Gemeindezentrum in Beselare

Perforierte Wandschale aus Betonsteinen für gute Akustik

Der neugotische Turm der Sankt-Martinus-Kirche aus den 1920er-Jahren bestimmt das Ortsbild von Beselare in der westbelgischen Gemeinde Zonnebeke. Hier, in unmittelbarer Nähe des Dorfzentrums, entstand südlich der Kirche und neben der Sporthalle für die rund 2.500 Einwohner ein neues Gemeindezentrum. Den Entwurf dafür lieferten die Architekten Alexander Dierendonck und Isabelle Blancke aus Gent.

Der Hauptraum st ein zweigeschossiger Mehrzwecksaal, dessen Fläche wahlweise frei genutzt, lose bestuhlt oder mit einer ausfahrbaren Tribüne für 266 Zuschauer bestückt werden kann
Die Stahlbetonwände des Saals sind innen mit Sichtmauerwerk aus Beton-Hohlblocksteinen verkleidet; die Steine haben Luftkammern, die die Wärme- und die Schallschutzeigenschaften positiv beeinflussen
Vor den großen Glastüren ist in Richtung Süden eine um fünf Stufen erhöhte Bühne fest eingebaut

In dem leicht abfallenden Gelände erscheint der Baukörper in Richtung Kirche nur eingeschossig, nach Süden zum Dorfausgang hingegen zweigeschossig. Betritt man das Gemeindezentrum von Norden über einen gepflasterten Vorplatz durch den Haupteingang, gelangt man zunächst in die großzügigen Foyer- und Wandelbereiche. Ein offener Kamin, dessen gemauerter Schornstein über die geneigten Dachflächen hinaus ragt, und eine Bar laden hier zu Dorfversammlungen ein. Die Wandelbereiche umschließen einen großen Multifunktionssaal, der in den rechteckigen Grundriss leicht außermittig platziert und mit seinem Volumen in das obere und untere Geschoss eingeschoben ist.

Hinein in den gut 300 Quadratmeter großen Saal gelangt man entweder von oben über einläufige Treppen oder von unten/außen über fünf doppelflügelige Glastüren. Auf der unteren Ebene kann die große Fläche des Zuschauerraumes wahlweise als Tanzraum frei genutzt, lose bestuhlt oder mit einer Tribüne für 266 Zuschauer bestückt werden. Die fahrbare Tribünenanlage befindet sich in einer rückwärtigen breiten Wandnische, nach Norden hin. In Richtung Süden ist vor den großen Glastüren eine um fünf Stufen erhöhte Bühne fest eingebaut.

Mauerwerk

Der große Mehrzwecksaal im Inneren des Gebäudes ist als massive Stahlbetonkonstruktion ausgeführt, während die Außenwände Stahlrahmenkonstruktionen mit Mauerwerksausfachungen sind, die außen mit Aluminiumpaneelen verkleidet sind. Auch das mehrfach geknickte Dach ist mit Aluminium eingedeckt. Die Außenwände sind zwischen den tragenden Stahlrahmen von innen nach außen wie folgt aufgebaut:

  • 9 cm Sichtmauerwerk aus Betonsteinen 29 x 9 x 19 cm (L x B x H)
  • 5 cm Innendämmung auf schwarzem Vlies
  • Dampfsperre
  • 11 cm zweischichtige Wärmedämmung
  • EPDM-Dichtungsbahn
  • 8 mm starke schwarz lackierte Aluminiumprofilplatten als Witterungsschutz
Die Stahlbetonwände des Saals sind innenseitig mit einer zweiten Schale aus Betonstein-Sichtmauerwerk verkleidet. Die großformatigen Hohlblocksteine haben senkrecht zur Lagerfläche Luftkammern, die die Wärme- und die Schallschutzeigenschaften der Wände positiv beeinflussen und damit kostengünstig vor zu großer Lärmentwicklung schützen. Von innen nach außen sind die Innenwände wie folgt aufgebaut:

  • 9 cm Hohlblocksteine aus Beton 39 x 9 x 19 cm (L x B x H)
  • 3 cm Schalldämmung
  • 9 cm Hohlraum
  • 19 cm Stahlbeton

Die Vorsatzschale ist selbsttragend, bildet im unteren Bereich eine geschlossene Wandfläche im Läuferverband und ist im oberen Bereich als Gotischer Verband mit Läufern und Bindern im Wechsel ausgeführt, wobei der Binder immer weggelassen wurden. Im Bereich dieser halb offenen gitterartigen Struktur wurde zusätzlich eine 3 cm starke schallabsorbierende Dämmung angebracht. Auf diese Weise ist es gelungen, kostengünstig und effektiv den Geräuschpegel zu dämpfen und eine angenehme Akustik im Saal zu erreichen. Während eine glatte Wandoberfläche den Schall direkt in den Saal reflektieren würde, wirkt die perforierte Sichtmauerwerksoberfläche als großflächiger Diffusor und wirft die Schallwellen als diffuse Reflexion zurück in den Raum. Störender Nachhall wird so effektiv reduziert.

Denselben Effekt machten sich die Architekten auch bei einigen Wänden im Foyerbereich zu nutze, wo ebenfalls die oberen Wandbereiche als perforiertes Sichtmauerwerk ausgeführt wurden. Die Wände im Foyer wurden abschließend weiß gestrichen.

Bautafel

Architekten: Dierendonckblancke Architecten, Gent
Projektbeteiligte: Studieburo Stabex, Izegem (Tragwerksplanung); Studiebureau Boydens, Loppem (Technische Ausstattungsplanung); Daidalos Peutz, Leuven (Akustik); TTAS, Gent (Theatertechnik); Denis Dujardin (Landschaftsarchitektur); Gabecon, Zonnebeke (Bauunternehmen); Edelbeton, Geel (Hersteller Betonsteine)
Bauherr: Gemeinde Zonnebeke / Belfius NV
Fertigstellung: 2013
Standort:
Geluwestraat 12, 8980 Beselare, Belgien
Bildnachweis: Filip Dujardin, Gent

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