Foyer der Unibibliothek Konstanz

Kombination von Beleuchtung und Akustikmaßnahmen

Als Reformuniversität im Jahr 1966 gegründet, zählt die Universität Konstanz inzwischen knapp 12.000 Studenten. Ihr unter Denkmalschutz stehende Campusgebäude ist Ende der 1960er-Jahre von dem Freiburger Architekten Horst Linde zusammen mit seinen Studenten als stark verdichteter Komplex entworfen worden, der ausführende Planer Wilhelm von Wolff gestaltete das Ensemble schließlich ähnlich einem Bergdorf, mit einzelnen Einheiten, die ineinander verschränkt sind und dadurch kleine Plätze und Gassen bilden. 2010 musste die Universitätsbibliothek im Herzen der Anlage aufgrund von Asbestfunden geschlossen werden. Ihre umfassende Sanierung übernahmen daraufhin Ernst2 Architekten mit MB Frank Architektur aus Stuttgart.

Die Leuchten sind zu einer Art Lichtdecke zusammengefasst und führen vom Zentrum bis zur Beratungstheke im Foyer
Klare in Sichtbeton ausgeführte Oberflächen, offen geführte Leitungen und farbige Akzente in den für die siebziger Jahre typischen Farben bestimmten den Bau auch vor der Sanierung
Das Foyer ist jetzt ein kommunikativer Ort mit Sitzstufen und bunten Sitzmöbeln

Die Bibliothek erstreckt sich auf fünf Ebenen über mehrere Gebäudeteile und ist mit den jeweils angrenzenden Fachbereichen eng verzahnt. Klare, in Sichtbeton ausgeführte Oberflächen, offen geführte Leitungen und farbige Akzente in den für die Siebziger Jahre typischen Farben bestimmten den Bau vor der Sanierung. Diese ursprüngliche Atmosphäre sollte im Wesentlichen erhalten bleiben. Im Rahmen der Schadstoffsanierung wurden die insgesamt 18.000 Quadratmeter Nutzfläche nahezu bis auf den Kern zurückgebaut. Neben den wiederherzustellenden Oberflächen, Einbauten und Technikinstallationen wurden gleichzeitig notwendige, den aktuellen Anforderungen gerechte Brandschutzmaßnahmen durchgeführt.

Besonderes Augenmerk lag beim Umbau auf dem Foyer. Der ca. 4.300 Quadratmeter große Raum war auch zuvor als zentrale Anlaufstelle gedacht, jedoch nicht als kommunikativer Ort gestaltet. Er wurde deshalb neu strukturiert und durch zusätzliche Funktionsbereiche zu einem Infozentrum ausgeweitet. Im Zuge der Baumaßnahmen wurden neben einer Sitzstufenlandschaft neue Nutzungsmöglichkeiten, wie Einzel-, Gruppen-, Medien, Arbeits- und Aufenthaltsräume, ergänzt. Diese sind in mit farbigem Glas abgeschlossene Boxen untergebracht und unterstützen die Wegeführung zu den einzelnen Fachbereichen der Bibliothek. Zudem gliedern sie das Foyer.

Licht / Elektro
Die gesamte Gebäudetechnik, wie Lüftung, Elektroinstallation und IT, wird sichtbar unter der Betonfertigteil-Kassettendecke geführt. Die Lüftung ist in Ovalkanälen, die Elektroinstallation in Kabeltrassen untergebracht. Neben Farbe und Form, die teilweise der ursprünglichen Bibliothek entlehnt und bei der Neugestaltung in den Möbeln und farbigen Raumtrennungen wieder aufgegriffen wurden, spielt die Beleuchtung eine wichtige Rolle. Um die großen und teilweise sehr tiefen Flächen offen und transparent wirken zu lassen, wurden im Wesentlichen drei unterschiedliche Lichtkonzepte entwickelt, die das Foyer zusätzlich gliedern.

Insgesamt 133 runde Leuchten bestimmen das Zentrum des Foyers: es handelt sich um schwarz lackierte, sehr flache Zylinder mit unterschiedlichen Radien, die zu einer Art überdimensionaler Lichtdecke zusammengefasst sind. Ihre Untersichten sind mit einer mikroperforierten Akustikfolie bespannt, sodass die dahinterliegenden Leuchtstoffröhren – im Schnitt 10 pro Zylinder – verdeckt und die an der Decke geführten Installationen überspielt werden. Die Folie sorgt darüber hinaus für ein gleichmäßiges Licht.

Über der Sitzstufenlandschaft im sogenannten Mediendeck nutzten die Gestalter die vorhandene Fertigteil-Kassettendecke. Auch hier wurde die Beleuchtung mit einer Akustikmaßnahme kombiniert. In jeder Kassette ist ein Absorbersegel eingehängt, unter dem jeweils eine runde Leuchtstoffröhre hängt.

Die dritte markante Lichtquelle bildet eine 50 Meter lange Lichtwand. Sie ist ein standardisiertes, LED-hinterleuchtetes Leuchtkastenelement, das zu einem schallabsorbierenden Bauteil weiterentwickelt wurde. Die einzelnen Elemente sind mit weißem Stoff bespannt, auf den Buchstaben und Symbole aufgedruckt sind. Die in einem engen Raster dahinter angeordneten LEDs sorgen für gleichmäßiges Licht.

Bautafel

Architekten: Ernst2 Architekten mit MB Frank Architektur, Stuttgart (Sanierung 2015); Horst Linde, Freiburg (Entwurf 1969/72)
Projektbeteiligte: ZB Zimmermann und Becker, Heilbronn (Technische Gebäudeausrüstung); Neher Butz, Ingenieurbüro für Gebäudetechnik, Konstanz (Elektroplanung und Datentechnik); Ockert und Partner, Stuttgart (Licht-Akustik-Wand); Vitra, Weil am Rhein (Möblierung und Arbeitsboxen)
Bauherr: Vermögen und Bauamt Baden-Württemberg, Amt Konstanz
Fertigstellung: 2015
Standort:
Universität Konstanz, 78457 Konstanz
Bildnachweis: Eduardo Perez für Vitra, Weil am Rhein; Ernst2 Architekten mit MB Frank Architektur, Stuttgart; Inka Reiter, Konstanz www.inkareiter.de

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Eine gute Beleuchtung ist die Voraussetzung für ein ermüdungsfreies Arbeiten. In Bürogebäuden mit einem ausgewogenen Verhältnis von Kunst- und Tageslicht an jedem Arbeitsplatz lässt sich die Produktivität steigern und der Krankenstand der Mitarbeiter verringern.

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