Feda-Hauptverwaltung in Albacete

Putzfassade mit vorgehängten Panelen aus Polymethylmethacrylat (PMMA)

Als Landstrich von Kastilien-La Mancha erstreckt sich die spanische Provinz Albacete rund 200 Kilometer südöstlich von Madrid. Die gleichnamige Hauptstadt ist Sitz der Confederación de Empresarios de Albacete (Feda), einem Verband, der für die Interessen regional ansässiger Unternehmen eintritt und sie mit Dienstleistungen unterstützt. Mit dem Wachstum des Verbands entstanden über die Jahre mehrere Zweigstellen, die über die ganze Stadt verteilt waren. Um sie an einem Standort zusammenzuführen, beauftragte Feda das Architekturbüro Cor & Asociados, Miguel Rodenas + Jesús Olivares mit dem Entwurf für eine neue Hauptverwaltung. Das inzwischen realisierte Gebäude präsentiert sich als kompakter, weißer Baukörper mit quadratischem Grundriss, der auf einem Grundstück zwischen Industriegebiet und Stadtzentrum weithin sichtbar ist.

Im Westen öffnet sich das Gebäude mit einem vollständig verglasten Eingang zur Straße
Zusammen mit den perforierten Paneelen erzeugen Fenster in verschiedenen Abmessungen ein lebhaftes Fassadenbild
Ein „Vorhang“ aus perforierten Kunststoffpaneelen soll die Konturen des großen Baukörpers verschwimmen lassen

Der Zugang erfolgt von Westen, wo sich der Verwaltungsbau mit einem zurückgesetzten, vollständig verglasten Eingang zur Straße öffnet. Vom Foyer schraubt sich eine offene Treppe mit Podesten und vier Läufen nach oben. Zusammen mit dem viergeschossigen Luftraum bildet sie das Herz des Gebäudes, um das sich offene Arbeitszonen, Informations- und Ausstellungsflächen sowie Konferenz- und Seminarräume gruppieren.

Die innenräumliche Struktur erarbeiteten die Architekten gemeinsam mit den Bauherren, die bisher in Zellenbüros arbeiteten. Eine einladende und behagliche Atmosphäre zu schaffen, war daher ein wichtiges Ziel. Im Hinblick auf Materialität und Farbigkeit entwarfen die Architekten die Arbeitsräume deshalb neutral in Weiß und Grau. Die Mitarbeiter sollen sich eingeladen fühlen, mit persönlichen Dingen Akzente zu setzen. Technische Installationen, die zur Behaglichkeit und zum Komfort der Nutzer beitragen, sind in abgehängten Decken und aufgeständerten Böden untergebracht und bieten auch langfristig eine hohe Flexibilität.

Um die Größe des Baukörpers optisch zu reduzieren, umhüllten die Architekten das präzise geformte Volumen mit einem „Vorhang“ aus gelochten Kunststoffpaneelen, die mit abgerundeten Ecken die Konturen verschwimmen lassen. Die gitterähnlichen Perforationen sorgen dabei für eine kleinteilige Textur und erzeugt wechselnde Lichtsituationen auf der dahinter liegenden Lochfassade. Eine über dem 2. Obergeschoss befindliche Dachterrasse trägt zusätzlich zur Gliederung des Baukörpers bei. Sie ist als Höhensprung zwischen Vier- und Dreigeschossigkeit an der Gebäudeecke von Norden und Osten sichtbar.

Fassade
Um den Neubau für mögliche zukünftige Änderungen flexibel zu gestalten, sahen die Architekten eine Skelettbauweise vor. Die Gebäudehülle ist als hinterlüftete Fassade ausgeführt. Auf der Innenseite wurden weiß gestrichene und gespachtelte Gipskartonplatten auf einer Metallunterkonstruktion befestigt. Getrennt durch die Hinterlüftung folgt auf der Außenseite eine gedämmte, auf den Betondecken aufgestellte Metallunterkonstruktion. Die Außenhaut besteht aus Putzträgerplatten mit einem darauf aufgebrachten zweilagigen, weißen Zementputz. Die Oberfläche ist glatt gestrichen und poliert, feine Glassplitter und hydrophobische Fasern verleihen dem Putz eine hohe Widerstandsfähigkeit.

Die vorgehängten, perforierten Paneele bestehen aus Polymethylmethacrylat (PMMA), einem synthetischen, thermoplastischen Kunststoff, der umgangssprachlich auch als Acryl- oder Plexiglas bezeichnet wird. Befestigt wurden die 15 mm dicken Elemente an weiß lackierten Stahlstangen, die etwa 40 cm über die Außenwand auskragen und an der gedämmten Metallunterkonstruktion rückverankert sind. Im Bereich der Fenster wurden die Stangen mit Stahlprofilen verstärkt und für Reinigung und Wartungszwecke mit Metallgittern überspannt.

Für die natürliche Belichtung der Räume sorgen Fenster in drei verschiedenen Abmessungen. Sie sind unregelmäßig in den Fassaden angeordnet und werden durch schmale, weiß lackierte Rahmen betont. Diese stehen etwa 2 cm über die Außenwand hinaus und erzeugen Schatten auf der Fassadenoberfläche und in den Fensternischen. Die thermisch getrennten Fensterrahmen aus Aluminium sind ebenfalls weiß lackiert. Wegen der Größe und teils raumhohen Ausführung der Fenster sind die Gläser als Zweischeiben-Sicherheitsglas ausgeführt. -cr

Bautafel

Architekten: Cor & Asociados, Miguel Rodenas + Jesús Olivares, Alicante
Projektbeteiligte: Mar Melgarejo Torralba and Ayara Mendo Pérez (Vorentwurf); Rubén Perea Ibáñez; José Verdú Montesinos, Juan M. Sánchez, Oscar Carpio; Soledad Rodríguez Capuano (Modellbau); José M. Noguera Pardo (Visualisierungen)
Bauherr: Confederación de Empresarios de Albacete Feda
Fertigstellung: 2013
Standort: Albacete, Spanien
Bildnachweis: David Frutos, Torre-Pacheco

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