitungstechniken entstehen raue, aufgehellt wirkende Oberflächen mit zum Teil gebrochener Gesteinskörnung. Daher ist auch hier frühzeitig darauf zu achten, dass die Betondeckung der Bewehrung in Hinblick auf den Korrosionsschutz ausreichend dimensioniert ist. In der DIN 18500-1 Betonwerkstein – Teil 1: Begriffe, Anforderungen, Prüfung sind zahlreiche Bearbeitungstechniken und die mit ihnen erzeugten Oberflächen definiert. Ihre Tiefen und Brüche sind besonders effektvoll, wenn weißer Zement, Farbpigmente oder farbiger Zuschlag im Beton enthalten sind.

Scharrierte Betonoberfläche
Der Beton der mexikanischen Botschaft in Berlin wurde mit Pressluftmeißeln bearbeitet,.
Gestockter Beton an der mexikanischen Botschaft in Berlin, Architekten: Teodoro González de León und Francisco Serrano

Zu den handwerklichen Bearbeitungstechniken gehören das Scharrieren, Stocken, Spitzen und Bossieren:

  • Scharrieren
    Beim Scharrieren wird die Betonoberfläche mittels eines flachen Meißels, dem sogenannten Scharriereisen, oder einer Scharriermaschine gleichmäßig aufgeschlagen. Im Flächenbild bleiben einzelne Meißelansätze sichtbar und können in der Fläche gezielt angeordnet werden. Durch wechselnde Breiten der Scharriereisen, unterschiedliche Abstände der Scharrierschläge, wechselnde Schlagrichtungen und andere Techniken lässt sich eine große Bandbreite von Oberflächenwirkungen erzielen. Scharrieren eignet sich für mittlere bis geringe Abtragstiefen und wird oft in Kombination mit Stocken eingesetzt, etwa zur Herstellung von Randleisten und anderen Akzenten.
  • Bossieren
    Bossiert ist laut Norm eine Oberfläche, die mit dem Bossierhammer oder dem Setzeisen rund 5 bis 6 mm tief bearbeitet wurde. Der Bossierhammer wird in der Regel für die grobe Bearbeitung einer Steinoberfläche verwendet. Der Beton muss dazu relativ weich sein, etwa durch eine Kalkstein-Gesteinskörnung mit geringer Festigkeit. Das Setzeisen ist eine Art Scharriereisen, mit dem die Kanten bearbeitet werden.
  • Stocken
    Beim Stocken kommen Stockhammer, Stockmaschinen oder Druckluftmeißel zum Einsatz. Mit ihnen wird oberste Zementhaut entfernt und eine grobkörnige, ebene Struktur erzeugt mit einer Tiefe von rund 6 mm, gemäß DIN 18500.  Zur Bearbeitung eignen sich ebene Betonflächen ohne größere Fehlstellen. Risse bleiben meist auch nach der Bearbeitung sichtbar. Große Texturtiefen werden meist an Außenbauteilen hergestellt, die starken Witterungseinflüssen ausgesetzt sind. Die Oberflächenbearbeitung egalisiert das Aussehen und macht Abwitterungen durch Frost und Niederschläge weniger erkennbar.

    Beim Feinstocken wird hingegen nur eine dünne Schicht entfernt., doch auch hier ist das oberflächennahe Betongefüge als Bruchfläche am Ende sichtbar. Feingestockte Flächen eignen sich besonders für Innenbereiche. Die Farbtönung ist meliert und durch die Farben von Mörtelmatrix und Gesteinskörnung beeinflusst werden. Diese Bearbeitungstechnik wird auch bei glatten Sichtbetonflächen angewendet, die nach dem Ausschalen von der ursprünglich gewünschten Gestaltung stark abweichen.
  • Spitzen
    Hier wird senkrecht zur Sichtfläche mit Hammer (Klöpfel oder Fäustel) und Spitzeisen Schlag neben Schlag gesetzt – nach DIN 18500 rund 5 bis 10 mm tief. Bei grob gespitzten Flächen müssen die Spitzhiebe weder gleichmäßig noch gleich tief sitzen, doch muss die Fläche vollständig bearbeitet sein. Fein gespitzte Flächen dagegen erfordern regelmäßige und gleich tiefe Hiebe. Die gespitzte Oberfläche wirkt rau und aufgehellt. Um Ecken und Kanten am Gebäude exakt auszubilden, sollten sie abgefast oder anderweitig bearbeitet werden.

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