Ferienhaus Sedimentloft in Marienwerder

Massivmauerwerk aus recycelten Ziegelsteinen

Für ein Wochenend- und Ferienhaus im brandenburgischen Marienwerder entwarf der Architekt Tillmann Wagner das Sedimentloft, ein kleines, einfaches Ein-Raum-Haus in Ziegelbauweise. Das Grundstück befindet sich auf Schwemmland und ist von drei Seen, Wald und Feldern umgeben. Nicht nur im Namen, sondern auch der äußeren Formgebung nach spielt das Gebäude auf das Thema der Ablagerungen an. Mittels Versätzen und Materialwechseln wird die Gliederung bzw. Schichtung von Sockel, Fassade und Dach deutlich ausformuliert. Hinzu kommt, dass der Baustoff Ziegel ebenfalls auf der Ablagerung von Sedimenten – tonhaltigem Lehm – beruht. Für das Massivmauerwerk konnten Ziegel aus einer baufälligen Remise wiederverwendet werden. 

Mittels Versätzen und Materialwechseln wird die Gliederung bzw. Schichtung von Sockel, Fassade und Dach deutlich ausformuliert.
Die verschiedenen Farbtöne der recycelten Ziegel lassen die Fassade rötlich, gelblich und gräulich schimmern.
Teilweise wurden auch die Bereiche um die Fenster betont, indem dort ebenfalls jede zweite Steinschicht hervorspringt. An anderer Stelle wiederum sind einige Steinschichten zurückversetzt.

Schichtungen und Versätze

Der Baukörper sitzt auf einer Gründung aus Beton. An der südöstlichen, giebelseitigen Fassade des Gebäudes mündet diese in ein kleines Wasserbecken. Hier wird das Regenwasser von den Dachflächen des mit beschieferter Dachpappe gedeckten Satteldachs gesammelt. Vor den Fensteröffnungen wurde das Mauerwerk durchbrochen fortgeführt, sodass sämtliche Aus- und Einblicke gefiltert werden.

Das im Grundriss rechteckige Gebäude ist einfach strukturiert: Am nordöstlichen Ende befinden sich das Bad und eine Schlafnische sowie ein alter Holzofen zum Kochen; gegenüber ist ein weiterer Schlafbereich untergebracht. Auf beiden Seiten gibt es außerdem Alkoven unterm Dach. Fassadenmittig wird der Bau durch eine doppelflügelige Glastür aus feuerverzinktem Stahl erschlossen. Ein mit Zedernholz beschlagenes, bewegliches Element, das vor die Tür geschoben werden kann, schützt vor Blicken und spendet bei Bedarf Schatten.

Ein-Raum-Haus für warme Jahreszeiten

Auch im Innenraum sind die Ziegel als Sichtmauerwerk erfahrbar. Gegenüber der Eingangstür wird das Mauerwerk zur Wandnische mit Sitzgelegenheit. Ein Stahlbetonringbalken, der mit OSB-Platten geschalt wurde, bildet den Übergang zum firstoffenen Dach. Die Alkoven sowie die Schränke für Küche und Bad wurden aus weiß geöltem Birkensperrholz gefertigt. Über eine Leiter gelangt man auf die Kinderempore mit Absturzsicherungen, die sich über der Gäste-Bettnische befindet. Aus einer Dachfläche wurde ein kreisrundes Oberlicht ausgeschnitten, das wie ein kleines Bullauge mit Himmelblick wirken. Die Haustechnik ist minimalistisch: Der Ofen kann mit Holz aus dem nahegelegenen grundstückseigenen Waldstück befeuert werden. Auf Heizungen wurde gänzlich verzichtet, da das Ferienhaus für die Nutzung in warmen Jahreszeiten konzipiert ist. Auch die Außenwände blieben ungedämmt, lediglich Boden und Dach erhielten eine Wärmedämmung.

Wiederverwendete Ziegel im Reichsformat

Die verschiedenen Farbtöne der recycelten Ziegel lassen die Fassade rötlich, gelblich und gräulich schimmern. Das Mauerwerk wurde in wechselnden Verbänden, überwiegend im Blockverband, von einem örtlichen Maurermeister ausgeführt. Einzelne Steinlagen kurz über der Gründung sowie am oberen Fassadenabschluss kragen leicht hervor. Teilweise wurden auch die Bereiche um die Fenster betont, indem dort ebenfalls jede zweite Steinschicht hervorspringt. An anderer Stelle wiederum sind einige Steinschichten zurückversetzt. Aufgrund der changierenden Farben und der Profilierungen einzelner Zonen wirken die Fassaden sehr lebendig und abwechslungsreich. Durch die Betonung einzelner Schichten wird zudem nochmal das Thema der Sedimente aufgegriffen. Die tragenden Außenwände sind 36,5 cm stark, die Mauersteine haben Reichsformat (25 cm × 12 cm × 6,5 cm). Vermauert wurden sie mit Kalkmörtel. -lw

Bautafel

Architektur: Tillmann Wagner Architekten, Berlin
Projektbeteiligte: Marion Freyberg (örtliche Bauleitung); fd Ingenieure, Berlin (Tragwerksplanung); Baubetrieb Ulrich Zurth (Rohbau); Bähn Dachbau, Liebenwalde (Zimmerei / Ingenieurholzbau)
Bauherr/in: privat
Fertigstellung: 2018
Standort: 16348 Marienwerder
Bildnachweis: Tillmann Wagner, Berlin

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