Ferienhaus in Sankt Oswald

Logieren unterm Dachüberhang

Das Dorf Sankt Oswald gehört zur Gemeinde Bad Kleinkirchheim in Kärnten. Idyllisch in einem drei Kilometer langen Hochtal gelegen, ist es ein beliebter Fremdenverkehrsort für Skisport und Sommerfrische. Das Nockhaus, für das die umliegenden Nockberge namensgebend waren, wurde hier als Ferienhaus für eine Familie nach Plänen des Münchner Architekturbüros Morpho-Logic errichtet. Das Grundstück liegt auf 1400 Meter Höhe am Ende eines Wirtschaftsweges. Rigide Baubestimmungen, die der Größe des Bauvorhabens einen engen Rahmen setzten, stellten eine besondere Herausforderung für das Planungsteam dar.

In der konstruktiven Gliederung bezieht sich das vom Münchner Architekturbüro Morpo-Logic geplante Haus auf regionale Bauweisen.
Damit sich das Haus möglichst rücksichtsvoll in die Landschaft eingliedert, machte man sich die Topographie des Hanggrundstückes zunutze.
Die Schalung aus Lärchenholz ist an den Schmalseiten des Gebäudes teilweise gitterartig ausgeführt.

Aus Rücksicht auf ein intaktes Landschaftsbild machte man sich bei der Planung die Topografie des Hanggrundstücks zugute. So entstand ein Wohnhaus mit zwei Ebenen: einem Hanggeschoss sowie einem darüber liegenden Eingangsgeschoss. In seiner Konstruktion bedient sich das Haus traditioneller regionaler Bauweisen und interpretiert sie neu. So wurde das Hanggeschoss aus Ortbeton in Massivbauweise ausgeführt, während man das Erdgeschoss in Holzbauweise errichtete. Auch die Loggia auf der südlichen Garten- sowie ein großer Dachüberstand auf der Straßenseite lassen Bezüge den benachbarten historischen Bestandsgebäuden erkennen. 

Ebenso wie der Bestand ist das Nockhaus mit einer Holzschalung an den Fassaden versehen, die sich im Laufe der Zeit farblich verändern und das Haus optisch an den Bestand angleichen wird. Die Schalung aus Lärchenholz ist nicht durchgängig geschlossen, an den Schmalseiten des Gebäudes wurde sie teilweise gitterartig ausgeführt, was für zusätzliches Licht in der Küche und auf der Terrasse sorgt, ohne jedoch zu große Einblicke zu gewähren. Äußerlich erinnert die durchlässige Holzlattungen an Heustadeln und andere örtliche Nutzgebäude der Landwirtschaft.

Offener Wohnraum bis unter das Dach
Das Gebäudeinnere ist von der nördlich gelegenen Straße aus über drei flache Stufen erreichbar. Durch ein kleines Entree gelangen Besuchende in den Ess- und Wohnbereich mit offener Küche. Dieser 36 Quadratmeter große Raum geht bis unter das Dach. Noch mehr Großzügigkeit erzeugen bodentiefe Fenstertüren, die sich zu der nicht minder geräumigen Loggia öffnen und Ausblicke nach Süden und ins Tal ermöglichen. Über dem Entree sowie der Küche und dem WC fügten die Planer ein offenes Galeriegeschoss ein, der über eine Leiter zu erreichen ist und Gästen als Matratzenlager sowie Kindern als Spielraum dient.

Eine einläufige Treppe führt vom Wohnbereich hinunter ins Hanggeschoss. Neben den beiden Schlafzimmern der Kinder und dem Elternschlafraum sind hier eine Sauna mit integriertem Bad, ein weiteres Bad sowie ein Technikraum untergebracht. Fenstertüren führen von allen Räumen auf der Südseite des Hanggeschosses ins Freie, in einen durch die darüber liegende Loggia geschützten Bereich. Nicht nur an der Außenfassade, auch im Innern des Hauses überwiegt als Material Holz. Dieses verwendete man für Böden und Wände. Ein Kaminofen und Möbel in Schwarz und Grau sorgen für einen zurückhaltenden farblichen Kontrast.

Flach geneigtes Dach mit ausgeprägten Überhängen zu zwei Seiten
Der regionalen alpinen Bautradition entsprechend verfügt das Ferienhaus über ein geneigtes Dach, wenngleich es sich hier um ein eternitgedecktes Satteldach mit einer relativ geringen Dachneigung von 20° und nicht um ein Walmdach mit Holzschindeln handelt. Ein großer Dachüberstand ist ebenfalls eine Reminiszenz an lokale Bauweisen. Allerdings ist dieser ausschließlich an den Längsseiten des Gebäudes nach Norden und Süden hin ausgebildet. Die Schmalseiten verfügen nur über einen schmalen Dachüberstand. Als Vordach zur Straße hin überdacht er einen Empfangsbereich im Freien. Das heißt die Besuchenden willkommen und gewährt ihnen bereits vor dem Betreten des Hauses Schutz vor der Witterung. Auf der Südseite befindet sich unter dem Dachüberstand eine Terrasse mit Blick auf das Tal. Die Dachkonstruktion ist zum Gebäudeinnern hin offen und sichtbar. Die Holzfachwerkträger des Dachstuhls, welche die gesamte Hausbreite überspannen, tragen zur Gliederung des Innenraumes bei.

Dachaufbau (von außen nach innen):

  • Dacheindeckung Faserzementplatten 40/40 cm
  • Dachlattung aus Fichte  5,0/4,0 cm
  • Konterlattung aus Fichte 5,0/8,0 cm inklusive Nageldichtband
  • Diffusionsoffene Schalungsbahn 1,0 Ig
  • Vollschalung, rau Fichte
  • Pfetten-Sparren GL 24  Fichte 10,0/16,0 cm
  • Aufdoppelung im gedämmten Bereich Fichte 10,0/4,0 cm
  • dazwischen Wärmedämmung einlagig 0,038 W/m² K 20 cm
  • Querlattung Fichte 6,0/8,0 cm, dazwischen Wärmedämmung einlagig 0,038 W/m² K 8 cm
  • Dampfbremse inklusive Verklebung
  • Sichtschalung Fichte (Nut und Feder), gehobelt (Deckmaß 13,6 cm) 

Bautafel

Architektur: Morpho-Logic Architekten BDA Stadtplaner, München
Projektbeteiligte: Holzbau Tschabitscher, Steinfeld im Drautal (Generalunternehmer)
Bauherrschaft: privat
Standort: Gemeinde Bad Kleinkirchheim, Kärnten (Österreich)
Fertigstellung: 2019
Bildnachweis: Morpho-Logic, München

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