Hamam in Baden

Dunkle Räume in erdigem Grün und Grau

Im Gegensatz zu vielen anderen Bädern ist dieser Hamam (türkisches Bad) im schweizerischen Baden nicht von Tages- und Kunstlicht durchflutet, sondern erhält seine Atmosphäre durch wenig sanftes Licht und dämmerige Dunkelheit. Gäste sollen so die Welt draußen lassen und sich auf ihr Innerstes konzentrieren können. Wenige raumhohe Glaswände steuern Ein- und Durchblicke und tauchen die Räume in grünliches Licht. Der rutschfeste und leicht zu reinigende Boden ist durchgehend gemustert mit einem speziell für diesen Hamam entworfenen floralen Muster; er wird in Szene gesetzt durch mehrfach gefiltertes Licht, das durch Farbgläser und Geflechttexturen dringt.

"Camekan" (Ruheraum)
Waschtisch
Das zentrale Becken

Das Bad befindet sich im Erdgeschoss eines denkmalgeschützten ehemaligen Trafogebäudes mit einem großen Fenster über die gesamte Fassade. Die Gäste werden in einem Cafe empfangen, eine lange Theke führt ins Gebäude hinein. Auf der Fläche von 740 m² gibt es auch einen Kinderhort; ein weiterer innenliegender Empfang ist Teil des rituellen Ablaufes im Hamam.

Bad und Sanitäranlagen
Das türkische Bad enthält verschiedene Räume zur Körperpflege und Entspannung: das "Sogukluk" (erster Warmraum), das "Sicaklik" (zentraler Baderaum mit Nabelstein), "Kese" und "Lif" (Reinigungsräume), "Bingül" (heisses Dampfbad), "Sabun" (Seifenmassage), "Rhassoul" (Peelingraum), "Yad" (Ölmassage) und den Ruheraum "Camekan". Die erdigen Farben und Oberflächen sollen verschiedene Tiefen der Dunkelheit, Schlichtheit und Ruhe vermitteln. Es sind vor allem Grau- und Grüntöne, die an Spuren der Verarbeitung erinnern und an die stählernen Tragwerke der Industriehalle denken lassen. Sie erscheinen in unterschiedlichen Aggregatzuständen: als Nebel im Dampfbad, als beleuchtete Wasserfläche oder als Wandputz.

Im Zentrum des Hamams liegt das leuchtende Wasserbecken und soll an eine Kerze in einer orientalischen Buntglaslaterne erinnern. Es wirft Spiegelungen in den Raum, Lichtreflexe zeichnen lebhafte Bilder auf die Wände. Alle anderen Räume und Angebote sind um diese Wasserfläche angeordnet.

Das klassische Vorbild des Hamams wird hier immer wieder gebrochen durch die Orientierung am industriellen Umfeld. Das Bad steht so für Erholung, Gesundheit, Entspannung und Wohlbefinden - aber auch für die Energie, Kraft und Bewegung der Maschinen der Moderne.

Bautafel

Innenarchitekten: Ushi Tamboriello, Innenarchitektur & Szenenbild, München / Rieden
Projektbeteiligte: Roger Bernet, Aarau (Projektentwicklung); Sulzer & Buzzi, Olten (Baumanagement); Enerconom, Solothurn (Haustechnik); Balplan, Olten (Lüftungstechnik); Schneider Aquatec, Staad (Badetechnik)
Bauherr: Genossenschaft Migros Aare, Schönbühl
Fertigstellung: 2005
Standort: Brown Boveri Platz 1, Baden
Bildnachweis: Jochen Splett, München

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