Häuser um die Eiche in Burgdorf

Mauerwerk aus Hochlochziegeln ohne zusätzliche Wärmedämmung

Mit einer großen alten Eiche im Zentrum galt ein Grundstück im niedersächsischen Burgdorf lange Zeit als unbebaubar. Die Kleinstadt ist als Teil der Region um Hannover eine gefragte Wohngegend. Während in einem Neubaugebiet nordöstlich des Ortszentrums ein Einfamilienhaus nach dem anderen entstand, blieb der Bauplatz mit dem schützenswerten Baumbestand zunächst frei. Bis eine sechsköpfige Familie die Parzelle erwarb und die Architekten Zymara und Loitzenbauer aus Hannover mit der Planung ihres Wohnhauses beauftragte. Diese begriffen den vermeintlichen Makel als Potenzial und schufen ein Ensemble, das sich nördlich um die Eiche gruppiert. Zwei hell verputzte, schmale Giebelhäuser sind L-förmig angeordnet und durch einen niedrigen, verglasten Eingangsbau verbunden. Das größere von beiden, das sogenannte Elternhaus, weist mit seinem Giebel zur Straße nach Westen. Ihm vorgelagert ist ein flacher, eingeschossiger Anbau mit Backsteinfassade, der als zusätzlicher Wohnraum dient. Auf dem rückwärtigen Teil des Grundstücks östlich der Eiche steht das etwas kleinere Kinderhaus. Daran schließt die Garage an, ebenfalls ein Flachbau mit Backsteinfassade.

Das Ensemble aus größerem Elternhaus, Kinderhaus und zwei flachen Anbauten ist um die Eiche gruppiert
Von Südwesten: Eltern- und Kinderhaus sind durch eine verglaste Fuge getrennt
Einläufige Treppe im Elternhaus mit Blick zum Eingangsbereich

Die Erschließung der Häuser um die Eiche erfolgt über eine Auffahrt entlang der nördlichen Grundstücksgrenze. Der Eingang in der Fuge zwischen Eltern- und Kinderhaus eröffnet Durchblick zur breiten Terrasse im Zentrum des Ensembles, direkt neben der Eiche. Vorbei an einer Garderobe und der einläufigen Treppe ins Dachgeschoss führt der Flur in eine große Wohnküche mit angegliedertem Hauswirtschaftsraum. Diese lässt sich über Schiebetüren mit der Südterrasse verbinden. Im straßenseitigen Anbau steht der Familie ein Sitzbereich mit Kamin zur Verfügung. Das obere Geschoss des Elternhauses überragt das Kinderhaus; es nimmt Elternschlafzimmer, Ankleideraum, ein Bad und eine Arbeitsgalerie auf. Der westliche Anbau mit Kaminzimmer ist als Dachterrasse vom Schlafraum aus zugänglich. Im Erdgeschoss des Kinderhauses sind vier Zimmer und ein Bad um einen gemeinsamen Spielflur angeordnet. Jedes Kinderzimmer wird im Dachraum über eine Galerieebene mit Schlafpodest erweitert. Die verschachtelte Raumstruktur besteht aus einer Holzleichtbaukonstruktion, die später modifiziert oder entfernt werden kann, um den Gebäudeteil als Atelier, Einlieger- oder Gästewohnung zu nutzen.

Mauerwerk
Die beiden Haupthäuser sind in Massivbauweise ohne zusätzliche Dämmung erstellt. Die einschaligen Außenwände der verputzten Giebelbauten bestehen aus porosierten Hochlochziegeln mit einer Wärmeleitfähigkeit λ von 0,08 (W/mK), einer Rohdichteklasse von 0,6 und einer Druckfestigkeit von ≥ 6 N/mm². Die unverfüllten Planziegel im Format 12 DF haben Abmessungen von 24,8 x 36,5 x 24,9 cm. Das 36,5 cm starke Mauerwerk ist außen mit einem schlammfarbenen Oberputz auf Armierung und 1,5 cm mineralischem Leichtputz versehen. Innen wurde Gipsputz aufgebracht. Der U-Wert der insgesamt 40 cm dicken Außenwände liegt bei 0,207 W/m²K.

Die Außenwand des straßenseitigen Anbaus ist zweischalig mit Sichtmauerwerk aus Klinkersteinen ausgeführt. Da das Hintermauerwerk mit den gleichen Hochlochziegeln wie die Giebelbauten ausgeführt ist, konnte auch hier auf weitere Dämmstoffe verzichtet werden. Die Vormauerschale hat einen Abstand von 7,25 cm zur tragenden Wand und ist mit dieser über Mauerwerksanker konstruktiv verbunden. Für das Sichtmauerwerk wählten die Architekten einen Ziegel im Langformat (Abmessungen 11,5 x 49 x 5,2 cm), einen grau-bunten Stein mit glatter Oberfläche. Zur Gliederung der Fassade tritt im Bereich der Dachterrassenbrüstung jede zweite Läuferschicht reliefartig hervor. Die zweischalige Außenwand besitzt einen U-Wert von 0,194 W/m²K.

Der Energiestandard des Wohnhauses mit einem Primärenergiebedarf von 56,6 kWh/(m²a) entspricht dem eines KfW-Effizienzhauses 70; eine Hybridwärmepumpe übernimmt die Beheizung und Warmwasserversorgung.

Bautafel

Architekten: Zymara und Loitzenbauer Architekten, Hannover
Projektbeteiligte: Hermann Bruns, Hannover (Tragwerksplanung); Wienerberger, Hannover (Hochlochziegel: Poroton Planziegel T8-P); Wehrmann Ziegel, Weyhe-Sudweyhe (Vormauerziegel)
Bauherr: privat
Fertigstellung: 2014
Standort:
31303 Burgdorf
Bildnachweis: Frîa Hagen, Hannover; Zymara und Loitzenbauer Architekten, Hannover

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