Erweiterung WTO-Hauptverwaltung in Genf

Basaltboden, Teppichfliesen mit orthogonalem Relief und astreines Eichenparkett

Der Sitz der Welthandelsorganisation WTO, das neoklassizistische Centre William Rappard, liegt mitten in der parkähnlichen Uferzone des Genfer Sees, mit der Stadt im Rücken. 2009 wurde ein Wettbewerb zur Erweiterung des Gebäudeensembles auf dem allseits begrenzten Grundstück ausgelobt, den das Stuttgarter Büro Wittfoht Architekten gewann.

Der halb unterirdische Gebäudesockel ist wesentlich tiefer als der darüberliegende Riegel
Das beide Baukörper verbindende, eingerückte Zwischengeschoss erscheint als „Glasfuge“
Das Dach des Sockels dient als großzügige umlaufende Terrasse mit Holzdielen

Der nach dem Siegerentwurf realisierte schmale, transparente Büroriegel steht in gebührendem Abstand zum denkmalgeschützten Bestandsgebäude auf einem wesentlich breiteren, halb unterirdischen Sockelgeschoss. Das beide Baukörper verbindende, eingerückte Zwischengeschoss erscheint als „Glasfuge“. Durch die Aufteilung des Volumens wirkt der Erweiterungsbau wesentlich kleiner, als er tatsächlich ist, und die vier Bürogeschosse leicht und nahezu schwebend. Die gesamte Fassade besteht aus rahmenlosen, raumhohen Verglasungen, der Büroteil ist in eine doppelte Glasfassade gehüllt. Decken und Attika verschwinden fast dahinter und es entsteht ein Eindruck von Offenheit und Transparenz.

Der Weg des Besuchers führt von der Hauptpforte durch den Altbau über eine breite Fußgängerbrücke in die Lobby im neuen Sockelgeschoss. Hier befindet sich ein Mitarbeiterrestaurant mit Seeblick und vorgelagerter Terrasse, im rückwärtigen Teil sind Küche, Lager und Anlieferung untergebracht. Da die Lobby im nicht überbauten Teil des Erdgeschosses liegt, konnte darüber ein großes Oberlicht eingebaut werden. Von hier führen ein Treppenhaus und Aufzüge im Gebäudekern sowie eine frei stehende Wendeltreppe nach oben. Direkt auf dem Sockel ist das aus einem einzigen durchgehenden Raum, nur durch die notwendigen Stützen und Kerne unterbrochene Verbindunsggeschoss (die Glasfuge). Die eingerückte Glasfassade erlaubt einen Rundumblick über eine großzügige umlaufende Terrasse auf dem Dach des Sockels auf See, den Bestandsbau, alte Bäume sowie die Stadt. Auf diesem multifunktionalen Raum, der für Vernissagen, Ausstellungen, Events und Besprechungen genutzt wird, ruhen vier Bürogeschosse mit ähnlicher, einfacher Grundrissaufteilung: Um eine Kernzone mit zwei Treppenhäusern, Aufzügen, WCs und verschiedenen Sitzmöglichkeiten sind die Arbeitsplätze entlang der Glasfassade angeordnet. Trennwände, ebenfalls aus Glas, umschließen wenige Einzelbüros und Besprechungsräume. Wendeltreppen dienen als zusätzliche „Kurzschlüsse“ zwischen den Büroetagen.

Das dominierende Weiß der Innenräume ergänzen unterschiedliche, eher helle Materialien für die Bodenbeläge sowie hier und da etwas Holz und gezielte Farbtupfer in Form von orangefarbenen und roten Sitzmöbeln oder innenseitig rot lackierten Lampenschirmen. Immer wieder tauchen kreisrunde Objekte auf, Tresen, Tische und Leuchten, oft frei verteilt, die die Räume auflockern. Weiße Raumteiler mit einer an Spitze erinnernden Stoffbespannung schirmen einzelne Bereiche in den Bürogeschossen ab.

Um den Schweizer Minergie-P-Standard zu erreichen, sind die Büros mit Bauteilheizung und -kühlung über die Betondecken ausgestattet. Die Lüftung im Bereich der Arbeitsplätze erfolgt mechanisch durch die doppelte Glasfassade, mit Quellluftunterstützung in der Kernzone.

Boden
Die drei verschiedenen Bausteine, aus denen das Gebäude zusammengesetzt ist, unterscheiden sich auch in der Materialität ihrer Fußböden. Das Sockelgeschoss erhielt einen Natursteinbelag auf schwimmendem Estrich aus Basaltplatten in drei unterschiedlichen Formaten, die im freien Verband verlegt wurden. Im darüberliegenden Verbindungsgeschoss setzen sich die Holzdielen der Terrasse innen in einem hellen Parkettboden aus Stäben im Großformat fort. Es handelt sich um ein Mehrschichtparkett mit einer weiß geölten Nutzschicht aus astreinem Eichenholz. In der Raummitte ist in der Verlängerung der Sichtbetonkerne ein Sitzbereich mit erdfarbenem Kautschukbelag abgesetzt.

Die Böden der Bürogeschosse bedecken ebenfalls in einem erdigen Braunton gehaltene Schlingenpol-Teppichfliesen der Beanspruchungsklasse 33 (Gewerbenutzung mit starker Beanspruchung) aus Polyamid. Ihr orthogonales, gerichtetes Muster ist aus zwei unterschiedlichen Webstrukturen zusammengesetzt. Die Schachbrett-Verlegung mit wechselnder Richtung erzeugt eine reliefartige Oberfläche. Parkett- sowie Teppichboden sind auf Doppelböden verlegt, die einerseits der Quelllüftung dienen und andererseits die horizontalen Verteiler der Elektro- und EDV-Leitungen aufnehmen. -sm

Bautafel

Architekten: Wittfoht Architekten, Stuttgart
Projektbeteiligte: Schlaich Bergermann und Partner, Stuttgart (Tragwerksplanung); Transsolar, Stuttgart (Energiekonzept); Weinmann, Echallens (Haustechnikplanung HLS); MAB Ingénerie, Morges (Elektroplanung); Implenia, Dietlikon (Generalunternehmer); Lachenal, Genf / Gatto, Genf (Bodenbelagsarbeiten); Lenzlinger, Nänikon (Hersteller Doppelboden); Interface, Krefeld (Hersteller Teppichboden); Mafi, Schneegattern (Hersteller Parkett)
Bauherr: World Trade Organization WTO, Genf
Standort: Rue de Lausanne 154, CH-1211 Genf
Fertigstellung: 2012
Bildnachweis: Wittfoht Architekten, Stuttgart; Fotos: Brigida Gonzalez, Stuttgart

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