Firmenzentrale in Hamburg

Sonnenschutzglas mit vorgespannter Kunststoffhülle

Die Hafencity ist das Prestigeprojekt der Stadt Hamburg. Zwischen Speicherstadt und Elbe entstehen auf einer Fläche von rund 157 Hektar Wohnanlagen, Bürogebäude, Einkaufszentren, Restaurants und Freizeiteinrichtungen. Bis voraussichtlich Mitte 2020 soll alles fertig sein. Trotzdem strömen bereits jetzt Touristen ebenso wie die Hamburger selbst in das neue Stadtviertel, das mit anspruchsvoller Architektur und unmittelbarer Lage am Wasser eine hohe urbane Lebensqualität verspricht.

Detailausschnitt der doppelten Fassade
Bei Nacht zeigt das Gebäude unterschiedliche Grade an Transparenz
Trotz Abgas- und Windbelastung ermöglicht die Folienfassade freie Lüftung

Auch die Firmenzentrale des Unilever-Konzerns ist hierhin gezogen - und zwar direkt an die Spitze der Hafencity an den Strandkai neben dem Kreuzfahrtterminal. Entworfen wurde sie von Behnisch Architekten aus Stuttgart, die im vorausgegangenen Wettbewerb mit ihrem Konzept eines transparenten Gebäudes mit flexiblen Bürostrukturen und ökologische Qualitäten überzeugen konnten. Über sechs Etagen entwickelt sich eine offene Bürolandschaft für die 1.200 Mitarbeiter um ein zentrales Atrium, das ohne Zugangskontrollen für alle Besucher zugänglich ist. Ein Shop mit Firmenprodukten, ein Spa-Bereich sowie eine große, von außen einsehbare Versuchsküche bieten Einblick in die Firmenaktivitäten. Zum Verweilen lädt auch eine öffentliche Cafeteria ein, die das Atrium mit einer Sonnenterrasse direkt an der Elbe verknüpft. Die oberen Etagen des Gebäudes sind den Mitarbeitern vorbehalten.

Sonnenschutz
Umschlossen wird das Gebäude von einer Fassade aus Sonnenschutzglas, über der ab der zweiten Etage eine Haut aus Kunststoff angeordnet ist. Das Glas gewährleistet eine hohe Tageslichttransmission, schützt vor zu hoher Erwärmung und optimiert gleichzeitig die Energiebilanz: In warmen Monaten senkt es die Klimatisierungskosten, in kalten sorgt es mit einem Dämmwert von 1,1 W/m²K dafür, dass die Wärme im Inneren des Gebäudes bleibt. Weil durch die Nähe zum Kreuzfahrtterminal die Emissionen von Schiffsmotoren zu berücksichtigen waren, sahen die Planer als Lüftung ein sogenanntes Hybridsystem vor. Die Grundbelüftung erfolgt mechanisch über einen Druckluftboden. Zuluft wird über ein Filtersystem in die Büros geleitet und von dort aus ins Atrium, wo die Luft aufsteigt. Wärmetauscher im Dach verhindern Wärmeverluste.

Im Erdgeschoss lässt die großflächige Verglasung in einer Pfosten-Riegel-Konstruktion viel Licht ins Gebäude. Weil die spiegelnde Wasseroberfläche besonders in den Sommermonaten den Lichteinfall und auch die Erwärmung über die Fassade stark erhöhen würde, entschieden sich die Planer für ein optisch neutrales Sonnenschutzglas mit einem niedrigem Gesamtenergiedurchlassgrad (g-Wert = 27%). Dadurch erhitzen sich die Innenräume weniger, trotzdem gelangt verhältnismäßig viel Tageslicht herein (tL = 50%), so dass elektrisches Licht erst spät eingeschaltet werden muss.

Ab dem ersten Geschoss ist vor der Glasfassade eine einlagige, volltransparente Kunststoffhülle angeordnet. Sie schützt die Verglasung vor Witterungseinflüssen und gibt dem Gebäude sein unverwechselbares Äußeres. Bei entsprechenden Wetterbedingungen bläht sie sich auf wie ein Segel. Außerdem konnte durch die Folienhülle auf eine horizontale Abschottung verzichtet werden, die bei einer konventionellen Doppelfassade aus Brandschutzgründen notwendig gewesen wäre. Der Fassadenzwischenraum ist belüftet und sorgt für eine zuglose Frischluftzufuhr bei geöffneten Fenstern.

Weil auch die filigrane Kunststoffhülle, trotz hoher Transparenz, den Lichtdurchlass mindert, entschieden sich die Planer bei der Verglasung für ein Sonnenschutzglas mit hoher Lichtdurchlässigkeit (tL = 70%). Der g-Wert von 39% ist in Verbindung mit dem das Gebäude umhüllenden „Segel“ ausreichend niedrig. An einigen Gebäudeteilen schützt eine als Verbundsicherheitsglas ausgeführte Schallschutzglas-Kaltfassade zusätzlich vor erhöhter Geräuschbelastung.

Bautafel

Architekten: Behnisch Architekten, Stuttgart
Projektbeteiligte: Weber Poll, Hamburg (Tragwerksplanung); Vector Foiltec, Bremen (Entwicklung, Konfektion, Montage der ETFE-Fassade, inkl. Seiltragwerk); Transsolar Energietechnik, Stuttgart (Energiekonzept); HKP Ingenieure, Hamburg (Haustechnik); Horstmann und Berger, Altensteig (Bauphysikalische Beratung); ITA Weimar, Weimar - Legefeld (Baulicher Wärmeschutz, Raum- und Bauakustik); Licht 01 Lighting Design, Hamburg (Lichttechnik); Lindner Group, Arnstorf (Innenausbau); Anders, Fritzlar (Metallbauer); Interpane, Lauenförde (Sonnenschutzglas)
Bauherr:
Strandkai 1 Projekt Gesellschaft c/o Hochtief Projektentwicklung, Hamburg
Nutzer:
Unilever Deutschland, Hamburg
Standort:
Strandkai 1, Hafen-City, Hamburg

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