Gästehaus La Hermandad in Villalba de los Barros

Handgefertigte Tonfliesen für 200 Jahre altes Gemäuer

Wuchtig und abweisend thront die fensterlose Burg von Villalba mit ihren markanten halbzylindrischen Türmen über dem kleinen, rund 1.500 Einwohner zählendem Ort Villalba de los Barros. Sie wurde zu Beginn des 15. Jahrhunderts auf den Fundamenten einer früheren arabischen Festung errichtet und zählt zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten in der Provinz Badajoz in Extremadura im Südwesten Spaniens. Wer die Burg oder die umliegenden Weinberge und Olivenhaine besichtigen möchte, kann stilvoll im historischen Gästehaus La Hermandad (dt. die Bruderschaft) unterkommen.

Das Gebäude aus dem 18. Jahrhundert wurde nach Plänen des Madrider Büros Lucas y Hernández-Gil Arquitectos umfassend und sehr behutsam saniert.
Die Innenräume im Erdgeschoss werden jeweils von einem Kreuzgewölbe überspannt, was ihnen einen herrschaftlichen, fast sakralen, Charakter verleiht.
Die Wände wurde mit naturfarbenem Kalkrohmörtel verputzt, die Gewölbedecken mit weißem Kalkmörtel.

Das Gebäude aus dem 18. Jahrhundert wurden in einem Zeitraum von zwei Jahren nach Plänen des Madrider Büros Lucas y Hernández-Gil Arquitectos umfassend und sehr behutsam saniert. Umgebaut zu einem Gästehaus, bietet es nun drei Schlafzimmer, drei Bäder sowie Wohnzimmer, Küche, Esszimmer und Keller. Das zweigeschossige Haus mit 250 Quadratmetern Wohnfläche steht traufständig an einer Straßenecke gegenüber eines Platzes und schließt nach oben hin mit einem asymmetrischen Satteldach ab. Nach hinten raus verfügt es über einen vor neugierigen Blicken abgeschirmten Patio mit kleinem Swimmingpool.

Viel Licht und Luft in alten Gemäuern

Eine im Verhältnis zur Größe des Hauses etwas überdimensionierte Portaltür und ein reich verzierter Giebel setzten markante Akzente in der schlicht weiß verputzten Südwestfassade. Die Innenräume im Erdgeschoss werden jeweils von einem Kreuzgewölbe überspannt, was ihnen einen herrschaftlichen, fast sakralen Charakter verleiht. Die Wände wurde mit naturfarbenem Kalkrohmörtel verputzt, die Gewölbedecken mit weißem Kalkmörtel. Die Böden sind mit unglasierten Tonfliesen belegt. Im Erdgeschoss sind Diele, Wohnzimmer, Küche und Esszimmer mit Zugang zum Patio sowie ein Bad untergebracht.

Eine schmale Treppe mit freigelegtem Tonnengewölbe führt ins erste Obergeschoss, das früher als Lager und zur Trocknung von Fleisch genutzt wurde. Heute befinden sich dort die Schlafzimmer und zwei weitere Bäder. Der offen gestaltete Dachstuhl gibt den Blick auf die hölzernen Dachunterseiten frei und verleiht den Räumen eine an dieser Stelle unerwartete luftige Höhe.

Die ursprünglichen Grundrisse wurden zwar beibehalten, allerdings um weitere Öffnungen zwischen den Räumen oder vergrößerte Durchgänge ergänzt, um mehr Weite und Helligkeit zu erreichen. Die alten verzierten Holzflügeltüren wurden behutsam restauriert und lindgrün lackiert. Ergänzt wird das Interieur durch eine sparsame Ausstattung mit schlichten Möbeln, die lediglich Akzente setzen, aber nicht in Konkurrenz zur Architektur treten.

Handgefertigte Fliesen erhalten den ursprünglichen Charme

Ursprünglich befand sich im ganzen Gebäude ein Lehmboden, der allerdings nicht mehr erhalten war. Die Architekten wandten sich daher an örtliche Töpfereien, die von Hand neue Tonfliesen anfertigten. Diese haben einen hellen Terrakottaton und sind unglasiert. Aufgrund der Handarbeit ist jedes Stück ein Unikat und weist eine leicht unebene Oberfläche auf. Diese Eigenschaften verleihen den Bodenfliesen eine archaische und sehr natürliche Anmutung, wodurch sie sich gut in das historische Ambiente einfügen. Hinweis auf ihren zeitgenössischen Ursprung gibt allerdings die Verlegung: Die rechteckige Keramik ist diagonal zu den Wänden verlegt, sodass das Fugenbild den Räumen eine dynamische Note verleiht.

Die Fliesen kommen auch im Außenbereich als Bodenbelag und als Bekleidung des Pools zum Einsatz – wurden dort allerdings parallel zu den Patiowänden verlegt. Das Innere des Schwimmbeckens ist mit türkisgrünen, quadratischen Mosaikfliesen ausgekleidet, die einen starken Komplementärkontrast zu den Rottönen der Tonfliesen bilden.

Akzent in Blutrot

Einen starken Kontrast setzen auch blutrote, quadratische Fliesen, die einzelne Wandbereiche betonen beziehungsweise in Bad und Küche als Fliesenspiegel eingesetzt wurden. Die stark glänzend glasierte Keramik wurde ebenfalls von Hand gefertigt, sodass auch sie eine unregelmäßige Oberfläche aufweist, die das Licht ebenso unregelmäßig reflektiert. Diese rustikale Note sorgt dafür, dass die Fliesen sich trotz der kräftigen Farbe, die im Gegensatz zu den ansonsten gedeckten Tönen der Räume steht, stimmig einfügen.

In den Bädern sind die gleichen Fliesen in unterschiedlichen Gelbschattierungen zum Einsatz gekommen und unterstützen die warme, beruhigende Wirkung der anderen Materialien und Farben. -sas

Bautafel

Architektur: Lucas y Hernández-Gil Arquitectos, Madrid
Bauherrschaft: Privat
Fertigstellung:
2018
Standort: Plaza Juan Carlos I, 1, 06208 Villalba de los Barros, Badajoz, Spanien
Bildnachweis: José Hevia

Fachwissen zum Thema

Fugen

Fugenplan: Auswirkungen auf die Raumgestaltung

Die Einteilung keramischer Erzeugnisse

Die Einteilung keramischer Erzeugnisse

Keramische Beläge

Herstellung von keramischen Fliesen und Platten

Bauwerke zum Thema

Das Casa No Príncipe Real enstand auf einem gerade einmal 41 Quadratmeter kleinen Grundstück

Das Casa No Príncipe Real enstand auf einem gerade einmal 41 Quadratmeter kleinen Grundstück

Wohnen

Casa No Príncipe Real in Lissabon

Die Dachgeschosswohnung des aus dem 19. Jahrhundert stammenden sogenannten Masnou House wurde nach Plänen von Agora arquitectura mit viel Rücksicht auf den Bestand saniert.

Die Dachgeschosswohnung des aus dem 19. Jahrhundert stammenden sogenannten Masnou House wurde nach Plänen von Agora arquitectura mit viel Rücksicht auf den Bestand saniert.

Wohnen

Dachgeschosswohnung in Barcelona

Kontakt Redaktion Baunetz Wissen: wissen@baunetz.de
Baunetz Wissen Fliesen und Platten sponsored by: