Erweiterungsbau der Skåne-Universitätsklinik in Malmö

Streng getrennte Wegeführung

Im äußersten Südwesten des schwedischen Festlandes, dort wo die Öresund-Meerenge den Kattegat mit der Ostsee verbindet, liegt Malmö, die Hauptstadt der Provinz Skåne. Im Zentrum der Stadt befindet sich die Universitätsklinik der Provinz. Sie erhielt einen signalhaften, zylinderförmigen Erweiterungsbau in leuchtenden Rot-, Grün- und Gelbtönen, der die neue Notaufnahme und Abteilung für Infektionskrankheiten aufnimmt. Geplant wurde das weithin sichtbare Gebäude von C. F. Møller Architekten aus Kopenhagen in Zusammenarbeit mit dem ortsansässigen Büro Link Architektur & Design.

Die neue Abteilung der Universitätsklinik bildet eine Landmarke in der Stadt
Kräftige Rot- Grün- und Gelbtöne entlang der Fassade
Der Gebäudebestand der Klinik ist heterogen und entstammt verschiedenen Perioden, der Neubau fungiert als neues Wahrzeichen

Der siebengeschossige Baukörper wurde an der nordöstlichen Ecke des Klinikgeländes errichtet und knüpft sowohl im Erd- als auch Untergeschoss nahtlos an den Gebäudebestand an. Nördlich und südlich verlaufende Straßen werden durch zwei eingeschossige weiße Riegel des weitläufigen Erdgeschosses begrenzt. Hier sind sämtliche Einrichtungen der Notaufnahme untergebracht. Im Untergeschoss werden Medikamente hergestellt, gelagert und verteilt, außerdem befinden sich hier die Personalräume. Zwei abgesenkte Grünanlagen im Westen und im Süden ermöglichen eine teils natürliche Belichtung dieses Geschosses.

Die oberen sechs Geschosse formen den Zylinder. Ihre Grundrisse sind kreisförmig um den ebenfalls runden Innenhof organisiert. In der ersten bis dritten Etage befindet sich die Abteilung für Infektionskrankheiten. Hier dient ein außen liegender, umlaufender Gang der strikten Wegetrennung von Personal, Besuchern und Patienten. Darüber sind doppelgeschossig die Büros angeordnet, das Technologiegeschoss bildet den oberen Abschluss.

Das Tragwerk des Klinikums besteht aus Beton und Stahl. Während das schlicht weiß verputzte Erdgeschoss den Sockel des Erweiterungsbaus bildet, ist die Fassade der Abteilung für Infektionskrankheiten doppelt ausgeführt und teils farbig gestaltet. Ein Wechsel aus bunt verputzten, gedämmten Paneelen und raumhohen Glasflächen gliedert hier die Fassade, davor fassen Glasbrüstungen und -schwerter den umlaufenden Gang ein. Die beiden zurückversetzten Büroetagen sind ringsum verglast, ebenso das oberste Geschoss.

Sicherheit
Das Gebäude ist so konzipiert, dass es einer Ausbreitung ansteckender Krankheiten in höchstem Maße entgegenwirken kann. In den kreisförmig angelegten Grundrissen der Abteilung für Infektionskrankheiten sind die Wege der Patienten und des Personals streng voneinander getrennt. Die Personalräume orientieren sich zum Innenhof, die insgesamt 51 Krankenzimmer nach außen. Dazwischen befindet sich ringförmig die interne Erschließung der Station, die ausschließlich dem Personal vorbehalten ist. Die einzelnen Stationen lassen sich im Falle einer Epidemie in kleinere Abschnitte unterteilen; Patienten und Besucher gelangen über einen außenliegenden, umlaufenden Gang zu den Krankenzimmern.

Vier Aufzüge dienen der vertikalen Erschließung des Zylinders und sind ebenfalls getrennt organisiert: Zwei von ihnen orientieren sich zum äußeren Erschließungsring, zwei zum innenliegenden Personalflur. Die Patienten werden vom Parkplatz des Krankenwagens im Erdgeschoss über die Aufzüge direkt nach oben transportiert. Über den äußeren Gang betreten sie zunächst eine Schleuse, die jedem Krankenzimmer vorgeschaltet ist. Die Erkrankten nehmen also nicht den Weg durch das Gebäude, sodass sich das Risiko einer möglichen Ausbreitung von Krankheitserregern minimiert. Auf dem gleichen Weg gelangen auch die Besucher zu den Patienten. Im Falle einer strengen Isolation dürfen sie den Raum allerdings nicht betreten: Dann nehmen sie über ein Fenster nur visuellen Kontakt auf und sprechen mit dem Kranken per Mobiltelefon.

Auch das Personal betritt die Patientenzimmer über eine Luftschleuse. Innerhalb dieser Schleuse erfolgen Desinfizierung und Kleidungswechsel: Schwestern, Pfleger und Ärzte ziehen dort ihre Schutzkleidung an. Die Luftschleusen funktionieren folgendermaßen: Verschiedene Bereiche weisen unterschiedlichen Luftdruck auf; das Krankenzimmer hat einen höheren Luftdruck als die Schleuse und die Toilette. Wird die Schleuse geöffnet, zieht der niedrigere Luftdruck im Badezimmer die gesamte Luft an und führt die infektiöse Luft durch einen Ventilationsschacht neben der Toilette ab.

Trotz der notwendigen Isolation gelangt viel Tageslicht in die Räume, dessen aufhellende Wirkung durch farbig gestaltete Wände unterstützt wird. Nach außen markieren kräftige Rot-, Grün- und Gelbtöne die Schleusen und sind als Signalfarben durch die umfassende, geöffnete Glasfassade ablesbar. Die Spezialabteilung der Klinik wird damit, analog zu ihrer Funktion, zur übergreifenden, städtischen Landmarke. us

Bautafel

Architekten: C. F. Møller Architects, Kopenhagen in Zusammenarbeit mit Link Arkitektur & Design, Malmö
Projektbeteiligte: Peab, Förslöv (Statik); GMKI Elkonsult, Stockholm (Brandschutz, Akustik); Incoord, Danderyd (Energie- und Klimatechnik)
Bauherr: Regionservice Södra Skåne
Fertigstellung: 2011
Standort: Södra Förstadsgatan 101, 20502 Malmö, Schweden
Bildnachweis: C. F. Møller Architects und Jørgen True, Kopenhagen

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