Fassadenkonstruktionen

Wird Schiefer als Fassadenmaterial verwendet, kommt er meist als hinterlüftete Naturwerksteinbekleidung zur Ausführung, in Ausnahmefällen auch als Vorsatzmauerschale. Zur Gestaltung von Außenbereichen kann er auch als Trockenmauerwerk verarbeitet werden.

Wohnblöcke im Freihafen von Kopenhagen mit Fassade in Rechteck-Deckung (Architektur: Lundgaard & Tranfeld, 2006)
Grüner Schiefer in Variabler Deckung bei der Fassade eines Plusenergiehauses in Stuttgart
Gezogene Deckung mit graugrünem Schiefer als hinterlüftete Konstruktion am Wohngebäude Walden 48 in Berlin (Scharabi Architekten mit Anne Raupach, 2020)

Die hinterlüftete Fassadenkonstruktion unterscheidet sich nicht vom konventionellen Aufbau einer Natursteinfassade mit anderen Steinsorten: Auf die tragende Konstruktion wird eine Dämmschicht aufgebracht – ggf. doppelt – dann folgt die dichtende Abdeckfolie und die Unterkonstruktion als Befestigung für die Außenhaut. Diese Unterkonstruktion dient auch als luftführende Schicht. Den äußeren Abschluss bildet das eigentliche Fassadenmaterial. Dabei unterscheidet sich Schiefer partiell durch seine Eigenschaften von anderen möglichen Deckmaterialien:

  • Guter Kälte-, Feuchte- und Schlagregenschutz
  • Gewährleistung von Be- und Entlüftung
  • Heizkostenersparnis
  • Geringe Anfälligkeit gegen Verschmutzung
  • Lange Lebensdauer
  • Gute Ökobilanz
Wegen seiner besonderen Materialeigenschaften wird Schiefer auch eine Optimierung des Raumklimas zugesprochen. Bei der Verwendung als Fassadenbaustoff geschieht dies indirekt, als Bodenbelag im Innenraum direkt. Der optische Unterschied zu anderen Natursteinen bestand früher in der anderen Ausführung von Schieferdeckungen. So mussten die Schieferplatten auch in der Fassade mit einer bestimmten Überdeckung angebracht werden. Den Dachdeckungen ähnlich, ergab und ergibt sich dadurch ein leicht „geschupptes” Aussehen, welches sich hauptsächlich durch die Schieferformate unterscheidet. Zur Ausführung kamen fast alle traditionellen Schieferdeckarten wie Universal-, Schuppen- und Altdeutsche Deckung ebenso wie die verschiedenen Dekorativen Deckarten.

Um ein orthogonal strukturiertes Fassadenbild zu erzielen, wurden geometrische Deckarten entwickelt. Seit der Jahrtausendwende entstanden zahlreiche Neubauten, auch größere Bauvorhaben, die mit einer Rechteck-Doppeldeckung, einer Waagerechten, Linearen oder Gezogenen Deckung, einer Unterlegten, Variablen oder auch Dynamischen Rechteck-Deckung bekleidet sind. Die Deckarten erfordern zwar eine entsprechende Überdeckung, erzeugen aber ein geometrisches Deckbild. Im Zuge einer steigenden Nachfrage wurden sie modifiziert – zum Beispiel durch unterschiedliche Befestigungsarten.

Als eine Entwicklung orthogonaler Fassadenstrukturen gibt es mittlerweile auch Schieferbekleidungen, deren Platten sich nicht überdecken. Ein positiver Nebeneffekt ist dabei der geringere Materialverbrauch. So entstand die Symmetrische Deckung, die ganz ohne Überdeckung auskommt. Die Schiefersteine werden mit Edelstahlklammern in eine variable Aluminium-Unterkonstruktion eingehängt. Die Unterkonstruktion hat energetische Vorteile, weil die Anzahl der Eingriffspunkte (Wärmebrücken) im Mauerwerk gegenüber einer Mörtelankerkonstruktion deutlich minimiert ist. Eindeckungen großflächiger Fassaden sind möglich, und die Ausführung großer Plattenformate wird erheblich erleichtert. Der Austausch einzelner, beschädigter Schiefer ist unkompliziert.

