Festigungs- und Expansionszentrum FUX in Karlsruhe

Kombination aus Geothermie, Wärmepumpe und Bauteilaktivierung

Auf dem knapp acht Hektar großen Konversionsgelände des ehemaligen Schlachthofs in der Karlsruher Oststadt findet mit dem Festigungs- und Expansionszentrum, kurz FUX, die städtische Kreativ- und Gründerszene seit Kurzem eine neue Arbeits- und Wirkungsstätte. Der Baukörper markiert eine Grenze zwischen dem umstrukturierten und neu bebauten Areal im Westen sowie dem Karlsruher Messplatz im Osten, der ganzjährig für Festivals, Jahrmärkte und Veranstaltungen genutzt wird. Damit bildet es auch den baulichen Hintergrund für das bunte Treiben mit Fahrgeschäften, Verkaufs- und Essensständen. Auf diese örtliche Situation reagierten Birk Heilmeyer und Fenzel Architekten aus Stuttgart mit einer Art veredeltem Rohbau mit Loftcharakter.

Der zweigliedrige, in Höhe und Breite gestaffelte Gebäuderiegel mit vier bis sechs Geschossen besitzt ein klar strukturiertes Fassadenraster.
Immer wieder entstehen im Inneren räumliche Aufweitungen, die als Treffpunkt dienen.
Die Innenräume sind als eine Art veredelter Rohbau gestaltet, der von den Nutzern ausgestaltet werden soll.

Veredelter Rohbau

Der zweigliedrige, in Höhe und Breite gestaffelte Gebäuderiegel mit vier bis sechs Geschossen besitzt ein klar strukturiertes Fassadenraster und zeigt sich auf der dem Messplatz zugewandten Seite mit einer geschlossenen Sockelzone. Die Westfassade hingegen öffnet sich im Parterre mit großflächigen Verglasungen zur Straße. Hier befinden sich auch der Haupteingang sowie der Erschließungskern mit Treppe und Aufzug. Ein weiteres Treppenhaus liegt an der nördlichen Schmalseite. Von hier gelangt man auf das Dach des niedrigeren Volumens, wo ein breiter Weg direkt ins fünfte Obergeschoss führt und zudem Aufenthaltsmöglichkeiten im Freien bietet.

Die strenge Strukturierung des Bauwerks reicht von den Fassaden bis in die Innenräume. Mit diesem Ansatz wollen die Architekten an die industrielle Geschichte des Areals erinnern und gleichzeitig auf die zu erwartende „dynamische Nutzung“ des Gebäudes durch junge Unternehmen reagieren. So war es ihr Anliegen, eine maximale Flexibilität in der Durchmischung der Raumgrößen zu ermöglichen und dadurch das FUX als zeitgenössisches Bürogebäude zu konzipieren, in dem sich alle gewünschten Konfigurationen sinnvoll realisieren lassen. Im Gebäude sind demzufolge mehrere Lufträume und Kommunikationszonen angeordnet, teils über Geschosse hinweg. Dem gewünschten industriellen Charakter entsprechend, sind die Stahlbetonoberflächen in den Innenräumen bewusst roh belassen, auf eine hohe Sichtbetonklasse wurde dabei verzichtet.

Raum für Kreativität

Dahinter steckt auch der Anspruch, für die Nutzer kostengünstige Mietflächen zu schaffen. Als Mieter der so entstandenen rund 3.300 Quadratmeter wünscht sich die Bauherrin, die Karlsruher Fächer & Stadtentwicklungs-Gesellschaft, Unternehmen der Kultur- und Kreativbranche, die ihre Gründungsphase bereits erfolgreich absolviert haben. Das räumliche Angebot reicht von einer Cafeteria über Coworking-Bereiche bis hin zu gemeinschaftlichen Seminarbereichen und Mieterbüros.

Aktivierung der Bauteile

Die Konstruktion des Bauwerks beruht auf einem Stahlbeton-Raumgerüst mit klarer geometrischer Ordnung. Dadurch konnten die Planung über alle Gewerke vereinfacht und Fehlerquellen beim Bau minimiert werden. Das betrifft auch den Ausbau mit der Haustechnik, die sich geschickt im Bauwerk verbirgt: Die exponierten Betondecken werden für den Einsatz einer Bauteilaktivierung genutzt, sowohl zur Beheizung im Winter als auch zur Kühlung im Sommer. Eine Wärmepumpe erhält die Wärmeenergie dafür über ein geothermisches System aus insgesamt 15 Erdwärmesonden mit Tiefen zwischen 90 und 130 Metern unterhalb des Gebäudes. In diesem geschlossenen Kreislauf zirkuliert ein Wärmeträgermedium, über das dem Untergrund Wärme zur Beheizung im Winter entzogen wird. Im Sommer wird dem Untergrund hingegen Wärmeenergie aus dem Gebäude zugeführt, wodurch dieser thermisch regeneriert wird.

Ergänzt wird dieses System durch eine dezentrale Kälteanlagen mit Raumluftentfeuchtung im Seminarbereich sowie einige wenige konventionelle Heizkörper, um Spitzenlasten im Winter decken zu können. Die Lüftung erfolgt manuell über die Fenster. Das FUX besitzt eine Nutzfläche von 2.800 m² (Brutto-Grundfläche: 3.800 m²) sowie einen Brutto-Rauminhalt von 14.250 m² und hat dabei einen Primärenergiebedarf von 73 kWh/m²a (nach EnEV 2016) sowie einen Jahresheizwärmebedarf von 23,8 kWh/m²a.

Durch die Optimierung der Kubatur und die Materialwahl gelangt es den Architekturschaffenden, die ehrgeizigen Vorgaben des Budgets von 7,6 Mio. Euro Baukosten einzuhalten. Übrigens: Der Name Festigungs- und Expansionszentrum hat sich aus dem Arbeitstitel  „Wachstums- und Existenzfestigungszentrum“ entwickelt und wurde in einem Namenswettbewerb unter einer Vielzahl von Vorschlägen ausgewählt. -tg

Bautafel

Architektur: Birk Heilmeyer und Frenzel Architekten, Stuttgart
Projektbeteiligte: Mayr Ludescher Ingenieure, Stuttgart (Tragwerksplaner); Paul Gampe + Partner, Esslingen (TGA-Planer HLS); Ingenieurgesellschaft Jergler, Rheinstetten (TGA-Planer E); Bobran Ingenieure, Stuttgart (Bauphysik / Energieplaner); AGB Ingenieurbüro für Brandsicherheit, Bruchsal (Brandschutzplaner); Wagner Rexin, Stutensee (Graphik und Leitsystem); Studio Grijsbach, Bergisch-Gladbach (Landschaftsarchitektur)
Bauherrschaft: Karlsruher Fächer GmbH & Co. Stadtentwicklungs-KG, Karlsruhe
Fertigstellung: 2019
Standort: Alter Schlachthof 33, 76131 Karlsruhe    
Bildnachweis: Brigida González, Stuttgart und Birk Heilmeyer und Frenzel Architekten, Stuttgart


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