Gebäudeplanung versus Nutzerbedürfnisse

Die Bedürfnisse der Nutzer eines Gebäudes sind individuell verschieden und stehen teilweise den Anforderungen an ein energieeffizient arbeitendes Gebäude entgegen: Der beste Sonnenschutz nützt nichts, wenn er vom Nutzer konsequent hoch- oder runtergefahren wird. Der Raum heizt sich so unnötig auf oder ist unangemessen verdunkelt und es muss zusätzliche Energie zum Ausgleich der eintretenden oder fehlenden Strahlung aufgewendet werden. Die Bedürfnisse des Nutzers einfach zu ignorieren, wäre dagegen ebenso fatal, da er sich schließlich eine angemessene (Arbeits-) Atmosphäre schaffen möchte. Als sinnvoll kann also nur die Verknüpfung der Nutzerinteressen mit den Anforderungen an eine energieeffiziente Gebäudeplanung gelten.

Sonnenschutz in Form einer automatisierten Gegenzuganlage zur Verschattung des Oberlichts über dem Sitzungsaal des Bundestags. Architektur: Foster and Partners
Von außen kaum sichtbar, befinden sich im Fassadenzwischenraum des Bürohauses Cube am Berliner Hauptbahnhof Verschattungsanlagen, deren Steuerung sich mit Hilfe von künstlicher Intelligenz an die Vorlieben der jeweils im Raum befindlichen Personen anpasst. Architektur: 3XN Architekten, Kopenhagen

Ein Bestandteil dieser Integration von unterschiedlichen Interessen liegt in der automatischen Steuerung von Tageslichttechnik. Die Verbindung von Sonnenschutz und Tageslicht beinhaltet große Energieeinspar- und Komfortpotenziale im fortschrittlichen Bürohausbau und das unter Berücksichtigung sowohl ökologischer als auch ökonomischer Aspekte. Mit Blick auf den Nutzer und seine Leistungsfähigkeit werden zum Beispiel die ergonomischen Bedingungen an Bildschirmarbeitplätzen verbessert. Mit Blick auf die Betriebskosten werden die Kühllasten reduziert und der Strombedarf für künstliche Beleuchtung verringert sich.

Moderne Tageslicht- und Jalousiesysteme, die neben der Transmission auch Lichtlenkung ermöglichen, werden u.a. auf der Basis von Jalousiesystemen realisiert. Die Wärmeeinstrahlung wird dabei durch spezielle Lamellenformen oder Oberflächen, die eine Reflexion der direkten Sonnenstrahlung bewirken, reduziert. Gleichzeitig wird die Blendung verringert: Tageslicht wird dosiert in den Raum an die Decke gelenkt und von dort gleichmäßig bis in die Raumtiefe transportiert. Bei ausreichender Außenhelligkeit kann auf Kunstlicht verzichtet werden. Die Sichtverbindung nach außen bleibt jedoch weitgehend erhalten. Der Abgleich zwischen Außenbedingungen wie Helligkeit, Sonnenstand und Fassadenausrichtung und den Anforderungen im Raum wird über die Einstellung des Lamellenwinkels der Jalousie erreicht. Hier setzt die Tageslichtsteuerung als Elemente der Gebäudeautomatisierung ein.

Dabei gilt es, den besten Kompromiss zwischen Nutzerakzeptanz und Gebäudenutzen zu finden, beide bedingen sich. Eine sinnvolle Tageslichtsteuerung sollte demnach in der Lage sein, den Nutzerwunsch zu erfüllen, ihn quasi vorwegzunehmen. Aus vielen inzwischen typischen Verhaltensweisen lassen sich heute Steuerungsverhalten ableiten, welche etwa bei Abwesenheit des Nutzers dem Gebäudenutzen maximal entsprechen und bei Anwesenheit des Gebäudenutzens menschliche Vorlieben berücksichtigen.

Allgemein gilt, dass eine hohe Nutzerakzeptanz entscheidend durch manuelle Bedienung erzielt werden kann. Neben der o.g. Vorwegnahme des Nutzerverhaltens durch eine Steuerung ist es deshalb von großer Bedeutung diese manuellen Eingriffe zu ermöglichen. Die Steuerung von Sonnenschutzelementen gewährleistet neben der Entblendung und dem Energieeintrag auch die Versorgung mit Tageslicht. Der Ausschluss des Nutzers aus dem Regelkonzept würde die Ablehnung von Gebäudeautomatisierung und Haustechnik bedeuten. Indem der Mensch mitentscheidet, indem die Steuerung von ihm „lernt” und einige seiner Entscheidungen „vorwegnimmt“, kann der Nutzer – eher als bisher – die Technik als Unterstützung wahrnehmen. Dies kommt dem Gebäudenutzen und damit auch der Energieeffizienz zugute.

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Wahrzeichen mit Belichtungsfunktion: Die Kuppel des Reichstagsgebäudes ist integraler Bestandteil der Stadtsilhouette Berlins, dient aber auch der Belüftung und Belichtung des Plenarsaals.

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