Ferienanlage 202 Village Guesthouses bei Baojing

Solides Zeltdach

Fernab der chinesischen Großstädte liegt das Gebiet Baojing, das von Landwirtschaft, Tälern und Wäldern geprägt wird. Es gehört zur Provinz Hunan am Übergang zwischen dem zentralen Bereich und dem Süden Chinas. Die zum Teil fast unberührten Landschaften und Naturdenkmäler sorgen dafür, dass Tourismus in der Region eine große Rolle spielt.

Rezeptionsgebäude, Pool und Thermalbad sowie die sieben an den Hängen verteilten Refugien entstanden nach einem Entwurf von John Lin und Olivier Ottevaere von der Universität Hong Kong (HKU).
Die aufgestelzten Bungalows sind so gestaltet, dass jede Einheit mit einem ungestörten Blick auf die umgebende Landschaft aufwarten kann.
Aufgrund der Hanglage nehmen die ankommenden Gäste zunächst nur das auffällig geschwungene Dach des Rezeptionsgebäudes wahr.

In einem lange Zeit kaum zugänglichen Tal an einem Fluss entstand nun die Ferienanlage 202 Village Guesthouses, die mit einem Thermalbad und sieben an den Hängen verteilten, aufgestelzten Refugien aufwartet. Entworfen haben den Komplex John Lin und Olivier Ottevaere von der Universität Hong Kong (HKU), verwirklicht wurden die Bauten in Zusammenarbeit mit dem Büro Xingcun.

Berg und Tal

Das in Bogenform konzipierte Rezeptionsgebäude der Ferienanlage ist zum Hang hin unterirdisch gelegen. Die ankommenden Gäste nehmen daher zunächst nur das auffällig geschwungene Dach wahr. Dieses schließt am oberen Rand mit einer geraden Linie ab und bildet zum Tal hin spitze Giebel und kurvige Täler aus. Die Konstruktion des Dachs besteht zum Teil aus Beton, zum Teil aus Holz. Der Unterbau wurde komplett in Beton – mit großen Öffnungen zur Landschaft – verwirklicht.

Vom Parkplatz aus gelangen die Gäste über eine lange Rampe in das Rezeptionsgebäude. Im Inneren prägt die rohe Dachunterseite mit ihren relief- und gitterartigen Strukturen den langgestreckten Raum. Dem Bau vorgelagert ist eine Terrasse, von der aus der Blick – über die Pool- und Thermalbadbereiche hinweg – auf das Flusstal und die umgebenden Hügel und Wälder fällt.
 
Schalung: Bambus und Geotextil als Schalhaut
Die Betonbauteile des Daches zeigen unterseitig eine Bambusstruktur. Das als Schalhaut verwendete Material stammt aus nahegelegenen Wäldern und wurde dort per Hand geschlagen.

Die gewünschte Dachform gaben in regelmäßigen Abstand gesetzte Schablonen vor, auf die die durchbohrten Bambusrohre mit kabelartigen Verbindern montiert wurden. Da die Betondachflächen durch den Übergang von der geraden Firstlinie zu den gebogenen Trauflinien erzeugt werden, fächern sich die Bambuselemente zum Tal hin leicht auf. Auf der so geschalten Fläche wurde ein Geotextil aufgebracht, dass das spätere Ausschalen erleichtern sollte.

Die Betonage der Dachschalen und der oberen Abschnitte der vorgelagerten Wandscheiben erfolgte jeweils in einem Zug. Die Dachschalung lag auf einem Traggerüst aus Kupplungsgerüstbauteilen und Holzelementen auf; die unkonventionelle Stützkonstruktion der Wandelemente im Traufbereich lässt sich am ehesten als gezimmerte Trägerwandschalung bezeichnen.
 
Nicht nur das Dach des Rezeptionsgebäudes, auch der aufgeständerte Infinity Pool der Hotelanlage wurde unterseitig mit Bambuselementen und Geotextil geschalt. -chi

Bautafel

Architektur: John Lin und Olivier Ottevaere / The University of Hong Kong
Projektbeteiligte: Xingcun / Ben Zhang und Guan Huilong (Bauleitung); Josephine Saabye, Zubin Singh, Xia Chengwei, Liu Chang, Bo Yee Lau, Haotian Zhang, Chiara Oggioni (Forschungsteam Universität) 
Bauherr/in:
Kommunalverwaltung Baojing
Standort:
Dorf Fuku / Qianling, Baojing, Provinz Hunan, China
Fertigstellung:
2021
Bildnachweis: John Lin und Olivier Ottevaere 

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