Erweiterung Erich-Kästner-Schule in Darmstadt

Solarstrom und Lüftung mit Wärmerückgewinnung

Ende der 1960er-Jahre wurde im Darmstädter Stadtteil Kranichstein eine Siedlung mit Wohnhochhäusern nach den Entwürfen des Frankfurter Architekten und Stadtplaners Ernst May errichtet. Im Laufe der Jahre gesellten sich Bungalows und Mehrfamilienhäuser dazu. Zur Gesamtplanung gehörte von Beginn an auch die Anlage eines Bürgerparks mit Wald- und Wiesenabschnitten sowie mehreren Teichen. In diesem Spannungsfeld zwischen Naherholungsgebiet und Hochhausblock befindet sich die Erich-Kästner-Schule, ein typisches Flachbau-Ensemble aus mehreren Jahrzehnten. Nach Plänen des Büros Dasch Zürn + Partner entstand nun ein energieeffizienter Erweiterungsbau, der diese Schnittstelle neu definieren soll. In dem das Schulgelände nach Nordwesten erweiternden Neubau sind neben Unterrichtsräumen eine Mensa sowie die Schulverwaltung und das Lehrerzimmer untergebracht.

Von unten nicht sichtbar sind auf der großen Dachfläche Photovoltaik-Module aufgestellt, die den gesamten Strombedarf der Schule decken.
Durch die Anordnung der Latten mal in vertikaler mal in horizontaler Ausrichtung wird die in drei flache, quaderförmige und verschachtelte Volumina geteilte Kubatur des Gebäudes betont.
Im Innenraum sind die meisten Wände mit Holzpaneelen verkleidet, lediglich der Nebenraumblock besitzt eine grob verschalte Betonstruktur.

Der eingeschossige Erweiterungsbau ist als flacher, langgestreckter Baukörper entwickelt, dessen Erscheinungsbild durch großflächige Verglasungen einerseits und geschlossene Außenwandflächen mit Holz-Bekleidung andererseits bestimmt wird. Wesentliches Gestaltungskriterium für die Architekt*innen war eine möglichst harmonische Materialwahl innen wie außen: Die Fassade ist mit hell lasierten Holzlatten als hinterlüftetes System ausgestaltet, durch die der Neubau sich ganz selbstverständlich in seine Umgebung einfügen soll. Durch die Anordnung der Latten mal in vertikaler mal in horizontaler Ausrichtung wird die in drei flache, quaderförmige und verschachtelte Volumina geteilte Kubatur des Gebäudes betont. Der Sonnenschutz vor den großen, fast raumhohen Fenstern führt ebenfalls dazu, dass sich die Ansicht des Baukörpers immer wieder verändert. Dazu trägt auch eine Fassadenbegrünung an der Südseite bei.

Natürliche und langlebige Materialien

Im Innenraum wird das Thema der Holzoberflächen fortgeführt. Mit Ausnahme des Nebenraumblocks sind nahezu alle Wände mit hellen Holzpaneelen verkleidet. Auch darüber hinaus kommen überwiegend natürliche und langlebige Materialien zum Einsatz. Ausbesserungsarbeiten sind dadurch weniger häufig notwendig. Die Decken sind vollflächig mit abgehängten, gelochten Akustikplatten bekleidet, um die Nachhallzeiten zu verkürzen und somit die Raumakustik zu verbessern. In der Mensa sind kreisrunde Vertiefungen mit indirekter Beleuchtung in die Akustikdecke integriert, die zusammen mit der gelben Farbgebung für eine lockere Atmosphäre sorgen. Die Böden bestehen dort, wo die Beanspruchung stark ist, also in der Eingangshalle und der Mensa, aus Sichtestrich. Die Unterrichts-, Verwaltungs- und Lehrbereiche sind mit umweltfreundlichem Linoleum belegt. Das gesamte Gebäude ist barrierefrei.

Photovoltaik und Lüftung mit Wärmerückgewinnung

In Bezug auf die Energieeffizienz des Schulneubaus haben Bauherr und Architekturbüro von Beginn an einen hohen Standard angestrebt, um den Klimaschutzzielen gerecht zu werden. So wurde im Zuge der baulichen Erweiterung der Schule auch die Technik im gesamten Ensemble runderneuert. Herzstück dessen ist ein neues Technikgebäude zwischen Bestand und Neubau, in dem die komplette Steuerung und Verteilung der Energie stattfindet. Die Wärmeversorgung erfolgt über die bestehende Fernwärmeversorgung des kommunalen Energieversorgers. Ein internes Rohrnetz verteilt die Wärme dann in die einzelnen Gebäude. Die Wärmeübergabe an die Räume erfolgt überwiegend durch eine Fußbodenheizung. Das Warmwasser wird über ein Trinkwasser-Durchflusssystem erzeugt.

Das Flachdach des Erweiterungsbaus ist als Regenwasserpuffer sowie zum Schutz vor zu starker Erwärmung durch Sonneneinstrahlung begrünt. Zusätzlich befindet sich hier eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 72 kWp. Die bestehenden Gebäude wurden mit weiteren PV-Modulen versehen, sodass das gesamte Schulensemble eine Leistung von 136 kWp erbringt. Damit kann nicht nur der Strombedarf der Schule gedeckt, sondern sogar ein Überschuss erzeugt werden, der in das öffentliche Netz eingespeist wird.

Das Gebäude ist außerdem mit einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung mit einer Leistung von bis zu 12.950 m³/h und einer separaten Lüftungsanlage für die Küche mit einer Leistung von 5.950 m³/h (Zuluft) ausgestattet, die ebenfalls mit dem Strom aus der PV-Anlage betrieben werden. Auch die Digitalisierung des schulischen Bildungskontexts wurde berücksichtigt, indem alle Klassenräume mit digitalen, interaktiven Displays als Tafelsystem ausgestattet wurden. Außerdem steht in allen Räumen WLAN zur Verfügung. -tg

Bautafel

Architektur: dasch zürn + partner, Stuttgart
Projektbeteiligte: IB Wagner, Reutlingen (HLS-Planung); Professor Pfeiffer und Partner, Darmstadt (Tragwerksplanung, Bauphysik/Raumakustik); Kienle Beratende Ing., Stuttgart (Elektroplanung); Insa4 Brandschutzingenieure, Wuppertal (Brandschutzgutachten); Reinboth Landschaftsarchitekten, Wuppertal (Landschaftsarchitektur); Schreinerei Johannes Röll, Laufach (Tischler)
Bauherr/in: Eigenbetrieb Immobilienmanagement Darmstadt
Fertigstellung: 2022
Standort: Wickopweg 2, 64289 Darmstadt-Kranichstein
Bildnachweis: Henrik Schipper Photography, Dortmund

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Planungsgrundlagen

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Die Aufstellungsfläche muss nach Süden orientiert und ohne Verschattung sein. Ihre Größe bestimmt, wieviel Strom sich produzieren lässt (Solarpark Mallorca)

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Planung von PV-Anlagen

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