Fachwissen zum Thema

Spitzwinkel

Spitzwinkel

Deckungsarten

Dekorative Schieferdeckarten im Überblick

Das lebhafte Erscheinungsbild der Dynamischen Deckung entsteht durch verschiedene Steingrößen und Gebindehöhen in unregelmäßiger Abfolge

Das lebhafte Erscheinungsbild der Dynamischen Deckung entsteht durch verschiedene Steingrößen und Gebindehöhen in unregelmäßiger Abfolge

Deckungsarten

Dynamische Deckung an der Fassade

Rückseite einer Schieferplatte mit Hinterschnittverankerung

Rückseite einer Schieferplatte mit Hinterschnittverankerung

Konstruktion

Fassade mit Hinterschnitttechnik

Variable Rechteck-Deckung an einem ehemaligen Bauernhof in Uiffingen von Bruno Blesch, Box­berg

Variable Rechteck-Deckung an einem ehemaligen Bauernhof in Uiffingen von Bruno Blesch, Box­berg

Deckungsarten

Orthogonale Schieferfassaden im Überblick

Beispiel Einfamilienhaus in Grevenbroich: Bei dieser Deckung sind weder Höhen- noch Seitenüberdeckung erforderlich und Schiefer kann als Natursteinfassade mit offenen Fugen verwendet werden

Beispiel Einfamilienhaus in Grevenbroich: Bei dieser Deckung sind weder Höhen- noch Seitenüberdeckung erforderlich und Schiefer kann als Natursteinfassade mit offenen Fugen verwendet werden

Deckungsarten

Symmetrische Deckung an der Fassade

Vorgehängte hinterlüftete Fassade aus Schiefer mit Edelstahlhaken als Befestigungselementen

Vorgehängte hinterlüftete Fassade aus Schiefer mit Edelstahlhaken als Befestigungselementen

Konstruktion

Vorgehängte und hinterlüftete Fassaden

Bauwerke zum Thema

Ansicht Ost von der Straße: Die Fassade ist mit unterschiedlichen rechteckigen Schiefern horizontal gegliedert

Ansicht Ost von der Straße: Die Fassade ist mit unterschiedlichen rechteckigen Schiefern horizontal gegliedert

Wohnen/​EFH

Einfamilienhaus in Geilenkirchen

Ansicht Südwest mit dem Eingang links und dem Garten im Süden

Ansicht Südwest mit dem Eingang links und dem Garten im Süden

Wohnen/​EFH

Einfamilienhaus in Stuttgart

Das sogenannte Cirkelhuset nach einem Entwurf der dänischen Architekten Urban Lab Nordic wirkt in der flachen Küstenlandschaft Køges stark und monolithisch.

Das sogenannte Cirkelhuset nach einem Entwurf der dänischen Architekten Urban Lab Nordic wirkt in der flachen Küstenlandschaft Køges stark und monolithisch.

Wohnen/​MFH

Sozialer Wohnungsbau Cirkelhuset in Køge

Das Wohnhaus steht auf einem schmalen Uferstreifen am Fuße des Weinbergs von Lavaux

Das Wohnhaus steht auf einem schmalen Uferstreifen am Fuße des Weinbergs von Lavaux

Wohnen/​EFH

Villa am Genfer See bei Lausanne

Beide Teile des Wohnblocks sind vollständig mit Schiefer verkleidet

Beide Teile des Wohnblocks sind vollständig mit Schiefer verkleidet

Wohnen/​MFH

Wohnblöcke im Freihafen in Kopenhagen

Nach Plänen der Berliner Arbeitsgemeinschaft von Scharabi Architekten mit Anne Raupach entstand gegenüber dem Volkspark Friedrichshain an der Landsberger Allee das gemeinschaftliche Wohnprojekt Walden 48.

Nach Plänen der Berliner Arbeitsgemeinschaft von Scharabi Architekten mit Anne Raupach entstand gegenüber dem Volkspark Friedrichshain an der Landsberger Allee das gemeinschaftliche Wohnprojekt Walden 48.

Wohnen/​MFH

Wohngebäude Walden 48 in Berlin

Die Eingangsebene des in Schiefer gehüllten Wohnhauses liegt auf einem Plateau aus Sichtbeton (Südansicht)

Die Eingangsebene des in Schiefer gehüllten Wohnhauses liegt auf einem Plateau aus Sichtbeton (Südansicht)

Wohnen/​EFH

Wohnhaus in Krostoszowice

Kontakt Redaktion Baunetz Wissen: wissen@baunetz.de
Baunetz Wissen Schiefer sponsored by:
Rathscheck Schiefer und Dach-Systeme, Mayen | Kontakt 02651 955 0 | www.rathscheck.de