Forum Chriesbach in Dübendorf/CH

Nullenergiehaus mit Glaslamellen

Die Gebäudeplanung des «Nullenergiehauses» Forum Chriesbach verfolgte einen ganzheitlichen und nachhaltigen Ansatz, bei dem der gesamte Energiehaushalt des Hauses berücksichtigt wurde. So macht das architektonische und technische Konzept eine Heizung und aktive Kühlung überflüssig – und gewährleistet trotzdem auch im Hochsommer behagliche Innenraumtemperaturen.

Gartenfassade
Absturzsichernde Ganzglasbrüstungen zum Atrium
Innenansicht Atrium

Der Baukörper an der Dübendorfer Überlandstraße wurde nach Plänen des Zürcher Büros Bob Gysin und Partner gebaut und nimmt neben Seminar- und Büroräumen ein Personalrestaurant im Erdgeschoss und eine Bibliothek auf. Ein farbiger Sichtbetonvorbau markiert als Kontrapunkt zu den einprägsamen Glaslamellen der Fassade den Haupteingang und verbindet den Neubau mit den bestehenden, nördlich gelegenen Gebäuden der Eawag (Wasserforschungs-Institut des ETH-Bereichs). Die siebbedruckten Glaslamellen werden dem Sonnenstand nachgeführt und haben die Funktion des Sonnenschutzes im Sommer, der passiven Sonnenenergienutzung im Winter und des ganzjährigen Wetterschutzes.

Die Räume der unterschiedlichen Nutzungszonen liegen U-förmig um das fünfgeschossige Atrium, in dem Sitzungsboxen schwebend angeordnet sind. Flexibel nutzbare Räume ermöglichen Arbeitsformen mit frei vernetzbaren Arbeitsplätzen. Basis der innenräumlichen Freiheit ist die Stahlbeton- Skelettbauweise mit aussteifenden Erschließungskernen und tragenden Fassadenstützen. Zusammen mit der vorfabrizierten Fassadenhülle wurde so die Bauzeit kurz gehalten und die Nutzungsflexibilität maximiert. Alle haustechnischen Anlagen sind offen geführt, so dass die Installationen jederzeit zugänglich sind. Das vereinfacht den Betrieb, vergünstigt den Unterhalt und ermöglicht bei einem späteren Rückbau eine einfache Materialtrennung.

Die Farbgebung im Innern ist zurückhaltend und entspricht den jeweiligen Materialfarben – mit Ausnahme der öffentlichen Räume. Farbliche Akzente setzten die rot lasierten Sichtbetonwände im Atrium und die grün-gelb gestrichen Akustik-Holzwerkstoffplatten im Restaurant. Die Materialwahl erfolgte u.a. unter den Kriterien «graue Energie» und «Umweltverträglichkeit».

Quelle: Bob Gysin + Partner BGP Architekten

Glas
Eine Membran aus beweglichen, zentral gesteuerten Glaslamellen bildet die äußerste Fassadenschicht. Die 100 cm breiten und 300 kg schweren geschosshohen Lamellen bestehen wegen der Windlast aus einer Doppelverglasung (ESG + VSG aus TVG/ESG 12 mm + 10 mm/12 mm), die mit einem Siebrasterdruck als Sonnen- und Blendschutz versehen wurden. Um die gewünschten Belichtungsverhältnisse zu erreichen wurden die Parameter Lichtdurchlässigkeit Glas (Anteil/Farbe des Siebdruckrasters) sowie Nachführung der Lamellen (Steuerungsintervall/Zusammenspiel mit dem Energiekonzept im Jahresverlauf) optimiert. Zu diesem Zweck wurden umfangreiche Simulationen durchgeführt, die auch Messungen an einem Prototyp beinhalteten.

Das Gebäude wurde mit dem Schweizer Solarpreis 2006, dem Swisspor Innovationspreis 2006, dem Tageslicht Award 2007 und dem Watt d'Or 2007 ausgezeichnet.

Bautafel

Architekten: Bob Gysin + Partner BGP, Zürich
Projektbeteiligte: 3-Plan, Winterthur (Haustechnik); Henauer Gugler, Zürich (Tragwerksplanung); Büchler + Partner, Zürich (Elektroplanung); Kopitsis Bauphysik, Wohlen (Bauphysik); Prof. Hansruedi Preisig, Zürich und Ueli Kasser, Zürich (Ökologie und Nachhaltigkeit); Mebatech, Baden (Fassadenplanung); G+H Fassadentechnik GmbH (Fassadenbau)
Bauherr: Eawag Empa vertreten durch BaFA
Fertigstellung: 2006
Standort: Überlandstrasse 133, Dübendorf, Schweiz
Bildnachweis: Roger Frei, Zürich

Fachwissen zum Thema

Doppelfassade (Korridorfassade) am GSW-Hochhaus in Berlin

Doppelfassade (Korridorfassade) am GSW-Hochhaus in Berlin

Vertikale Glaselemente

Doppelfassaden

Surftipps

Kontakt Redaktion Baunetz Wissen: wissen@baunetz.de
BauNetz Wissen Glas sponsored by:
Saint-Gobain Glass Deutschland