Erweiterung Hotel Bühelwirt in St. Jakob

Ausgedehntes Steildach mit Holzdeckung

Die Gipfel am Südtiroler Ahrntal erreichen eine Höhe von 3.000 Metern und mehr. Als Ausgangspunkt und Ruhepol für Wanderer und Skifahrer gleichermaßen bietet das Hotel Bühelwirt in St. Jakob auf einer Höhe von 1.200 Metern über dem Meeresspiegel beste Voraussetzungen. Das traditionsreiche Haus beherbergt bereits seit 1910 Gäste; 2017 erfuhr es eine Erweiterung nach Plänen von Pedevilla Architekten aus dem gleichfalls norditalienischen Bruneck. Ein erklärtes Ziel des Hotelbetreibers lautet, das „Innen mit dem Außen in Einklang zu bringen“ – so galt dies den Architekten als Leitgedanke des Entwurfs.

Markante Erker prägen die Fassade in schwarz lasierter Lärche
Die Architektur berücksichtig ebenso den Bestand wie den Ausblick in die Alpenlandschaft
Durch Positionierung und Dachform nimmt der Neubau dem Bestand weder Ausblick noch Sonne

Das Hotel liegt unweit der Dorfkirche auf dem „Bühel“, das heißt einem Hügel. Die Erweiterung schließt talseitig im Osten an den Bestand an. Ein Korridor führt ins Erdgeschoss des Neubaus, wo sich die Erweiterung des Restaurants befindet. Auf zwei weiteren Vollgeschossen und drei sich nach oben verjüngenden Ebenen unter einem hohen Dachraum finden 20 Gästezimmer und ein Wellnessbereich Platz. Gebäudeform und Standort sind so gewählt, dass sie dem Altbau weder die Aussicht noch das Sonnenlicht nehmen. Das kompakte Bauwerk mit dem hohem Steildach hat einen keilförmigen Grundriss, der sich im Süden weitet. Dorthin öffnet sich die Fassade ebenso wie gen Osten, mit großen Fenstern und kleinen Loggien. Die Architektur nimmt auf den Bestand ebenso Bezug wie auf den fantastischen Ausblick in die Alpenlandschaft. Schräg hervorspringende Erker ermöglichen individuelle, durchweg postkartentaugliche Aussichten; hölzerne Sitznischen vor den Fenstern bieten den Gästen Platz zum Schauen.

Außer der Dachform und der hölzernen Außenbekleidung wurden andere charakteristische Elemente der lokalen Bautypologie zeitgemäß interpretiert. Die Böden und Einbauschränke der Gästezimmer sind aus Lärchenholz, das aus regionaler Waldwirtschaft stammt. Die Innenwände sind zum Teil mit Holz bekleidet oder mit Lehm verputzt. Dem Lehmputz wurden Zuschläge aus einem nahegelegenen Kupferbergwerk beigemischt, wodurch die Wände einen Grünschimmer erhielten. Passend dazu wurden Wand- und Stehleuchten aus Kupfer gefertigt; die Vorhänge stammen aus einer lokalen Lodenmanufaktur.

Dach

Mit einer Dachneigung von 39,4° adaptiert der Erweiterungsbau zwar die traditionelle Form tief gezogener Satteldächer, die dem rauen Klima in der Alpenregion trotzen. Er transformiert diese aber ins 21. Jahrhundert: Durch die Asymmetrie weicht der Baukörper von den Konventionen ab, die rundum einheitliche, dunkle Holzhülle verleiht ihm skulpturale Wirkung, sodass er sich gut in die bewaldete Berglandschaft fügt.

Dachaufbau (von außen nach innen):

  • 2,5 cm Holzschalung vertikal b = 16 cm (Lärche gebeizt, sägerau)
  • Lattung und Konterlattung
  • Fassadenbahn mit Polyester-Vlies
  • Kreuzweise Lattung 12 + 8 cm, dazwischen 20 cm Steinwolle 035
  • Dampfbremse
  • 30 cm STB-Decke

Das Projekt wurde mit einem „best architects award 2019“ ausgezeichnet.

Bautafel

Architekten: Pedevilla Architekten, Bruneck
Projektbeteiligte: Jud und Partner, Olang (Planung HLS); Ingenieurbüro Oberlechner, Rasen-Antholz (Elektroplanung); IPM Ingenieurbüro, Bruneck (Statik); Ingenieurteam Bergmeister, Vahrn (Brandschutz); Arcfactory, Bozen (Innendesign); Zimmerei Laner & Oberkofler, Taufers (Zimmererarbeiten); Peintner, Bruneck (Sanitärinstallationen); Elektro R.B.I., Sankt Jakob (Elektroinstallationen); Tischlerei Nagà, La Valle (Einbaumöbel)
Bauherr: Michaela Nöckler
Standort: Am Bühel 30, St. Jakob im Ahrntal, Südtirol, Italien
Fertigstellung: 2017
Bildnachweis: Gustav Willeit, Corvara / Zürich; Pedevilla Architects, Bruneck

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