Firmensitz Trumpf in Warschau

Lasergeschnittene Lamellen aus Edelstahlblech

Der flache zweigeschossige Bau, der an einer Ausfallstraße in einem Gewerbegebiet nahe des Warschauer Flughafens steht, scheint auf den ersten Blick der Prototyp eines wirtschaftlichen Industriegebäudes zu sein. Bei näherem Hinsehen lassen die geschwungenen, horizontalen Metallbänder der Fassade jedoch stutzen. Wie bei einer Jalousie gewähren sie gerade so viel Einblick, um neugierig zu machen. In der Tat steckt in dem Baukörper mehr als erwartet. Denn er beherbergt zwar die Räume eines Werkzeugmaschinenherstellers, genutzt werden sie aber hauptsächlich zu Ausstellungs- und Schulungszwecken. Entworfen wurde der neue polnische Hauptsitz der Firma Trumpf vom Architekturbüro Barkow Leibinger, das schon mehrere Bauten des Unternehmens plante (siehe Objekte zum Thema).

Der Entwurf für das zweigeschossige Vertriebs- und Servicezentrum stammt von dem Architekturbüro Barkow Leibinger
Auf der Nord- und der Südseite sorgen Edelstahllamellen für den Sonnenschutz, Ost- und Westseite sind mit Trapezblech verkleidet
Die Edelstahllamellen sind abwechselnd mit ihrer Innen- und Außenseite auf einer filigranen Scherenkonstruktion aus Flachprofilen montiert

Die Edelstahlbänder prägen die Nord- und Südansicht des polnischen Vertriebs- und Servicezentrums, die anderen beiden Fassaden sind mit silberfarbenen Trapezblechen verkleidet. In diese sind im Osten eine verglaste Eingangstür und ein großes Tor für Anlieferungen sowie im Westen Fensterbänder eingeschnitten.

So geschlossen der Firmensitz nach außen scheint, so offen ist die Raumorganisation im Inneren. Im Kern befinden sich etwas außermittig positioniert die Haustechnik- und Lagerräume auf quadratischem Grundriss, in der Etage darüber ein Innenhof. Der Eingang führt in ein gebäudehohes Foyer, an das nördlich ein L-förmiger, ebenfalls gebäudehoher Showroom für Flachbettlaser, Kant- und Stanzmaschinen anschließt. An der nordwestlichen Ecke geht der hohe Ausstellungsraum in einen eingeschossigen Bereich für kleinteiligere Exponate über. Des Weiteren sind im Erdgeschoss Seminar- und Besprechungsräume untergebracht, im Obergeschoss bietet ein Großraumbüro ausreichend Platz für die rund 50 Mitarbeiter des Unternehmens. Davon abgetrennt sind nur einige wenige Räume, darunter zwei Konferenzzimmer und die großzügige Cafeteria. Durch raumhohe Verglasungen nach außen und einer Profilbauglasfassade mit transluzenter Wärmedämmung zum Innenhof erhalten die Räumlichkeiten viel Tageslicht von allen Seiten.

Sonnenschutz

Die Nord- und Südfassade des Stahlskelettbaus sind Pfosten-Riegel-Konstruktionen mit Glasausfachungen. Ihnen außen horizontal vorgehängt sind Lamellen aus lasergeschnittenem, rechtwinklig gekantetem und geschliffenem Edelstahl. Die rund zehn Meter langen und in ihrer Breite variierenden Metallbänder dienen der Verschattung und sind abwechselnd mit ihrer Innen- und Außenseite auf einer filigranen Scherenkonstruktion aus Flachprofilen montiert. Dadurch erzeugen sie ein Gesamtbild mit weichem Verlauf und variierenden lichtdurchlässigen Abständen.

Die wellenförmige Gestaltung der Edelstahllamellen ist den Anforderungen der Gebäudenutzung angepasst. An der zur Straße ausgerichteten Nordfassade sind in den über zwei Geschosse reichenden Ausstellungsraum großzügige Ein- und Ausblicke erwünscht und die Lamellen schmal gehalten. Dieser Sonnenschutz verbreitert sich mit fließendem Übergang vor den Bildschirmarbeitsplätzen, um Blendeffekte zu verhindern. Auch vor dem eingeschossigen Ausstellungsbereich und den darüber liegenden Konferenzräumen sind die Edelstahlwellen breiter ausgeführt. Bei Dunkelheit erzeugen sie ein spannungsvolles Spiel von Licht und Schatten. -cwi

Bautafel

Architekten: Barkow Leibinger, Berlin
Planungsbeteiligte: Artchitecture, Mark Kubaczka, Warschau (Kontaktarchitekt); Strabag, Warschau (Generalunternehmer); Portico, Warschau (Projektmanagement), Abatos, Warschau (Tragwerksplanung); Büro Happold, Warschau (Klima- und Energiekonzept, Haustechnik, Elektroplanung); Knippers Helbig, Berlin (Fassadenplanung); Studio Dinnebier, Berlin (Lichtplanung); Capatti Staubach, Berlin (Landschaftsarchitektur)
Bauherr: Trumpf Polen, Warschau
Fertigstellung: 2016
Standort: Połczyńska 111, 01-303 Warschau, Polen
Bildnachweis: David Frank, Ostfildern


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Fachwissen zum Thema

Um sowohl Direkt- als auch Reflexblendung am Arbeitsplatz zu verhindern, sollten die Fenster mit variabel verstellbaren Verschattungselementen ausgestattet sein.

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Funktionen

Blendschutz an Arbeitsplätzen

Glaslamellen und Aluminiumraffstore verschatten die großen Glasflächen des Marie-Elisabeth-Lüders-Haus in Berlin. Architektur: Stephan Braunfels

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Materialien

Glas und Metall

Sonnenstandsberechnungen sind grundlegend, um Gebäudeausrichtung, Verschattung und Sonnenschutzelemnte planen zu können. Im Bild zu sehen ist das Hochhaus im Bremer Stadtteil Neue Vahr, dessen 189 Apartments alle der „Feierabendsonne“ zugewandt sind.

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