Gemeindezentrum in Ludesch/A

Photovoltaik-Anlage und Regenwassernutzung

Die Gemeinde Ludesch liegt im Walgau in Vorarlberg im äußersten Westen Österreichs. Mit dem Bau des neuen Gemeindezentrums, nach Plänen von Hermann Kaufmann (Schwarzach), werden die bislang in loser Beziehung zueinander stehenden Gebäude Kirche, Schule und Gemeindeamt in der Dorfmitte gefasst.

Vorplatz und Eingang
Lichtwechselspiele durch das transparente Dach
Eingangshalle

Da in Ludesch der Umweltschutz einen hohen Stellenwert inne hat, galt das primäre Ziel des Bauvorhabens der Nachhaltigkeit mit den drei Teilzielen: Ökologie, Ökonomie und Soziales. Ökologisch war vor allem die Verwendung von gesundheits-, klima- und umweltverträglichen Materialien vorgeschrieben, die darüber hinaus wieder verwertbar sein sollten. Daneben galten der minimale Energieverbrauch und die ökonomische Rentabilität als entscheidende Kriterien.

Die U-förmige Geometrie des zweigeschossigen Neubaus ist so angelegt, dass durch drei geschlossene und eine offene Seite der zentraler Dorfplatz gefasst wird. Das Dach ist ebenfalls geschlossen allerdings mit transluzenten Photovoltaikmodulen, die den Platz zu einer Art gemeinschaftlichem Wintergarten werden lassen: Hier ist man sowohl vor Regen als auch vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt. Belebt wird der Platz durch die verschiedenen Funktionen, die in dem Gebäude untergebracht sind: Gemeindeämter, die öffentliche Bücherei, eine Kinderspielgruppe, die Poststelle sowie Geschäfte, Büros und eine Cafeteria.

Das Tragwerk ist überwiegend aus heimischer Weißtanne gefertigt, die auch in der Fassade und im Innenausbau verwendet worden ist und damit den gesamten Bau prägt. Für die Wände kamen sägeraue Bretter zum Einsatz, bei Decken und Möbeln wurden gebürstete Oberflächen verarbeitet. Unterschiedliche Grade von Öffentlichkeit lassen sich auch an der Dichte der Verkleidung ablesen, die von geschlossen (Verschalung) über durchscheinend (Lamellen) bis durchsichtig (Glas) reicht.

Auch für die Dämmung wurden natürliche Materialien verwendet. Die Außenwände erhielten eine 30 cm dicke Zellulosedämmung, mit der ein U-Wert von 0,11 W/m²K erreicht wird. Zusätzlich kam bei Zwischendecken und Wänden im großen Maßstab Schafwolle zum Einsatz. Die Planer setzen hier vor allem auf die raumklimatische Wirkung des natürlichen Dämmstoffs.

Gebäudetechnik
Mit der sehr guten Wärmedämmung der gesamten Gebäudehülle, der hohen Dichtigkeit der Konstruktion, der Drei-Scheiben-Wärmeschutzverglasung mit einem U-Wert von 0,8 W/m²K sowie der kontrollierten Lüftungsanlage konnte der Passivhausstandard erreicht werden. Der Heizwärmebedarf beträgt 13,8 kWh/m²a. Ein zentrales Biomasse-Heizwerk versorgt das Gebäude mit Fernwärme. Raumheizung und -kühlung erfolgen über ein Lüftungssystem das mit einer Erd-Wärmepumpe kombiniert ist.

Die Überdachung des Gemeindeplatzes besteht aus lichtdurchlässigen Photovoltaikmodulen: insgesamt dienen 120 Module mit einer Fläche von 350 m² der Stromerzeugung. Die transparenten Zellen mit einer Größe von 2,26 x 1,06 m haben eine Leistung von 18 kWp. Damit deckt die jährlich produzierte Energiemenge den Jahresbedarf von fünf Einfamilienhäusern. 30 m² thermische Sonnenkollektoren auf dem Dach decken einen Großteil des Warmwasserwärmebedarfs.

In den WC-Spülungen sowie für die Waschmaschinen, Garten- und Hofbewässerung wird Regenwasser verwendet.

Bautafel

Architekten: Hermann Kaufmann, Schwarzach/A
Projektbeteiligte: Mader & Flatz Ziviltechniker, Bregenz/A; Merz Kaufmann Partner, Dornbirn/A (Statik); Bernhard Weithas, Höchst (Bauphysik); Österr. Institut für Baubiologie und -ökologie, Wien/A (Baubiologie)
Bauherr: Gemeinde Ludesch
Fertigstellung: 2005
Standort: Raiffeisenstraße 56, Ludesch/A
Bildnachweis: Bruno Klomfar, Wien

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Grafische Darstellung der Regenwassernutzung im Gebäude

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Röhrenkollektor für die Warmwassererzeugung

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Funktionsweise einer Wärmepumpe 1. Wärmetauscher (Verdampfer) 2. Verdichter 3. Zweiter Wärmetauscher (Verflüssiger) 4. Expansionsventil

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