Erweiterung eines Textilunternehmens in Dannenberg

Rot lackierte Stahldächer und Sheds

Erweiterungen von Gewerbegebäuden inmitten eines gewachsenen Bestandes sind in der Regel eine große Herausforderung  – viele Negativbeispiele belegen das. Positiv zu werten ist die Erweiterung des Textilunternehmens Nya Nordiska in Dannenberg. Dort schuf das Büro von Staab Architekten aus Berlin eine gelungene Verbindung aus historischer Fachwerkarchitektur und zurückhaltender Modernität.

Das rötlich eloxierte Aluminium stellt einen Bezug zur textilen Gestaltung im Innenraum sowie der farblichen Prägung der historischen Fassaden in der Altstadt her
Die gestalterische Raffinesse des Projekts offenbart sich teilweise erst auf den zweiten Blick, so etwa die wie plissierter Stoff wirkenden Bleche der Außenhaut. Die Profile wurden maßgeschneidert produziert und unterschiedlich gefaltet
Hofeinfahrt

Das Objekt steht inmitten der verwinkelten Altstadt des kleinen Ortes, in dem das Unternehmen, ein Familienbetrieb mit rund 130 Mitarbeitern, seinen angestammten Sitz hat. Um diesen zu erhalten, schrieb der Bauherr 2008 die Erweiterung der Bestandsgebäude in einem geladenen Wettbewerb aus. Den ersten Platz gewannen Staab Architekten für die „funktionale Klarheit und harmonische Integration in die Stadtsilhouette“, wie der Bauherr seine Entscheidung betont.

In nur einjähriger Bauzeit gelang ein Raumgewinn von 4.110 Quadratmetern für Ateliers, Büros und Lager. Die Form und Ausformulierung stellt einen Zusammenhang zwischen Alt- und Neubau her, sodass aus den einzelnen Teilen eine Einheit für den Betrachter und den Nutzer entstehen konnte. „Das Gebäude dokumentiert mit seiner einheitlichen Haut aus rötlich eloxiertem Metall seine organisatorische und gestalterische Einheit und seine heutige Entstehungszeit. Es zeigt, dass eine innerstädtische Verdichtung auch mit einem Produktionsstandort zu einer städtebaulichen Aufwertung beitragen kann.“, so das selbstbewusste Resümee des Architektenteams.

Alte wie neue Gebäudekörper gruppieren sich um einen zentralen begrünten Innenhof und sind für den Betrachter von der Straße aus kaum erkennbar. Dazu trägt auch eine Fachwerkfassade bei, die während der Bauarbeiten vorübergehend zerlegt wurde. Hinter ihr sind neue Räume entstanden, ein rotes Schaufenster in der ansonsten unveränderten Fachwerkstruktur weist darauf hin.

Die gestalterische Raffinesse des Projekts offenbart sich teilweise erst auf den zweiten Blick, so etwa die wie plissierter Stoff wirkenden Bleche der Außenhaut. Die Profile wurden maßgeschneidert produziert und unterschiedlich gefaltet. Das rötlich eloxierten Aluminium stellt einen Bezug zur textilen Gestaltung im Innenraum sowie der farblichen Prägung der historischen Fassaden in der Altstadt her. Gen Himmel zeigen die neuen Sheddächer, die durch eine scharf umrissene Linienführung ohne störende Aufbauten auskommen. Die Fugen der Fassadenflächen sind kaum erkennbar und auch der kleine Steinsockel zwischen Baukörper und Basaltpflaster stört das einheitliche Bild der Außenfläche nicht. Die Entwässerung wurde zur Wahrung der möglichst schlichten Optik nach innen geführt.   

Dach

Bei den rot lackierten Stahldächern der Erweiterung orientierten sich die Architekten in Formgebung und Volumen an den Giebeln der umgebenden Altstadt Dannenbergs. Zur Ausführung kamen stark variierende Sheddächer, in ihren Neigungswinkeln so unterschiedlich, dass sie zum Teil als asymmetrische Sattel in Erscheinung treten. Die Dächer spiegeln auch die unterschiedlichen Nutzungen wider. So erhielten die Designabteilung und die Werkstatt nach Norden ausgerichtete Oberlichter – bei Nordlicht lassen sich die Farben der Stoffe besser vergleichen. Die Büros befinden sich dagegen unter Satteldächern mit großen durchlaufenden Fensterbändern.

Der Aufbau der Dächer entspricht herkömmlichen Metalldächern:

  • Gipskarton 125 mm (nur in den Büros)
  • Stahlträger HEA 220 mm, bis zu 7,5 m lang
  • Trapezblech 100/275/1 mm
  • Dampfsperre
  • Mineralwolle 210 mm
  • Unterkonstruktion
  • Profilblech aus Aluminium 50/429/1 mm (deren oberer Abschluss ist beschichtet und nachträglich farbig an die Fassaden angepasst worden)
Auf einigen Dachschrägen wurde die Eindeckung mit Ziegeln vorgenommen, bei diesem Aufbau trägt der gleiche konstruktive Querschnitt, nur folgen auf die Mineralwolldämmschicht eine Unterspannbahn, Lattung, Konterlattung und dann die Ziegel. In beiden Varianten ist die gefaltete Dachstruktur von innen weitestgehend sichtbar geblieben.

Bautafel

Architekten: Staab Architekten, Berlin
Projektbeteiligte: ifb Frohloff Staffa Kühl Ecker, Berlin (Tragwerksplanung Genehmigung);  Peter Martens + Frank Puller Ingenieurgesellschaft, Braunschweig (Tragwerksplanung Ausführung); Levin Monsigny Landschaftsarchitekten, Berlin (Freiraumplanung); prg Ingenieurgesellschaft, Berlin (Haustechnik, Elektroplanung, Kommunikationstechnik, Fördertechnik); LKL Licht Kunst Licht, Berlin (Lichtplaner); IBB Ingenieurbüro Gert Beilicke, Leipzig (Brandschutz)
Bauherr: Nya Nordiska Verwaltung, Dannenberg
Fertigstellung: 2010
Standort: An der Ratswiesen 4, 29451 Dannenberg
Bildnachweis: Marcus Ebener, Berlin

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