Hamam im Turmcarree in Frankfurt

Orientalisch gestaltete Badelandschaft

In unmittelbarer Nähe zum ältesten Bauwerk der Frankfurter Innenstadt – dem spätmittelalterlichen Eschenheimer Turm – befindet sich das Wohn- und Geschäftshaus Turmcarrée. Der sechsgeschossige Gebäudekomplex mit Büroflächen und Einzelhandel, Wohnungen sowie einem Fitnessstudio mit Hamam entstand nach Plänen von KSP Jürgen Engel Architekten. Sie schlossen mit ihm einen Block entlang der nördlichen Bleichstraße, zwischen Eschenheimer Tor und Katzenpforte.

Blickfang in der über drei Etagen offenen Empfangshalle ist ein skulpturaler Leuchtkörper aus Aluminiumstrukturgitter
Umkleiden und Duschen befinden sich im 1. Obergeschoss, der Hamam im Erdgeschoss
Umkleiden

Kennzeichnend für den Neubau sind die helle Natursteinfassade, ein zweigeschossiger Sockel mit Kolonnaden sowie ein leicht zurückversetzter, eingeschobener Glasbaukörper, hinter dem sich die über drei Geschosse offene Eingangshalle des Wellness- und Fitnessstudios Elements befindet. Herzstück des Fitnessstudios ist ein rund 600 Quadratmeter umfassender Hamam im orientalischen Stil, entworfen von der Innenarchitektin Ushi Tamborriello in Zusammenarbeit mit den Architekten.

Blickfang in der 9,50 Meter hohen Empfangshalle ist ein skulpturaler Lichtkörper aus Aluminium-Strukturgitter. Er ist mehrfach gekantet und setzt sich aus unterschiedlich großen, stark perforierten Dreiecken zusammen. Ein stilisiertes, gespiegeltes M – der Buchstabe steht im Zentrum des Firmenlogos – bildet das Ornament. Die Wände der Empfangshalle sind wie die Fassaden mit hellgrauem Muschelkalk bekleidet. Ein polygonaler Holztresen unterhalb des Lichtkörpers ist Empfang und Kaffeebar zugleich. Insgesamt erstreckt sich das Fitnessstudio über drei Etagen: Im Erdgeschoss befindet sich der Hamam, im ersten und zweiten Obergeschoss sind Umkleiden, Duschen, verschiedene Kursräume und Trainingsbereiche untergebracht. Die oberen Etagen sind offen und großzügig gestaltet. Eichenholzdielen am Boden, Trennwände aus Holzlamellen und begrünte Wände sollen eine harmonische, natürliche Atmosphäre schaffen.

Bad
Der Ursprungsgedanke eines jeden Hamams liegt in der Reinigung. Für dieses Wasch-Ritual mit mehrfachen Einseif- und Abspülvorgängen stehen auch in Frankfurt verschiedene Behandlungen mit beheiztem Naturstein zur Verfügung. Neben dem Reinigen und Schwitzen werden zahlreiche Massagen und Peelings angeboten. Besucher gelangen zunächst über eine Treppe zu den Umkleiden und Duschen im ersten Obergeschoss. In den Damen-Duschen und -WCs sind einzelne Wände in goldfarbenem Glasmosaik gestaltet, während bei den Männern bronzefarbenes Mosaik zum Einsatz kommt. Die Unterschränke der Waschtische und die Türen der Umkleideschränke bestehen aus stark gemasertem Echtholzfurnier. Eine zweite Treppe führt hinunter in den Hamam zu einer langen Empfangstheke aus dunkel gebeiztem Eichenholz, deren Rückwand mit Eichenholzlamellen bekleidet ist.

Der Hamam ist in einen Trocken- und einen Nassbereich unterteilt. Zum Trockenbereich gehören der Empfang, ein angrenzender Ruheraum (Camekan) sowie ein Raum für Ölmassagen, der über einen langen Flur von der Theke aus erreichbar ist. Zum Nassbereich gehören ein Dampfbad (Sogukluk), ein Erholungsbad (Sicalklik), Räume für Hautreinigung und Peelinganwendungen (Kese /Lif), ein Kräuterdampfraum (Bingül), ein warmer Nabelstein (Göbek tasi), ein Bereich für Seifenschaummassagen sowie zwei Räume für Anwendungen und Dampfbäder mit Heilschlämmen (Rhassoul). Die Behandlungsräume sind um den Nabelstein gruppiert, einem warmen Stein, der zum Entspannen nach dem Dampfbad und anderen Behandlungen dient. Im traditionellen Hamam bildet er das kommunikative Zentrum. Über dem Nabelstein, einem polygonalen Podest aus dunklem, glänzenden Naturstein, hängen mehrere Leuchten, umhüllt von eloxiertem, strukturierten Metall.

Ein wesentliches Element des Hamams ist das Erholungsbad. Nach der Behandlung dient es der Entspannung im warmen Wasser, empfohlen wird ein 15- bis 20-minütiger Aufenthalt. Das zehn Meter lange Becken ist gerahmt von Wänden aus dem gleichen strukturierten Aluminiumgitter, das für die Lichtskulptur in der Eingangshalle verwendet wurde. Indirekte Beleuchtung an der abgehängten Decke sorgt für eine ruhige, gedämpfte Atmosphäre.

Bautafel

Architekten: KSP Jürgen Engel Architekten, Frankfurt a.M.
Projektbeteiligte:
Ushi Tamborriello, Rieden (Innenarchitektur); pm5 Projektmanagement, Frankfurt a.M. (Projektsteuerung); Schneider Aquatec Consulting, St. Gallen (Schwimmbadtechnik); ag Licht, Bonn (Lichtplanung)
Bauherr:
Migros Freizeit Deutschland, München
Fertigstellung:
2014
Standort:
Bleichstraße 57, 60313 Frankfurt am Main
Bildnachweis: Stefan Schilling, Köln

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